Praktische Tipps So schützen Sie Haus und Grundstück vor Unwettern

Düsseldorf · Nach den heftigen Schäden, die das Unwetter am Montag in NRW angerichtet hat, sind viele Menschen verunsichert. Zumal die nächste Gewitter-Front schon auf uns zurollt. Wir haben Tipps, wie Sie Haus und Grundstück für die nächsten Tage wetterfest machen.

Tornado in Minden? - Starkes Unwetter in NRW
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Mai 2016: Unwetter mit Sturm und Hagel in Minden

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Foto: dpa, ok kde

Unwetterfronten, wie sie gerade über Nordrhein-Westfalen hinwegziehen, bringen nicht nur Regen, Blitz und Donner, sondern richten oft erhebliche Schäden an. Um dem vorzubeugen, haben wir beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe nachgefragt, welche Vorbereitungen Bürgerinnen und Bürger mit Blick auf die kommenden Tage treffen können. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Die größten Schwachstellen sind natürlich alle Öffnungen wie Türen oder Fenster. Das gilt insbesondere für den Keller, denn bei Starkregen kann das Wasser häufig nicht schnell genug in den Boden abfließen, steht dann auf den Straßen und drückt auch gegen Kelleröffnungen.

Dann ist meistens auch die Kanalisation überlastet, was einen weiteren Schwachpunkt offenbart: die Abwasserkanäle des Hauses, durch die Wasser natürlich auch umgekehrt ins Haus gelangen kann. Und schließlich kann bei Starkregen auch Sickerwasser unter das Fundament eines Gebäudes gelangen. Hier kann es die Kellerkonstruktion schädigen und von unten ins Haus drücken. Auch Hausanschlüsse und undichte Fugen sind Schwachstellen.

Am einfachsten lassen sich Kellerfenster nachrüsten. Diese gibt es auch in wasserdichter Ausführung. Von außen helfen kleine Mauern, die vor den Lichtschächten errichtet werden. Außerdem können in die Abwasserabläufe Rückstauverschlüsse eingebaut werden. Das geht bei einzelnen Geräten sogar im Siphon. Auch Toiletten im Keller können nachgerüstet werden. Aufwändiger ist die Nachrüstung des gesamten Kellers. Ist dieser nicht als sogenannte weiße Wanne gebaut, also aus wasserundurchlässigem Stahlbeton, kann das zwar nachgerüstet werden - das aber wird teuer. Auch eine Abdichtung durch Kunststoff oder Bitumen-Bahnen ist möglich.

Wer ein neues Haus baut, sollte von Anfang an darauf achten, wichtige Sicherheitsmechanismen einzubauen. Das fängt bei einem wasserundurchlässigen Keller an. Fenster und Türen sollten möglichst hoch eingezogen werden und nach außen öffnen. Dann drückt das Wasser im Fall von Starkregen oder Hochwasser das Fenster oder die Tür nur noch stärker in die Dichtung. Die Elektrohauptleitung sollte zudem ins Obergeschoss gelegt werden.

Außerdem wichtig, falls noch nicht geschehen: Versichern Sie nach Möglichkeit Gebäude und Hausrat!

Wissen Sie, dass bald ein Unwetter kommt, sollten Sie als erstes überprüfen, dass alle Fenster und Türen sowie Roll- und Fensterläden geschlossen sind. Wenn es geht, holen Sie Gegenstände aus dem Keller, die Ihnen besonders am Herzen liegen! Dichten Sie außerdem Fenster und Türen sowie Abflussöffnungen ab. Dazu können Sie - im Falle eines sich ankündigenden Hochwassers - zum Beispiel wasserfeste Sperrholzplatten, Silikon oder im Ernstfall auch Sandsäcke verwenden.

Verfolgen Sie außerdem die aktuellen Warnmeldungen, zum Beispiel des Deutschen Wetterdienstes. Dafür gibt es sogar eine App für das Smartphone.

Da die Gefahr eines Stromschlags besteht, sollte man den Keller nicht betreten - also nicht zum Eimer greifen und anfangen zu schöpfen. Stattdessen sollten Sie die Feuerwehr unter der Notrufnummer 112 rufen. Da Starkregen oft auch mit heftigen Gewittern verbunden ist, besteht auch die Gefahr eines nahen Blitzeinschlags. Wer dann noch im Keller knietief im Wasser steht, könnte in den Spannungstrichter des Blitzes geraten und einen Stromschlag erleiden.

Für den kurzfristigen Schutz können Sie sich Überspannungsschutzgeräte anschaffen. Die gibt es zum Beispiel im Baumarkt. Sie werden in die Steckdose eingesteckt, also zwischen das Gerät und das Stromnetz des Hauses. Schlägt der Blitz ein, verhindert der Schutz, dass die Spannung ins Gerät gelangt und es beschädigt.

Langfristig können Sie noch mehr tun. Ein äußerer Blitzschutz am Haus ist besonders sinnvoll. Das ist meist eine Metallleitung, die vom Dach über alle äußeren Metallteile bis zum Boden führt. Schlägt nun ein Blitz ein, gelangt dieser nicht ins Haus selbst, sondern der Strom wird über den Blitzschutz sicher in die Erde abgeleitet. Im Haus gibt es zusätzlich den sogenannten inneren Blitzschutz. Das sind mehrere hintereinander geschaltete Module. Sie verbinden alle elektrischen Einrichtungen mit der Erdung, dazu zählen auch Wasser-, Gas- und Heizungsrohre.

Es blitzt und donnert - und kein sicherer Unterschlupf ist in Sicht? Dann sollte man sich eine flache Stelle oder gar eine Mulde im Gelände suchen, rät die Bundesarbeitsgemeinschaft "Mehr Sicherheit für Kinder" in Bonn. Kurzum: Am besten ist man tiefer als das umgebende Gelände, da hohe Punkte Blitze anziehen. Nur enge Mulden sollte man meiden.

In der Senke geht man daher idealerweise sogar noch in die Hocke, stellt die Füße eng nebeneinander und legt die Arme um die Knie. Regenschirme oder Fahrräder sowie andere Gegenstände aus Metall wegwerfen oder weit weg parken. Was man auf keinen Fall tun sollte: sich auf den Boden legen oder mit den Händen auf der Erde abstützen, rät der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE).

Auf keinen Fall darf man sich unter Bäume, Türme, Pfeiler, Masten und Antennen stellen. Zu Überlandleitungen hält man laut BAG idealerweise einen Abstand von 50 Metern. Und: Selbst das Anlehnen an einen Zaun kann gefährlich sein. Wegkommen sollte man außerdem von Gewässern, Hügeln und Berggipfeln.

Zu Bäumen sollten es laut VDE möglichst zehn Meter Abstand sein. Mindestens ein, besser noch drei Meter Abstand sollte man zu Gebäuden, Metallmasten und Felswänden halten. Und: Am besten einzeln stehen oder darauf achten, dass man sich in einer Gruppe nicht berührt. Auch hier sind Abstände von einem, besser noch drei Metern zueinander gut. Übrigens: Im Auto sind Sie bei Gewitter sicher. Bleiben Sie also im Fahrzeug und berühren Sie keine blanken Metallteile!

mit Material von dpa

(siev/hebu)
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