Heimskandal Kinderschutz versagt

Meinung | Gelsenkirchen · Der Vorwurf ist schwerwiegend. Die Leiter des Gelsenkirchener Jugendamts sollen bei der Unterbringung vom Heimkindern in Ungarn in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Die beiden Männer bestreiten das.

 Das Jugendamt Gelsenkirchen steht in der Kritik.

Das Jugendamt Gelsenkirchen steht in der Kritik.

Foto: dpa

Dass Kinder in Heimen großgezogen werden müssen, ist schlimm genug, aber oft die einzige Möglichkeit — und nicht immer die schlechteste. Dass es in unserem Land aber möglich ist, bei vollbelegten Heimen Kinder ins Ausland zu transferieren, wo sie von unqualifizierten Mitarbeitern "betreut" werden, ist ein Skandal. Und dass selbst der Kinderschutzbund dies nicht als verwerflich empfindet, sondern nur von Kontrolllücken spricht, macht die Situation noch unerträglicher.

Bei schwer erziehbaren, kaum integrierbaren Jugendlichen mag ein Auslandsaufenthalt als pädagogische Maßnahme noch angehen — sofern er qualitativ hochwertig begleitet wird. Wenn allerdings Elfjährige, die eigentlich aufs Gymnasium gehen sollen, in Ungarn nur noch vier Stunden Unterricht bekommen und unter erbärmlichem Umständen leben, erschließt sich der erzieherische Mehrwert nicht. Unabhängig von den hier möglichen kriminellen Machenschaften offenbart dieser Fall doch, wie leichtfertig, schwerfällig und wenig sensibel einige Jugendämter arbeiten. Kinderschutz sieht anders aus.

(RP)
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