NRW Gänsedreck sorgt für Ärger an Badeseen

Düsseldorf · Gänse bevölkern in Scharen die Seeufer in der Region. Oft zum Leidwesen von Badegästen, denn der Kot verunreinigt Liegewiesen und Wasser. Verantwortliche versuchen, Herr der Lage zu bleiben.

Der Badegewässer-Test des ADAC 2013
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Foto: dpa, ADAC

Ein unbedachter Moment und schon liegt das Badehandtuch im Dreck. Für Badegäste und Sonntagsurlauber ist es ein Ärgernis: An Seen in Nordrhein-Westfalen bevölkern große Populationen von Kanada- und Graugänsen, vereinzelt auch zugewanderte Nilgänse, die Liegewiesen. Ihr Kot sorgt seit Jahren für Unmut. In Krefeld kocht das Thema besonders an sonnigen Tagen hoch, in Dortmund fürchtet die Betriebsleitung um die Hygiene - nur in Düsseldorf hat man sich die Vögel zu Freunden gemacht.

Wenn sich das Gespräch den etwa 300 bis 400 Gänsen zuwendet, die sich den Elfrather See in Krefeld zur Heimat gewählt haben, klingt Stadtsprecher Manuel Kölker etwas frustriert. "Alles um den See herum wird versaut", sagt Kölker. Als das Umweltministerium zuletzt die Wasserqualität untersuchte, erreichte der Elfrather See als einziger See in NRW nur ein "ausreichend". Grund sollen die Ausscheidungen von Enten und Gänsen sein.

Alles habe die Stadt versucht, sagt Kölker: Greifvogelattrappen, Bejagung, Falkner, auch landschaftliche Maßnahmen - "irgendwann ist aber jeder Funken Hoffnung dahin". Mittlerweile werde sogar zaghaft überlegt, den Badebereich zu schließen und zum Vogelschutzgebiet zu erklären. Resignation mache sich breit.

"Der Bestand wächst und wächst und wächst", sagt Carl Wiegand, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Krefeld. Er wünscht sich eine ausgeweitete Bejagung mit einer zeitweiligen Sperrung des Sees für Fußgänger - zusätzlich zur gesonderten Schießerlaubnis, die ohnehin seit Jahren gilt. "Wir haben den Bestand damit noch nie beschnitten, höchstens das Wachstum begrenzt", sagt Wiegand.

Auch in Dortmund sorgen sich städtische Behörden um die Hygiene am Gewässer. Der Phoenix-See ist zwar nicht zum Schwimmen geeignet, allerdings hinterlassen auch dort etwa 100 Kanada- und Nilgänse ihren Kot am Ufer und auf den Wegen. "Perspektivisch muss man sich vielleicht mal Gedanken über Geburtenkontrolle machen", sagt Betriebsleiter Georg Sümer. Gemeinsam mit dem Stadtförster wurde bereits in Erwägung gezogen, den Gänsen Gipseier ins Nest auf den Inseln im See zu legen, um sie vom Brüten abzuhalten.

All diese Maßnahmen - Bejagung, Gipseier - seien nicht besonders erfolgversprechend, sagt die Biologin Susanne Homma. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Olaf Geier verantwortet sie seit 18 Jahren das bundesweite Beringungsprogramm für Gänse, behält die Populationen im Blick. "So lange Jagdzeiten wie in NRW gibt es nirgends - das bringt einfach nichts", sagt Homma.

Die Bestände seien derart groß, dass sobald sich eine Fläche durch günstige Bedingungen wie Brutmöglichkeiten anbiete, sie auch von Gänsen genutzt werde. "Solange das Gänseparadies besteht, kommen auch die Populationen", sagt die Biologin. Es gebe zwar kein Patentrezept, aber meist seien landschaftliche Maßnahmen erforderlich, um die Gänse "mit Zuckerbrot und Peitsche" in Ausweichflächen abzudrängen.
Außerdem müssten die Brutmöglichkeiten eingeschränkt werden.

Einer der Seen, an denen Hommas Beratung gefruchtet hat, ist der Unterbacher See in Düsseldorf. Das "Gänsemanagement"-Programm trägt hier zum friedlichen Miteinander von Menschen und Wasservögeln bei.
Während der Badesaison sind vier Mitarbeiter schon früh morgens an den Badestränden unterwegs, um den Kot zu beseitigen. Nach der Brutzeit werden Zäune aufgezogen, um die Gänse in geschützte Teilbereiche umzuleiten. "Ab September gehört der See dann ganz den Gänsen", sagt Geschäftsführer Peter von Rappard. Badegäste gibt es dann ohnehin nicht mehr.

(lnw)
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