Halloween-Bilanz in NRW Gewalt und Belästigungen — Kölner Polizei im Dauereinsatz

Düsseldorf · Die Kölner Polizei hatte in der Halloween-Nacht viel zu tun und musste sogar kurzfristig Verstärkung anfordern. Es kam zu Schlägereien, sexuellen Belästigungen und zahlreichen Festnahmen. In anderen Teilen der Region sorgten Pfefferspray, Eier-Würfe und Ruhestörungen für Ärger.

 Ein sogenannter Horror-Clown am Dienstagabend in der Essener City.

Ein sogenannter Horror-Clown am Dienstagabend in der Essener City.

Foto: ap, mm

Zwischen 20 Uhr am Abend und 6 Uhr am Mittwochmorgen waren die Beamten in Köln im Einsatz. Schon früh hatten sich am Halloween-Abend im Bereich des Hauptbahnhofs, des Domumfeldes und der Altstadt teilweise stark alkoholisierte und aggressive Männergruppen vornehmlich arabischen und nordafrikanischen Aussehens versammelt. Die Kölner Polizei forderte deshalb kurzfristig rund 100 zusätzliche Beamte von umliegenden Behörden an.

"Es war eine intensive Nacht", sagte ein Polizeisprecher im Gespräch mit unserer Redaktion. "In der Stadt war es extrem voll, nicht zu vergleichen mit ähnlichen Feiertagen wie Tanz in den Mai." Um diesen Andrang absichern zu könne, habe man die zusätzlichen Kräfte angefordert. "Das ist schon außergewöhnlich", sagte ein Sprecher. Insgesamt nahmen die Einsatzkräfte in Köln und Leverkusen im Laufe der Nacht 33 Menschen in Gewahrsam.

Weitere genaue Zahlen könne die Behörde noch nicht nennen, doch eine erste Einschätzung veröffentlichte die Kölner Polizei am Mittwochvormittag. So wurden die Personalien von mehreren hundert Personen kontrolliert und zahlreiche Platzverweise erteilt. Nur durch das "konsequente und frühzeitige" Einschreiten der Beamten konnte so "die teilweise aufgeheizte Stimmung beruhigt werden", hieß es von Seiten der Polizei.

Auf den Kölner Ringen und vor den Kneipen und Discotheken bildeten sich im Laufe der Nacht lange Schlangen. Hier waren die Beamten vor allem bei Schlägereien und Streitigkeiten gefordert. Bis zum Mittwochvormittag wurden allerdings auch drei Sexualdelikte angezeigt, bei denen Frauen "begrabscht" wurden. In zwei Fällen stellten Polizisten die Verdächtigen am Tatort.

In Wesel haben laut Polizei mehrere Personen mit Clown-Masken versucht, mit Pyrotechnik andere Menschen zu verängstigen. In Moers randalierte ein Mensch mit Affen-Maske vor einer Gaststätte. In Hünxe versuchten Kostümierte ebenfalls Passanten zu erschrecken. Es gab auch einige Eierwürfe, unter anderem auf das Dienstgebäude der Polizeiwache Neukirchen-Vluyn. Zwei der Täter wurden in Gewahrsam genommen, in drei Fällen wurde Strafanzeigen erstattet.

In Mönchengladbach bilanzierte die Polizei eine "verhältnismäßig ruhige Nacht": Die Altstadt sei bis in die Morgenstunden gut besucht gewesen, die Nacht aber vergleichbar mit einem normalen Wochenende verlaufen. Die Polizei musste im Stadtgebiet zu 32 Einsätzen mit Halloweenbezug ausrücken. So wurden die Beamten acht Mal kam zu Schlägereien gerufen, zehn Mal mussten Randalierer gestoppt werden und in acht Fällen wurde die Polizei wegen Ruhestörung alarmiert. Im gesamten Gladbacher Stadtgebiet wurden neun alkolisierte Personen vorübergehend festgenommen und erst nach ihrer Ausnüchterung wieder entlassen.

