Münster Frau auf offener Straße erstochen: Geständnis unter Tränen

Münster/ Bocholt · Vor Gericht gibt ein Angeklagter tödliche Stiche auf seine Frau weinend zu. Dann hüllt er sich in Schweigen. Der Psychiater berichtet über weitergehende Ausführungen des Mannes.

Unter Tränen hat ein wegen Totschlags angeklagter Mann vor Gericht in Münster ein Geständnis abgelegt. Der 55-Jährige soll im November in Bocholt auf offener Straße seine von ihm getrennt lebende Ehefrau getötet haben. Laut Anklage lauerte er ihr auf dem Weg zur Arbeit auf, riss sie vom Fahrrad und versetzte ihr vier wuchtige Messerstiche in die Brust. Vor dem Schwurgericht in Münster gab er die Tat am Donnerstag schluchzend zu. Immer wieder wurde er von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt. Schließlich stammelte er: "Es tut mir leid."

Vor Gericht will der Angeklagte keine weiteren Angaben mehr über die Tat und die Vorgeschichte machen. Nach seiner Festnahme hatte er aber gegenüber dem Psychiater Norbert Leygraf umfassend ausgesagt. Leygraf schilderte dem Gericht die Inhalte dieses Gespräches. Danach hatte sich das Paar schon Monate vor der Bluttat getrennt. Der Mann selbst habe berichtet, dass seine Frau ihm gesagt habe, sie könne seine ständigen Gewaltattacken nicht mehr ertragen. "Sie wolle frei sein und ihr Leben genießen", gab der Psychiater die Worte des Mannes wieder.

Gegenüber Psychiater Leygraf räumte der Bocholter ein, dass er sich mit dem Ende der Ehe zu keiner Zeit abfinden konnte. Monatelang habe er seine Frau deshalb verfolgt und regelrecht ausspioniert, gab er in dem Gespräch zu. Im Protokoll seiner Vernehmung beim Haftrichter heißt es außerdem wörtlich: "Ich wollte sie mit niemandem teilen."

Bei der Bluttat wurde der Messerstecher von mehreren Augenzeugen beobachtet. Eine 70-jährige Rentnerin versuchte noch einzuschreiten, hatte aber keinen Erfolg. "Ich wollte den Mann von der Frau wegreißen, aber es ging nicht", sagte die Zeugin im Prozess. Laut Anklage verblutete das Opfer im Krankenhaus.

(lnw)
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