Ärger um Bezahlsender "Sky" Fußball-Kneipen droht der Abpfiff

Düsseldorf · Zum Start der Bundesliga bleibt in vielen Kneipen in NRW wegen kräftig erhöhter Preise des Senders "Sky" der TV-Bildschirm schwarz. Wirte bangen um ihre Existenz, der Gaststättenverband will mit dem Sender nachverhandeln.

 Fans von Fortuna Düsseldorf schauen in einer Kneipe in der Altstadt ein Spiel ihrer Mannschaft auf Leinwänden und Groß-Bildschirmen. Doch das ist in der Saison nicht mehr in jeder Sportsbar möglich.

Fans von Fortuna Düsseldorf schauen in einer Kneipe in der Altstadt ein Spiel ihrer Mannschaft auf Leinwänden und Groß-Bildschirmen. Doch das ist in der Saison nicht mehr in jeder Sportsbar möglich.

Foto: dpa

Der Fernseher in der Kneipe "Knoten" in der Düsseldorfer Altstadt ist eingeschlossen. Nur zum Fußballgucken holt Wirtin Isa Fiedler das Gerät hervor. Das kann sie sich in Zukunft allerdings sparen. Die Sprecherin der Düsseldorfer Altstadtwirte hat ihr Abonnement des Bezahlsenders "Sky" nämlich gekündigt. Ab dem 1. September verlangten die Unterföhringer von ihr nicht mehr 224 Euro, sondern 387 Euro im Monat. "Das ist einfach viel zu viel", sagt sie.

So wie Isa Fiedler geht es vielen Gastwirten und Kneipiers in Nordrhein-Westfalen. In einem Großteil der rund 5000 Schankbetriebe in NRW ist "Sky" ein kräftiger Umsatzbringer. Weil der Bezahlsender seine Preisstruktur geändert hat, müssen fast alle Gastwirte ordentlich draufzahlen. "Bei den meisten Wirten haben sich Preissteigerungen von 50 bis 100 Prozent für das Abo ergeben", sagt Rainer Spenke, zuständiger Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Nordrhein. Aus "Sky"-Unterlagen geht hervor, dass von Preissteigerungen besonders die Wirte in NRW, Baden-Württemberg und Bayern betroffen sind. In anderen Bundesländern, vor allem im Osten, wird das Abo für Gaststätten hingegen günstiger. Der Sender berücksichtigt nicht mehr nur Raumgröße, sondern Kaufkraft und Sportaffinität der Region für den Abopreis. Deshalb müssen Wirte in NRW entweder mehr Bier verkaufen oder mehr Gäste anlocken — auf jeden Fall den Umsatz steigern.

Gastwirte trifft es doppelt hart

Isa Fiedler zum Beispiel müsste laut Musterrechnung des Dehoga in ihrer kleinen Kneipe pro Bundesliga-Samstag etwa 124 Gläser Bier zusätzlich verkaufen. "Das ist völlig illusorisch", sagt sie. "Das hier ist ein Männerkindergarten am Samstag, wenn die Frauen shoppen gehen." Hinzu kommen die Auswirkungen des Rauchverbots in NRW — die Kneipen erholen sich nur langsam vom Umsatzeinbruch. "So trifft es die Gastwirte in NRW gleich doppelt hart", sagt Spenke. Viele sehen nur noch einen Ausweg — und verzichten auf die Bundesliga-Übertragungen in ihrer Kneipe.

"Die Kündigungen sind deutlich unter unserer eigenen Schätzung geblieben", sagt eine Sprecherin des Senders. Zahlen zu Kündigungen veröffentlicht "Sky" nicht. Klar ist: Diese Kneipen haben künftig einen Nachteil in der Gunst der Kundschaft. "Es wird Wirte geben, für die das zu viel ist und die jetzt dichtmachen", sagt ein Wirt hinter vorgehaltener Hand. Wieder macht die Furcht vor einem Kneipensterben die Runde. Auch wenn Wirtin Isa Fiedler im Gegensatz zu Kollegen nicht an Pleiten glaubt, für sie ist klar: "Sky legt keinen Wert darauf, Kneipen als Kunden zu behalten und will lieber Abos an Privatleute verkaufen."

Das Ende der Fußball-Kneipe versucht der Dehoga zu verhindern und hat Verhandlungen mit dem Bezahlsender aufgenommen. Der Bundesverband will ähnlich wie mit dem Musikverwerter Gema einen Rahmenvertrag mit "Sky" auszuhandeln. Am Freitag vergangener Woche diskutierten der Bundesvorstand und Vertreter der Geschäftsführung des Senders in Berlin drei Stunden lang — vorerst ohne Ergebnis. "Wir sind mit der Preisgestaltung nicht einverstanden, das haben wir ,Sky' mitgeteilt", sagt Dehoga-Sprecher Benedikt Wolbeck. Die Runde, so heißt es in einem Schreiben des Bundesverbandes, sei konstruktiv gewesen. Man wolle die Diskussion "zeitnah und ergebnisfokussiert forführen".

Ob das allerdings "Sky" zum Einlenken bewegt, ist fraglich. Der Sender, der gerade in seinen Quartalszahlen einen nur noch minimalen Verlust ausgewiesen hat, beschreibt seine Preisgestaltung als "fair und maßgeschneidert" — und will sein Angebot im öffentlichen Raum vergrößern, zum Beispiel in Kaufhäusern, Tankstellen, Flugzeugen und Autohäusern. Ziel der Kampagne ist, selbst mehr Privatkunden zu ködern.

Das beunruhigt die Wirte. Unter ihnen gibt es aber auch ein paar Gewinner. Sportsbars, die das Abo nicht kündigen, erhoffen sich zumindest ein kräftiges Umsatzplus, wenn Fans woanders nicht mehr schauen können. Der Solinger Wirt Volker Brand etwa, der den Vertrag für seine Kneipe "Brandy's" nicht gekündigt hat, spricht offen aus: "Vielleicht gibt es dann hier bei mir noch mehr Zulauf."

(RP)
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