Landwirte in NRW Geflügelhalter wollen auf Schnäbelstutzen verzichten

Düsseldorf · Landwirte, grüne Politik und Einzelhandel wollen mehr Tierschutz in der Nutztierhaltung: Dem Geflügel soll es deswegen möglichst bald nicht mehr an die Schnäbel gehen - vorausgesetzt es finden sich Lösungen, wie sie sich nicht gegenseitig picken.

In Nordrhein-Westfalen soll es ab Ende 2016 kein Geflügel mehr mit routinemäßig gekürzten Schnäbeln geben. Auf dieses Ziel für mehr Tierschutz einigten sich Vertreter von Politik, Landwirtschaft, Einzelhandel und Tierschutz in einer gemeinsamen Erklärung, wie es in einer Mitteilung von Verbänden und Landwirtschaftsministerium vom Freitag hieß.

"Für eine tiergerechte Landwirtschaft und eine nachhaltige Tierhaltung in NRW müssen wir an einem Strang ziehen", sagte demnach Landwirtschaftminister Johannes Remmel. Zu den Unterzeichnern gehörten neben dem Grünen-Minister auch die Landwirtschaftsverbände, der Geflügelwirtschaftsverband NRW, der Tierschutzverband "Provieh" sowie der Discounter Lidl und die Supermarktkette Rewe Group.

Damit Puten und Legehennen in Gefangenschaft sich nicht gegenseitig die Federn auspicken und sich verletzen, setzt die konventionelle Landwirtschaft in Europa bislang nahezu flächendeckend darauf, den Tieren die Schnäbel zu stutzen. Nach dem Tierschutzgesetz ist dies eine Amputation, die einer Genehmigung bedarf. Solche Genehmigungen sollen Behörden ab Ende 2016 nicht mehr ausstellen.

Mit zehn weiteren Bundesländern hatte sich NRW bereits im vergangenen Jahr auf einen Ausstieg verständigt. Während die NRW-Landwirte sich dem Ausstiegs-Ziel bei den Hennen anschlossen, zeigten sie sich bei Puten skeptischer, ob der Verzicht auf gekürzte Schnäbel bei dieser Art überhaupt realisierbar ist: Deren Aggressionspotenzial sei höher, es komme deutlich häufiger zu Pickschäden, heißt es in einem Zusatz zur Erklärung.

Einigkeit herrscht darüber, dass zunächst erforscht werden muss, wie es gelingen kann, Geflügel mit spitzen Schnäbeln tiergerecht zu halten - ohne Pickschäden. In einem wissenschaftlich begleiteten Pilotprojekt sollen daher zehn bis fünfzehn Betriebe den Verzicht auf gekappte Schnäbel proben.

(lnw)
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