Herdecke Feuerwehr rettet Entenküken — und wird beschimpft

Herdecke · Tiere zu retten gehört zu den Aufgaben der Feuerwehr. In Herdecke im Ennepe-Ruhr-Kreis wurde sie nach einem solchen Einsatz aber heftig angegangen. Die Feuerwehrleute machten mit einem Post auf Facebook ihrem Ärger Luft.

 Die Entenküken im Blumenkasten.

Die Entenküken im Blumenkasten.

Foto: Feuerwehr Herdecke

Die Feuerwehr in Herdecke war am Freitagnachmittag gegen 16 Uhr alarmiert worden. Mehrere Entenküken saßen hilflos in einem Blumenkasten im zweiten Obergeschoss eines Hochhauses, berichtete sie. Ein Tier war bereits heruntergefallen. Die Einsatzkräfte hätten das weitere Vorgehen mit einem Vogelexperten und Tierpfleger abgestimmt und seien dann mithilfe einer Drehleiter zu den Tieren gelangt. Zwei Feuerwehrleute fingen die Jungvögel ein. Anschließend sollten sie zu einer Pflegestation nach Hattingen gebracht werden.

Für dieses Vorgehen wurde die Feuerwehr anschließend nach eigenen Angaben massiv angegangen. Unter Berichten über den Einsatz bei verschiedenen Medien und auch auf Facebook gab es böse Kommentare. "Hauptkritik war, dass wir die Küken von den Eltern getrennt haben", sagt Feuerwehhr-Sprecher Christian Arndt unserer Redaktion.

Die Einsatzkräfte wandten sich daraufhin mit einem Facebook-Post an die Öffentlichkeit: "Manchmal vergeht uns Feuerwehrleuten echt die Lust, in der Stadt für Sicherheit zu sorgen!", heißt es darin. Die Feuerwehr betont, sie hätte ihren Einsatz mit "Spezialisten" abgesprochen. So seien sieben Küken gerettet worden. Drei seien nicht mehr zu retten gewesen, weil Raubvögel sie angegriffen hätten. Auch räumt sie in dem Post ein, dass es nicht gelungen sei, die Enteneltern einzufangen: "Es ist nicht so, dass wir das nicht wollten. Aber im Gegensatz zu uns Feuerwehrleuten — wir sind auch nur Menschen — können Enten fliegen", rechtfertigt sich die Feuerwehr.

"Die Gefahr, dass die Küken nicht überleben, wenn wir sie dort lassen, war zu groß", sagt Arndt. Eine Elster hätte die kleinen Vögel angegriffen, und es bestand die Gefahr, dass sie aus dem Blumenkasten gefallen wären. "Wir wollten, dass die Tiere weiterleben, deshalb haben wir sie - nach Rücksprache mit den Spezialisten- von dort weggeholt", sagt Arndt.

"Experten bei Facebook" hätten die die Situation dann allein auf Basis der Pressemitteilung beurteilt und die Feuerwehr angegangen. Das ärgert die Einsatzkräfte. "Die Kritik nehmen wir an, aber wir hätten uns gewünscht, dass die Kommunikationswege anders gewählt worden wären und man uns zum Beispiel angerufen hätte", sagt Arndt. "Wir haben versucht, alles richtig zu machen." Die Einsatzkräfte hätten am Samstag und am Sonntag die Mutter der Küken erneut gesucht, jedoch ohne Erfolg. Der Vogelexperte von der Paasmühle in Hattingen, bei dem die Küken jetzt untergekommen sind, habe ihnen versichert, dass die Enteneltern ihre Trauer über den Verlust der Kinder schnell vergessen werden.

An ihre Kritiker richtet die Feuerwehr eine Botschaft: "Mit der Energie, die hier auf Facebook aufgewendet wird, um sich über unsere Maßnahmen aufzuregen, kann man locker bei uns mitmachen! Dann muss man sich im Nachhinein auch nicht aufregen, sondern weiß, dass alles versucht wurde, den Tieren zu helfen."

 Die Feuerwehr rettete die Küken über eine Drehleiter.

Die Feuerwehr rettete die Küken über eine Drehleiter.

Foto: Feuerwehr Herdecke

Für ihre Reaktion bekommt die Feuerwehr auf Facebook viel Unterstützung. Über tausend Mal wurde der Post geliked. In den Kommentaren heißt es: "Finde ich super, dass ihr geholfen habt, Danke!" und "Weiter so!" Eine positive Rückmeldung gibt es auch von der Tierrettung Unterland, die schreibt: "Zumindest geht es nicht nur uns so. Gute Arbeit!" Im Hinblick auf die Kritiker meint ein Nutzer: "Lasst euch von solchen Vollidioten nicht unterkriegen." "Wir freuen uns sehr über den Zuspruch", sagt Arndt. Einige Kritiker hätten ihre Kommentare mittlerweile gelöscht.

(lsa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort