Sicherheitspersonal im Warnstreik Lange Warteschlangen am Düsseldorfer Flughafen

Düsseldorf/Köln · An den Flughäfen Düsseldorf und Köln streikt an diesem Donnerstag das private Sicherheitspersonal. In der Landeshauptstadt hatten nur vier von 15 Fluggastkontrollen geöffnet. Mehr als 200 Flüge fallen den gesamten Tag über aus. Auch der bundesweite Flugverkehr wurde behindert. Der Arbeitgeberverband BDSW vergleicht das Vorgehen von Verdi mit einer Geiselnahme.

 Reisende erwarten an den Flughäfen Düsseldorf und Köln lange Wartezeiten.

Reisende erwarten an den Flughäfen Düsseldorf und Köln lange Wartezeiten.

Foto: dpa, rwe fpt

Am Flughafen Düsseldorf reichten am Morgen die beiden Schlangen der Wartenden vor der Abflughalle B quer durch die gesamte Halle. Mitarbeiter in gelben Warnwesten verteilten Getränke und kleine Snacks an die Fluggäste. Die Stimmung der Reisenden: teils gelassen, teils aggressiv. Viele waren aufgrund der Ankündigung deutlich früher angereist. Mitarbeiter der Fluggesellschaft versuchten fortlaufend, Passagiere abgehender Flüge an der Schlange vorbei zu den fünf besetzten Sicherheitskontrollen zu lotsen.

Verdi-Mitglieder in gelben Streikwesten ließen sich nur vereinzelt auf der Abflugebene sehen. Zwar hatte es am frühen Morgen einen Protestzug durch die Abflughalle gegeben. Die Verdi-Streikleitung entschied allerdings im Laufe des Vormittags, zunächst keine weiteren Aktionen vor den betroffenen Fluggästen abzuhalten, "um nicht unnötig Öl ins Feuer zu gießen".

Rund 40 Flüge in Köln gestrichen

In Köln/Bonn sollten einem Sprecher zufolge über den Tag hinweg 40 von 190 Flugbewegungen ausfallen, in Düsseldorf 205 von 530. Dadurch habe man "etwas Druck" aus dem Streiktag genommen, sagte der Airport-Sprecher in Düsseldorf.

In Düsseldorf begann der Ausstand der privaten Sicherheitsdienste wie angekündigt um 3 Uhr nachts, bestätigte ein Flughafensprecher unserer Redaktion. "In Köln hat der Ausstand um Mitternacht begonnen", sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi in der Nacht der Deutschen Presse-Agentur.

Eine Frau aus Ratingen, die mit ihrem Mann nach Miami wollte, sagte, der Streik sei "schon ärgerlich", sie könne aber verstehen, wenn für mehr Lohn gestreikt werde. "Als Privatperson, die sehr wenig Lohn bekommt, kann ich den Streik nachvollziehen", sagte auch ein Vater, der mit seinem Sohn verreisen wollte. Viele Fluggäste aus dem Ausland wurden von dem Streik völlig überrascht.

Die Streichungen wirkten sich auf praktisch den gesamten innerdeutschen Flugverkehr aus. Zahlreiche andere deutsche Flughäfen waren betroffen. Ausfälle von Starts oder Landungen meldeten unter anderem Berlin-Tegel (38), Stuttgart und Frankfurt (je 5) und Stuttgart (4). "Wer bei uns nicht rausgeht, kommt natürlich in den anderen innerdeutschen Flughäfen nicht an", sagte ein Flughafensprecher in Düsseldorf.

Reisenden wurde von den Flughafenbetreibern dringend empfohlen, sich vor der Anreise bei ihrer Fluglinie oder beim Reiseveranstalter über den Stand ihres Fluges zu informieren.

Düsseldorf: Nur fünf von üblicherweise 15 Fluggastkontrollen haben am Donnerstagmorgen geöffnet. Dort bilden sichlange Schlagen. 115 Abflüge und 90 Ankünfte wurden gestrichen. Zum Vergleich: Üblicherweise starten und landen in Düsseldorf an einem solchen Tag 530 Flüge, 48.000 Passagiere müssen dann durch die Kontrollen geschleust werden.

Der Flughafen Düsseldorf versichert auf seiner Website, sich "gemeinsam mit Airlines und Behörden bestmöglich" auf den Streik vorbereitet zu haben. Passagiere fordert er auf, möglichst wenig Handgepäck mitzubringen und deutlich früher zum Flughafen zu kommen. Auf Nachfrage empfahl der Sprecher in Düsseldorf, dafür ein bis zwei Stunden extra einzukalkulieren. Das Bild werde sich im Laufe des Tages voraussichtlich nicht groß verändern.

Wichtig außerdem für Flugreisende in Düsseldorf: Der Zugang zu den Gates erfolgt für alle Flüge zentral über den Flugsteig B. Auch wenn der Flug von einem der anderen Flugsteige starte, sollten Passagiere zunächst die Sicherheitskontrolle am Flugsteig B passieren, teilte der Flughafen mit.

Köln/Bonn: In Köln/Bonn fiel etwa ein Drittel der Flüge aus, insgesamt wurden 64 Flüge gestrichen.

Der Airport teilte mit, während des Streiks würden die Flüge im Terminal einzeln aufgerufen und die Passagiere Flug für Flug zur Passagierkontrolle gebeten. Der Flughafen bitte daher alle Gäste, besonders auf die Durchsagen im Terminal zu achten.

Der Flughafen Köln/Bonn hat eine telefonische Hotline eingerichtet: 02203-404000.

Verdi fordert höhere Löhne

Verdi betonte, der ganztägige Streik sei nach drei ergebnislosen Verhandlungsrunden die letzte Mahnung an die Arbeitgeber, auf die Arbeitnehmer zuzugehen. Dagegen warf der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft der Gewerkschaft vor, Zehntausende von Fluggästen in Geiselhaft zu nehmen.

Mit den Aktionen will Verdi Lohnerhöhungen zwischen 1,50 Euro und 2,50 Euro pro Stunde durchsetzen. Am vergangenen Freitag hatte die Gewerkschaft bereits das Sicherheitspersonal am Stuttgarter und am Hamburger Flughafen zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen.

(pst)
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