Was die Kreidezeichen bedeuten Gaunerzinken - die Geheimsprache der Einbrecher

Solingen/Straelen · Sie stehen an Hauswänden oder auf dem Gehweg - und die mysteriösen Kreidezeichen sind keine harmlosen Kindermalereien. Denn mit den Strichen, Kreisen oder Quadraten markieren Einbrecher potenzielle Ziele oder warnen ihre Kollegen. Zuletzt wurden die geheimen Zeichen in Solingen und Straelen gefunden. Wir erklären die Bedeutung der verschiedenen Symbole und sagen, was die Polizei Hausbesitzern rät.

Gaunerzinken: Die Bedeutung der Kreidezeichen am Haus
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Bedeutung der Gaunerzinken

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Foto: RP-Grafik

Einbrecherbanden, Bettler oder Obdachlose arbeiten hin und wieder mit eigenen Symbolen. Um sich gegenseitig zu warnen, auf besonders fette Beute oder großzügige Menschen hinzuweisen. "So etwas kommt heute vereinzelt vor, tritt aber nicht vermehrt auf", sagt Erich Rettinghaus. "Besonders Banden aus Osteuropa bringen dieses 'Fachwissen' mit", sagt der NRW-Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft.

Und doch tauchten in jüngster Zeit in Solingen und in Straelen einige dieser Zeichen auf. Ein 51-jähriger Mann entdeckte im Januar an seinem Haus in Straelen ein eigenartiges gezacktes Symbol, das vor seinem Hund warnte. In Solingen brachten vermeintliche Bettler nach ihrem Besuch an der Haustür mit den Zinken zum Ausdruck, ob es für einen späteren Einbruch dort etwas zu holen gibt.

Daher gelten die "Gauner-Zinken" auch als "Vorboten des Einbruchs." Sie sind ein uraltes Kommunikationsmittel, das es etwa seit dem 12. Jahrhundert gab und mit dem einst Hausierer und Bettler markierten, wo es Beute zu holen gab. Mit Hilfe der Symbole kennzeichnen inzwischen Einbrecherbanden auch, wo er besonders leicht ist einzusteigen. Eine waagerechte Linie mit zwei Strichen bedeutet, dass in einem Haus alte Menschen wohnen. Mit einem Kreuz, das auf einem kleinen Hügel steht, kennzeichnen die Einbrecher, dass kein Mann im Haus wohnt.

"Wenn man sie entdeckt, sollte man sie entfernen, nachdem ein Foto davon gemacht und die Polizei informiert hat", rät Polizei-Gewerkschaftschef Erich Rettinghaus. Zudem sollten die eigenen Nachbarn informiert werden. Für nicht relevant hält Reinhard Busch in der kriminaltechnischen Beratungsstelle in Düsseldorf diese alten Symbole. "Für Einbrecher sind sie gar nicht relevant. Damit arbeiten die meisten gar nicht mehr", weiß der Kriminalhauptkommissar.

Zumal ein Zeichen je nach Gruppierung auch unterschiedliche Bedeutungen haben kann. "Eine Einbruchgefahr gibt es immer - auch ohne Gaunerzinken", sagt Busch. Daher rät der Polizeibeamte, Fenster und Türen entsprechend abzusichern. "Und die Menschen sollten sich auch an die kriminaltechnische Beratungsstelle wenden", empfiehlt Busch. Diese ist telefonisch unter 0211 / 8706868 oder im Internet zu erreichen.

(RPO)
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