Herford Polizist schlägt auf Autofahrer ein

Herford · Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat ermittelt gegen mehrere Polizisten, die an Gewalttaten bei einer Fahrzeugkontrolle beteiligt gewesen sein sollen. Ein Polizist soll einen Autofahrer mehrfach geschlagen haben.

 Ein Ausschnitt aus einem Video zeigt, wie der Polizist auf einen Autofahrer losgeht.

Ein Ausschnitt aus einem Video zeigt, wie der Polizist auf einen Autofahrer losgeht.

Foto: Screenshot RTL

"Wir ermitteln unter anderem gegen einen Streifenbeamten wegen gefährlicher Körperverletzung im Amt", sagte Staatsanwalt Christoph Mackel. Dem Polizisten wird vorgeworfen, in Herford einen Autofahrer angegriffen, geschlagen und mit Pfefferspray besprüht zu haben. Der Vorfall wurde von einer Kamera im Streifenwagen aufgezeichnet.

Das Video zeigt, dass der Polizist offenbar grundlos auf den Autofahrer einprügelt. Der Fernsehsender RTL hat Teile des Videos ausgestrahlt. Deswegen wird auch gegen weitere Polizisten ermittelt, die bei dem Vorfall dabei gewesen sein sollen und die Aussage ihres Kollegen, der angab, aus Notwehr gehandelt zu haben, stützten. "Wir haben gerade erst mit den Ermittlungen begonnen und können noch nicht mehr sagen", so Mackel.

Auf der Aufnahme ist deutlich zu erkennen, wie der Polizist auf den Mann einschlägt, als dieser neben seinem Auto steht. Der Polizist versucht, ihn unter massiver Gewalteinwirkung zu fixieren. Der Mann wehrt sich nicht, sondern reißt sich nur einmal los. Daraufhin greift der Polizist zum Pfefferspray und sprüht dem Autofahrer damit mehrfach ins Gesicht. Auch dabei leistet der Autofahrer keinen Widerstand.

Dennoch ermittelte die Staatsanwaltschaft zunächst gegen den Autofahrer und dessen Cousin, der ihm zur Hilfe geeilt war, wegen Widerstands gegen die Polizei. Der Streifenbeamte begründete seinen gewalttätigen Einsatz mit Notwehr.

Doch die Richterin sah das anders und sprach die Beschuldigten frei, nachdem sie sich das Video angeschaut hatte. Die Staatsanwaltschaft soll das hingegen nicht gemacht haben, sondern stützte ihre Anklage offenbar auf Fotos und die Aussagen der Beamten. Doch damit nicht genug: Nun steht sogar der Verdacht im Raum, dass der Vorfall vertuscht werden sollte. Denn angeblich wurde nicht das vollständige Bildmaterial an die Bielefelder Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Es soll um Unterdrückung von Beweismitteln gehen. "Statt aufzuklären, sollen die Sachen unter den Tisch gekehrt werden", sagte Detlev Binder, Anwalt des Opfers.

Offenbar machen sich nun Polizei und Staatsanwaltschaft gegenseitig Vorwürfe. "Die Polizei hat gegen einen beteiligten Staatsanwalt Strafanzeige gestellt", so Rechtsanwalt Detlev Binder. "Die Staatsanwaltschaft wiederum hat das Urteil der Richterin jetzt angefochten, obwohl der Sachverhalt eindeutig ist", sagt Binder. Sein Mandant sei sprachlos und hätte das Vertrauen ins Rechtssystem verloren, so der Jurist weiter.

Nach Informationen unserer Redaktion ist das vollständige Video 19 Minuten lang. Es soll, so ein Insider, passwortgeschützt an die Bielefelder Justizbehörde übermittelt worden sein, damit es vor Zugriffen Unbefugter geschützt ist. Ein üblicher Vorgang, wie es heißt. Möglicherweise, so wird in Polizeikreisen gemutmaßt, habe die Staatsanwaltschaft das Video aus Zeitgründen nicht gründlich bearbeiten können. Aus Justizkreisen hieß es dazu, dass die Bielefelder Ermittlungsbehörde unter Personalnot leide. Was nun wahr ist und was nicht, muss die Staatsanwaltschaft jetzt klären.

(RP)
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