Doppelmord von Herne Gutachterin empfiehlt Erwachsenenstrafrecht für Marcel H.

Bochum · Obwohl er vor einem Jugendgericht angeklagt ist, könnte der mutmaßliche Doppelmörder von Herne trotzdem zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Eine Gutachterin empfiehlt, Marcel H. wie einen Erwachsenen zu behandeln.

Marcel H. aus Herne: Mutmaßlicher Kindermörder in Bochum vor Gericht
16 Bilder

Mutmaßlicher Kindermörder Marcel H. vor Gericht

16 Bilder
Foto: Bernd Thissen/dpa

Nach Einschätzung von Rechtspsychologin Dr. Sabine Nowara müsse der 20-Jährige nach Erwachsenenstrafrecht und nicht nach Jugendstrafrecht verurteilt werden. Der Angeklagte sehe zwar "jugendlich" aus, tatsächlich sei seine Persönlichkeit aber schon ausgereift. Problematisch seien vor allem "psychopathische, narzisstische und sadistische" Elemente. Diese könnten im Jugendstrafvollzug kaum mehr korrigiert werden.

Bereits in der vergangenen Woche hatten die Psychologin Nowara und die Gerichtspsychiaterin Astrid Rudel ihre Einschätzungen über Marcel H.s Charakter vorgetragen.

Dass die Kammer Marcel H. nach Erwachsenenstrafrecht verurteilen könnte, dafür gab es im Prozess mehrere Anzeichen. So hatte der Vorsitzende Richter Stefan Culemann in der vergangenen Woche den Antrag von H.s Anwalt abgelehnt, die Öffentlichkeit für den Teil der Sexualanamnese auszuschließen. Normalerweise wird die Intimsphäre besonders bei Jugendlichen geschützt. Außerdem hatte die Kammer schon zu Beginn des Prozesses die sogenannte Pixel-Anordnung aufgehoben. Seither dürfen Medien das Gesicht von Marcel H. zeigen.

Am Donnerstag war außerdem bekannt geworden, dass Marcel H. erstmals Anzeichen von Empathie und Reue offenbart hat. Der 20-Jährige hatte schon Anfang Januar einen Brief an seine Mutter geschrieben, der vom Gericht verlesen wurde. Darin schreibt er, dass er während des Prozesses vor dem Bochumer Landgericht realisiert habe, "was für einen Schaden" er "verursacht" habe.

Auslöser sei die Reaktion der Mutter seines ehemaligen Schulfreundes Christopher gewesen, den er nach der Tötung des neunjährigen Nachbarjungen Jaden ebenfalls umgebracht hatte. "Ich sah eine verzweifelte Mutter und jeder Gedanke daran schnürt mir die Kehle zu." Der Brief endet mit der Grußformel: "Dein ratloser Sohn Marcel."

Der Angeklagte hat über seinen Verteidiger Michael Emde schon zu Prozessbeginn am Bochumer Landgericht gestanden, Jaden und Christopher Anfang März 2017 umgebracht zu haben.

(heif)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort