Essen Festnahmen nach Friedensdemo gegen Gaza-Krieg

Essen · Nach einer Friedensdemonstration gegen den Gaza-Krieg suchen einige Teilnehmer die Konfrontation mit einer Gruppe, die gegen Antisemitismus protestiert. Die Polizei verhindert eine Eskalation. Die Linke als Veranstalter der Friedensdemo reagiert beschämt.

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Nach einer Kundgebung gegen den Gaza-Krieg in Essen hat die Polizei nach eigenen Angaben gewaltsame Zusammenstöße mit einer anderen Demonstrantengruppe verhindert. Rund 1000 Menschen hatten am Freitag zunächst friedlich gegen die Bombardierung des Gazastreifens durch Israel demonstriert. Im Anschluss daran seien etwa 200 Teilnehmer zu einem Platz gezogen, auf dem rund 100 Menschen gegen Antisemitismus protestierten. Vereinzelt seien Flaschen und andere Gegenstände geworfen worden. Die Polizei nahm acht Personen fest und ermittelt wegen Verstößen gegen das Waffengesetz und wegen Körperverletzung. Aufgerufen zu der "Friedensdemonstration für Nahost" hatte die Jugendorganisation der Partei Die Linke.

Wenige Stunden zuvor waren 14 Menschen festgenommen worden, die die Friedensdemonstration offenbar zu Aktionen gegen die Alte Synagoge in Essen nutzen wollten. Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen sie wegen Verabredung zu einem Verbrechen, teilte die Polizei mit.

Der Bundesgeschäftsführer der Linken, Matthias Höhn, nannte die Vorgänge beschämend. "Dass im Vorfeld einer Veranstaltung, zu der auch Linke aufgerufen hatten, der Schutz jüdischer Einrichtungen verstärkt werden musste, dass auf und nach einer solchen Kundgebung antisemitische Parolen skandiert wurden, dass die Essener Synagoge erklärtes Ziel israelfeindlicher Teilnehmer dieser Kundgebung war, dass Flaschen und Steine auf pro-israelische Demonstranten geworfen wurden - das alles beschämt mich zutiefst", sagte Höhn laut Mitteilung.

Der Vorsitzende der NRW-Grünen Sven Lehmann warf der Linken vor, mit dem Aufruf zur Demonstration "massiv gezündelt" zu haben. "Die Geister, die sie rief, waren offenbar auch Antisemiten, Islamisten und Neonazis", sagte Lehmann der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" WAZ (Montag).

Der innenpolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, forderte die Linken auf, sich schärfer vom Antisemitismus abzugrenzen. "Eine demokratische Partei darf sich hier keine Unschärfen leisten und muss gegen Antisemiten in ihren Reihen konsequent vorgehe", betonte Beck.

Die nordrhein-westfälische SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese nannte es "unerträglich", dass Linksparteiabgeordnete und Linksparteijugend zusammen mit Antisemiten und Rechtsextremen demonstriert hätten. "Kaum verholen werden antijüdische Parolen skandiert und das Existenzrecht des Staates Israel infrage gestellt", sagte Griese in einer Mitteilung.

(lnw)
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