NRW Gegen Kinderarmut - Wohlfahrtsverband fordert zehn Milliarden Euro

Düsseldorf · Mehr als jedes fünfte Kind in NRW ist armutsgefährdet. Um das zu ändern, braucht es mehr Bildung und höhere Sozialleistungen, sagt der Paritätische Wohlfahrtsverband.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband in Nordrhein-Westfalen fordert viel mehr Geld für die Bekämpfung der Kinderarmut. Notwendig seien jährliche Investitionen von rund zehn Milliarden Euro. Damit solle der Bund Sozialleistungen anheben, das Land eine Bildungsoffensive finanzieren.

Bildung sei ein "nachhaltiger Schlüssel aus der Armutsfalle", sagte Martin Debener, Fachreferent für Armut und Grundsicherung beim Paritätischen Wohlfahrtsverband, der Deutschen Presse-Agentur. Zur Bildungsoffensive zählt der Paritätische Wohlfahrtsverband unter anderem den Ausbau von Ganztagsschulen mit guter personeller Ausstattung.

Gleichzeitig solle die Bundesregierung Sozialleistungen anheben. Die Hartz-IV-Sätze für Kinder und Jugendliche seien ebenso zu niedrig wie das Kindergeld, sagte Debener. Maßnahmen wie das Bildungs- und Teilhabepaket hingegen seien zwar gut gemeint, aber zu bürokratisch.
Kindern solle ein Rechtsanspruch auf Musikschulunterricht, Fußballtraining oder die Klassenfahrt zugestanden werden.

"Der Bund ist aufgerufen, mehr gegen Kinderarmut zu tun", machte auch NRW-Sozialminister Guntram Schneider (SPD) auf dpa-Anfrage deutlich. So müsse etwa das Bildungs- und Teilhabepaket für Kinder armer Familien aufgestockt werden. Vor allem für Ganztagseinrichtungen brauche es mehr Geld. Die vom Paritätischen Wohlfahrtsverband geforderte Summe sei jedoch "sehr hoch gegriffen".

Der Minister betonte, NRW sei im Kampf gegen Kinderarmut im Vergleich der Bundesländer führend. Dazu trage auch das 2012 gestartete NRW-Programm "Kein Kind zurücklassen!" bei. Es soll dazu beitragen, dass Kinder früh gefördert werden, und auf diese Weise spätere Ausgaben für soziale Zwecke vermeiden. Ausbildung sei der Schlüssel zur Verhinderung von Armut, hob auch Schneider hervor.

Laut Statistischem Landesamt war 2013 jedes fünfte Kind in NRW armutsgefährdet. Genau waren es 21,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren. 2012 waren es 20,2 Prozent. Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens verdient. 2013 lag die Summe für Einpersonenhaushalte in NRW bei 873 Euro, für Haushalte mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern bei 1833 Euro. Offizielle Statistiken unterscheiden nicht zwischen arm und armutsgefährdet.

(lnw)
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