Flüchtlinge in NRW Fast 7000 Flüchtlinge in Turnhallen: Sportbund übt Kritik
Düsseldorf · Flüchtlinge in Turnhallen: Für viele Kommunen ist es der schnellste Weg, das Problem mit der Unterbringung in den Griff zu bekommen. Die Sportler sehen das kritisch.
Fast 7000 Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen sind derzeit in rund 50 Sporthallen untergebracht. Das ergibt sich aus einem Bericht des Innenministeriums für den Innenausschuss des Landtags. Von diesen rund 50 Hallen stehen 39 normalerweise für den Sportunterricht an Schulen zur Verfügung.
Das Ministerium nennt vor allem einen Grund dafür, dass die Kommunen Flüchtlinge oft in Turnhallen unterbringen, wenn kurzfristig eine Lösung gefunden werden muss: Die Gebäude können schnell hergerichtet werden und sanitäre Anlagen sind bereits vorhanden. Sanitärcontainer seien nämlich inzwischen europaweit zur Mangelware geworden, teilt das Ministerium mit.
Es sei zwar das Ziel, Flüchtlinge in regulären Unterkünften oder Zelthallen unterzubringen, heißt es in dem Bericht. Doch angesichts der steigenden Flüchtlingszahl könne die Nutzung von Sporthallen auch künftig nicht ausgeschlossen werden. Das Ministerium verweist auf die Entwicklung der vergangenen drei Monate: Im Mai wurden NRW nach dem bundesweiten Verteilungsschlüssel 6721 Flüchtlinge zugewiesen, im Juni waren es schon 9452 und im Juli 16.273.
Der Landessportbund übte Kritik an der Belegung so vieler Turnhallen mit Flüchtlingen: "Die Politik geht den bequemsten Weg und nutzt die günstige Infrastruktur der Hallen aus", sagte Pressesprecher Frank Rall. "An manchen Orten ist der Sportunterricht in Schulen und Vereinen völlig eingeschränkt: So kann es auf Dauer nicht weitergehen", sagte Rall.
Die Vereine würden gerne helfen, aber sie hätten auch einen gesellschaftlichen Auftrag. Für sie kommt noch hinzu, dass viele Dutzend Hallen gesperrt sind, weil Deckenteile aufgrund fehlerhafter Montage herunterstützen könnten. In Bochum passierte das im Juli, seitdem laufen Überprüfungen im ganzen Land und zahlreiche Hallen wurden vorbeugend gesperrt.