Angst vor Ausfällen NRW-Gastronomen verlangen Anzahlung bei Tischreservierung

Düsseldorf · Während die meisten Menschen bei Arztterminen pflichtbewusst absagen, vermissen immer mehr Restaurants in NRW diese Verbindlichkeit bei ihren Gästen. Gastronomen in Köln und Bochum verlangen deshalb jetzt Anzahlungen für Reservierungen.

 Ein gedeckter Tisch im Restaurant. (Archiv)

Ein gedeckter Tisch im Restaurant. (Archiv)

Foto: dpa, bwu jai sab

Es ist Weihnachtszeit. Das Restaurant platzt aus allen Nähten, nur ein großer Tisch ist noch frei. Er ist für 14 Leute reserviert. Die Gäste werden seit einer halben Stunde erwartet. Statt Laufkundschaft oder wartenden Besuchern die Plätze anbieten zu können, muss der Gastronom die Leute wegschicken. So und ähnlich sieht es in ganz Deutschland zu großen Feiertagen immer öfter aus. "In der Gastronomie werden Reservierungen häufig als nicht verbindlich angesehen", beklagt Thorsten Hellwig, Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga in NRW.

Um dem entgegenzuwirken entschloss sich ein Restaurant in Bochum nun, während der Weihnachtstage eine Anzahlung von 25 Euro für eine Tischreservierung zu verlangen. So konnten die Gäste im Vorfeld Tickets erwerben, die dann von der Rechnung abgezogen wurden. Auch viele Brauhäuser in Köln würden dies an den Weihnachtstagen inzwischen so machen, sagt Hellwig. Das sei eine "Notwehr-Reaktion". Denn durch geplatzte Reservierungen entsteht den Gastronomen wirtschaftlicher Schaden. "Entweder kommen die Gäste gar nicht oder es kommen statt gemeldeten zehn Personen nur sechs. In beiden Fällen leidet der Gastronom. Auch potenzielle Nachrücker gehen leer aus", sagt Hellwig. Dadurch gehen einkalkulierte Einnahmen verloren.

"Es gibt Menschen, die in drei verschiedenen Restaurants parallel reservieren, um sich noch kurzfristig entscheiden zu können", erklärt Hellwig. Das sei für die Gastronomen sehr undankbar - und für die wartenden Kunden im Restaurant auch.

Während der Trend der Anzahlung für eine Reservierung in Deutschland noch sehr frisch ist, gibt es dies bereits seit Jahren in den USA. "In Amerika ist Vorauskasse oder eine Anzahlung bereits üblich", sagt Hellwig. So kommt das Restaurant auch im Falle einer nicht genutzten Reservierung an einen Teil seines Geldes.

Die Dehoga kämpft schon seit längerer Zeit mit dem Problem. "Wir möchten unsere Gäste für die Situation der Gastronomen sensibilisieren", sagt Hellwig. Frei nach dem Motto "Wir rechnen mit euch, also kommt auch, damit ihr in Zukunft noch mit uns rechnen könnt".

Eine Absage sei auch kurzfristig gar nicht so schlimm. "Je eher man weiß, dass man eine Reservierung nicht einhalten kann und das mitteilt, umso besser. Und alles ist besser als gar nicht abzusagen. So hat der Gastronom durch Laufkundschaft oder kurzfristige Anfragen noch die Möglichkeit, seine Plätze zu belegen", sagt Hellwig.

(se)
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