Schwerte Flüchtlinge beziehen ehemaliges KZ-Gelände

Schwerte · Trotz massiver Kritik sind gestern in Schwerte die ersten elf Flüchtlinge auf das Gelände der ehemaligen Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald gezogen. "Es handelt sich um Menschen aus Afrika, die vorher in einer anderen Flüchtlingsunterkunft in der Stadt untergebracht waren", sagte eine Sprecherin der Stadt Schwerte.

Schwerte: So sieht das ehemalige KZ-Außenlager aus
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In der kommenden Woche sollen noch zehn weitere Flüchtlinge auf das frühere KZ-Gelände Schwerte-Ost ziehen. Zuvor hatten unter anderem Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Integrationsminister Guntram Schneider (beide SPD) das Vorhaben der Stadt Schwerte kritisiert und Bürgermeister Heinrich Böckelühr (CDU) gebeten, eine andere Lösung zu finden.

Erstmals hat sich jetzt auch der Bildhauer Horst Wegener zu der Flüchtlingsunterkunft geäußert. Der Steinmetz bezeichnet die Unterbringung nahe seiner Skulptur - ein Schienenstrang, dessen Schwellen auf steinernen Köpfen liegen, die die verzerrten Gesichter der Zwangsarbeiter darstellen sollen - als "Griff ins Klo". "Das alles hat finanzielle Hintergründe. Ich finde, man hätte etwas Besseres finden können. Das wäre mir lieber gewesen."

Zwar seien die Gebäude, in denen die Flüchtlinge unterkommen, erst in den 50er Jahren entstanden und nicht wie zunächst angenommen die Baracken, in denen damals die SS-Aufseher wohnten. "Diese Gebäude sehen aber genauso aus wie die alten. Das Argument lasse ich daher nicht gelten, das ist geschmacklos", sagt Wegener. Die Stadt Schwerte habe sich zwar ihrer Vergangenheit gestellt und mit der Gedenkstätte auch eine sehr gute Aufarbeitung geleistet, bestätigt Horst Wegener. Mit der Entscheidung, auf dem ehemaligen KZ-Gelände nun Flüchtlinge unterzubringen, torpediere die Verwaltung jedoch diese Gedächtniskultur, so der Dortmunder.

(csh/jeku)
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