Geldautomaten in NRW gesprengt LKA rechnet mit weiteren Festnahmen

Düsseldorf · Die Polizei meldet Erfolge bei der Fahndung nach den Banden, die in NRW serienweise Geldautomaten in die Luft jagen. Die Festnahme von drei Verdächtigen aus dem Raum Kleve am Mittwoch soll erst der Anfang gewesen sein. Am Donnerstag kam das Trio in Untersuchungshaft.

Geldautomaten gesprengt - eine Chronik für NRW bis Juni 2017
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Geldautomaten-Sprengungen in der Region – eine Chronik

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Am Tag vor Heiligabend gingen erneut drei Verdächtige ins Netz. Einen Tag später ordnete der Ermittlungsrichter Haftbefehl gegen das Trio an. Und der Direktor des Landeskriminalamts (LKA), Uwe Jacob, rechnet mit weiteren Ermittlungserfolgen: "Wir haben an Tatmitteln DNA sichern und zuordnen können und sind guter Dinge, dass es weitere Festnahmen gibt", sagte Jacob der Deutschen Presse-Agentur bereits vor den Festnahmen vom Mittwoch. "Derzeit laufen verschiedene Rechtshilfeersuchen mit den Niederlanden. Ich denke, da werden bald weitere Erfolge offensichtlich werden." Ein Sprecher des LKA bestätigte, dass dies auch nach den Festnahmen vom Mittwoch noch gelte.

Die Ermittlerkommission "Heat" hatte sich im LKA des Phänomens angenommen. Hinter den Geldautomaten-Explosionen stecken sehr unterschiedliche Täter, sagte Jacob. So gebe es den "Dilettanten, der es nicht schafft, eine einzige Tat zu vollenden." Die am Mittwoch festgenommenen Verdächtigen sollen 13 Geldautomaten in die Luft gesprengt haben, aber jedes Mal ohne Beute geblieben sein (unsere Redaktion berichtete).

Es gebe aber auch, so betonte Jacobs, die hoch professionelle Tätergruppe aus den Niederlanden. "Wir haben mit den Niederländern ganz engen Kontakt und einen hohen niederländischen Beamten seit einem Jahr hier im LKA", berichtete der Behördenchef.

Hinter einem Teil der Explosionen soll die sogenannte "Audi-Bande" stecken, die in hochmotorisierten Limousinen unterwegs ist. Bei einer spektakulären Verfolgungsjagd Anfang September mit mehr als Tempo 250 konnten Verdächtige in Richtung Niederlande entkommen.

Bisher hat die Polizei in NRW bereits drei Gruppen dingfest gemacht, denen Explosionsserien zugeordnet werden: Fünf Verdächtige - zwei sind in Haft, drei untergetaucht - sollen für eine Serie von Geldautomaten-Sprengungen in Baumärkten verantwortlich sein. Eine Reihe misslungener Sprengungen sollen auf das Konto von zwei Verdächtigen aus Troisdorf gehen. Und am Mittwoch kamen die drei mutmaßlichen Panzerknacker vom Niederrhein hinzu, wobei noch offen ist, ob damit die ganze Bande zerschlagen wurde.

Bis Mitte Dezember entstanden Schäden in Höhe von schätzungsweise rund vier Millionen Euro. Sie sollen damit deutlich größer sein als die Beute, die inzwischen aber auch in Millionenhöhe liegt.

Es sei großes Glück, dass bei den Explosionen noch niemand verletzt wurde oder ums Leben kam, sagte der LKA-Chef: "Die Täter können gar nicht überblicken, was sie dort anrichten. Die Sprengungen sind auch für sie lebensgefährlich." In der litauischen Hauptstadt seien Riga bei der Sprengung eines Geldautomaten unlängst zwei Täter ums Leben gekommen.

Derweil dauert die Serie von Sprengungen unvermindert an. In der Nacht zum Donnerstag jagten Unbekannten gegen 4 Uhr in der Herforder Innenstadt einen an der Fassade angebrachten Automaten der Sparkasse in die Luft. Zeugen wachten durch einen lauten Knall auf und alarmierten die Polizei. "Sie konnten beobachten, dass vermutlich drei Täter in einem dunklen Pkw flüchteten", teilte die Polizei mit.

Ob sie dabei auch Geld erbeuteten oder nur einen Sachschaden von rund 20 000 Euro anrichteten, war nach Angaben der Polizei zunächst nicht geklärt. Von den Tätern fehle noch jede Spur, die Fahndung laufe.

Die Geldinstitute bemühen sich längst darum, besser Sicherungsvorkehrungen zu treffen. Jacob appellierte indirekt an Banken und Sparkassen: "Das Mittel der Wahl gegen diese Taten ist Prävention. Man kann die Automaten auf verschiedene Weise besser sichern. Es gibt eine ganze Reihe von wirkungsvollen Schutzmaßnahmen. Das muss nicht Farbe sein. Das können auch Matten sein, die das Luftvolumen im Automaten verringern, so dass nicht genügend Gas eingeleitet werden kann."

In Frankreich müssen Geldautomaten mit Farbkartuschen ausgerüstet sein. Die Geldwirtschaft scheint davor aber in Deutschland auch wegen der Kosten - ein vierstelliger Betrag pro Geldautomat - zurückzuschrecken.

"Ich hoffe immer noch auf die Selbstregulierung. Ich befürchte, wenn wir das gesetzlich regeln wollten, würde es sehr lange dauern", sagte Jacob. Allerdings habe es schon 2005 entsprechende Taten gegeben und schon damals seien präventive Hinweise an die Banken erfolgt.

(lnw)
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