Dortmund Explosion zerstört Wohnhaus

Dortmund · Die Polizei hat einen Mieter des Dortmunder Hauses vorläufig festgenommen. Es geht um versuchten Mord. Der 48-Jährige soll die Detonation vorsätzlich verursacht haben. Die Suche nach einer vermissten Bewohnerin blieb bis zum Abend erfolglos.

Eine bange Frage stellt sich nach stundenlanger Suche in den Trümmern eines Dortmunder Mietshauses: Liegt noch eine Frau in den Resten des fast komplett zerstörten Gebäudes? Zu einem verschütteten Zimmer können sich die Retter bis gestern Abend nicht vorarbeiten. Am Nachmittag wird das Handy der Vermissten geortet, die Feuerwehr muss aber die Suche vorerst einstellen. Die Einsturzgefahr ist zu groß. Das Technische Hilfswerk muss die Hauswände abstützen.

Das Drama beginnt um 8.45 Uhr. Eine ohrenbetäubende Explosion reißt eine Lücke in die alte Hausreihe in der Dortmunder Teutonenstraße. Schwere Trümmerteile fliegen durch die Luft, prasseln auf die Straße, auf Autos und in den Hinterhof. Die oberen Stockwerke des Hauses im ehemaligen Stahlwerks-Vorort Hörde sind weggerissen. "Vorder- und Rückseite wurden herausgebrochen", sagt Einsatzleiter Dirk Klüh. Dass hier nicht mehr als zwei Personen verletzt worden sind, schätzen am Ende alle Beteiligten als großes Glück ein. Nachbarn berichten von den Schulkindern, die jeden Morgen die Straße durchqueren. Andere hatten gerade das Haus verlassen - oder waren kurz davor.

Dortmund: Explosion zerstört Wohnhaus – eine Frau stirbt
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Explosion zerstört Wohnhaus in Dortmund

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Foto: dpa, bt hpl

Aus dem noch intakten Erdgeschoss rettet sich ein Mann ins Freie. Ein Paar bekommt auf der Straße die Druckwelle zu spüren. Die Frau wird leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht. Wenig später bergen Feuerwehrleute einen Bewohner schwer verletzt aus den Trümmern. Der Mann trägt schwere Brandwunden davon.

Es dauert nicht lange, bis ein erster Hinweis auf mögliche Hintergründe die Runde macht. In einer Wohnung habe ein Mann gelebt, der seit Jahren psychisch auffällig gewesen sein soll und den Nachbarn mehrfach gedroht habe. Eine Nachbarin sagt: "Das war definitiv kein Unglück." Der Wohnungsmieter, der nach der Explosion als Erster mit schweren Verbrennungen von der Feuerwehr aus dem Haus geholt worden war, habe dabei mit derben Worten die erschrockenen Nachbarn verhöhnt. Später dann nimmt die Polizei einen Mieter des Hauses fest. Es geht um versuchten Mord. Der 48-Jährige, der selbst schwer verletzt wurde, steht im Verdacht, die Explosion vorsätzlich verursacht zu haben. Angaben, wie er die Detonation ausgelöst haben soll, machen die Ermittler zunächst nicht.

Auf der Suche nach der vermissten Frau durchkämmt die Feuerwehr die Reste des einsturzgefährdeten Hauses. "Wir kommen aber nur langsam voran. Einige Räume sind verschüttet", sagt Feuerwehrsprecher André Lüddecke. Mit den Händen räumen Feuerwehrleute vorsichtig Ziegelstein um Ziegelstein zur Seite. Ein Suchhund klettert über die Trümmer, um Verschüttete aufzuspüren.

Von einem Kran aus inspizieren Feuerwehrmänner das eingestürzte Gebäude von oben. Auch eine Drohne mit Wärmebildkamera wird eingesetzt. Mit einem Horchgerät versuchen die Retter, Klopfgeräusche wahrzunehmen - ohne Erfolg. Statiker prüfen die Nachbarhäuser auf Einsturzgefahr. Ihre Bewohner werden von der Feuerwehr vorsorglich in Sicherheit gebracht.

Explosionen, meist durch Gas verursacht, haben immer wieder Opfer gefordert. Die nahezu vollständige Zerstörung eines Wohnhauses durch eine Explosion ist laut Feuerwehr aber ein sehr seltenes Ereignis. "Es ist und bleibt ein extremer Einzelfall", sagt Carsten-Michael Pix, Referent des Deutschen Feuerwehrverbandes.

(RP)
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