Auch im Kreis Viersen berichten die Einsatzkräfte von einer einer Halloweennacht, die einer "normalen Wochendtagen ähnelte". So rückten die Beamten in fünf Fällen aus, weil Eier gegen Hauswände geworfen wurden, acht weitere Fälle von Sachbeschädigung in der Nacht haben laut Polizei keinen direkten Halloween-Bezug. Fünf Mal kam es im Kreisgebiet zu Ruhestörungen und in drei Fällen zu Auseinandersetzungen. Alle dies bewege sich "eher am unteren Rand dessen, was an normalen Wochenenden zu bewältigen ist", teilte die Polizei mit.

Im Ruhrgebiet kam es am Dienstagabend und in der Nacht zu größeren Polizeieinsätzen. So musste die Bundespolizei in Essen den Hauptbahnhof zeitweise sperren, nachdem verschiedene Männergruppen untereinander ab auch mit unbeteiligten Reisenden aneinander gerieten. Bis 23 Uhr wurde die Haupthalle des Hauptbahnhofs deshalb erst geräumt und anschließend gesperrt. Reisende konnten die Gleise über Nebeneingänge erreichen. In mehreren Fällen leiteten die Beamten Strafverfahren wegen Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz ein.

Einen weiteren Großeinsatz gab es dann in der Nacht in der Essener Discothek "Antons Bierkönig". Auf der dortigen Halloween-Party wurde Pfefferspray auf der Tanzfläche versprüht und 13 Menschen dadurch verletzt. Beim Eintreffen der Polizei hatte der Sicherheitsdienst bereits mit der Evakuierung der über 100 Gäste begonnen, die Polizei sperrte für die Versorgung der Gäste eine dreispurige Straße.

Wie die Polizei meldete, könnten mehrere Personen für den Angriff verantwortlich sein. Zeugen wollen einen jungen schlanken Mann (20-25 Jahre) beobachtete haben, wie dieser unauffällig durch die Diskothek lief und dabei das Reizgas versprühte. Er trug ein schwarz-weißes Käppi und war dunkel gekleidet. Die Polizei prüft nun die Bilder der Überwachungskameras um ihn und seine Begleiter zu identifizieren.
Für das restliche Stadtgebiet bilanzierte die Essener Polizei eine "ruhige Nacht".

Zu einem ganz ähnlichen Fall musste die Polizei in Bad Münstereifel ausrücken. Gegen 3 Uhr nachts hatte ein unbekannter Mann auf einer großen Party Pfefferspray auf der Tanzfläche versprüht. Der Rettungsdienst versorgte neun verletzten Gäste. Die Veranstaltung wurde nach dem Einsatz nicht fortgesetzt, der Täter flüchtete unerkannt, die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.

Der Rettungsdienst in Bochum zählte 23 Einsätze auf Halloweenpartys und im Kneipenviertel der Stadt, dem Bermudadreieck. Damit lagen die Einsatzzahlen leicht über denen einer normalen Wochenendnacht. Die Ursachen für die Rettungsdiensteinsätze waren in den meisten Fällen überhöhter Alkoholkonsum sowie Verletzungen nach Stürzen oder Schlägereien.

Ruhiger war es wiederum in Aachen. Die Einsätze seien mit einem normalen Wochenende vergleichbar gewesen. "Es gab Körperverletzungen, Unfug - eben alles, was im Zusammenhang mit Alkohol steht", sagte ein Polizeisprecher aus Aachen. Die meisten gemeldeten Einsätze der Polizei hatten mit Sachbeschädigung, Schlägereien oder grobem Unfug zu tun.

Auch in Münster bewegten sich die Einsatzzahlen im Bereich der vergangenen Jahre. "Die klassische Halloweenrandale gibt es nicht mehr. Die ist seit ein bis zwei Jahren vorbei", erklärte ein Sprecher in Münster.

(cbo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort