Größter Islamverband Deutschlands Ditib bleibt Kölner Friedensmarsch fern

Köln · Die türkisch-islamische Union, kurz Ditib, wird sich nicht an dem in Köln geplanten Friedensmarsch von Muslimen gegen islamistischen Terror beteiligen. Stattdessen wolle man in allen Moscheen ein Bittgebet gegen den Terror halten.

Bilder der Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld
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Das ist die Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

In einer Erklärung des Verbands heißt es: "Forderungen nach muslimischen Anti-Terror-Demos greifen zu kurz, stigmatisieren die Muslime und verengen den internationalen Terrorismus auf sie, ihre Gemeinden und Moscheen - das ist der falsche Weg und das falsche Zeichen, denn diese Form der Schuldzuweisung spaltet die Gesellschaft."

Unter dem Motto "Nicht mit uns" wollen Muslime am Samstag in Köln mit dem Friedensmarsch ein Zeichen gegen islamistischen Terrorismus setzen. Initiiert haben die Demonstration die Duisburger Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor und der Friedensaktivist Tarek Mohamad. Rund 40 Organisationen und Verbände sowie 260 Einzelpersonen, darunter Politiker und Wissenschaftler, haben den Aufruf bisher unterzeichnet.

Die Ditib, die in Köln ansässig ist und dort auch ihre Zentralmoschee betreibt, warf den Organisatoren eine "öffentliche Vereinnahmung und Instrumentalisierung" vor. Zudem sei fastenden Muslimen nicht zumutbar, "stundenlang in der prallen Mittagssonne bei 25 Grad zu marschieren und demonstrieren". Die Ditib werde morgen in allen Moscheen ein Bittgebet gegen den Terror und für den Frieden halten. Der islamische Fastenmonat Ramadan geht noch bis zum 24. Juni. Muslime müssen in dieser Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Nahrung und Nikotin verzichten.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte unserer Redaktion: "Das Beste, was IS und Konsorten passieren kann, ist, wenn wir den Islam mit ihrem mörderischen Terror in einen Topf werfen. Dennoch müssen wir weiter auf die Straße gehen, uns zeigen, für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und den Frieden kämpfen und den Extremismus verurteilen." Öffentliche Demonstrationen seien dafür ein probates Mittel. Deshalb werde sich sein Verband auch an den Friedensmärschen in Köln und Berlin (am 23. Juni) beteiligen.

(jaco)
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