Mutmaßlicher Täter von Herne "Er war allein in seiner Welt"

Am Montagabend soll Marcel H. einen neunjährigen Nachbarsjungen in Herne getötet haben. Die Polizei sucht den 19-Jährigen. Bekannte beschreiben ihn als zurückgezogen lebenden Jugendlichen.

Toter Junge in Herne - Polizei sichert Spuren (6.März 2017)
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Neunjähriger Junge in Herne getötet

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Foto: dpa, mku hjb

Unauffällig, Kampfsportler, wenige soziale Kontakte, arbeitslos — das ist das, was der Polizei bisher über den 19-jährigen Marcel Heße aus Herne bekannt ist. Der junge Mann soll einen Neunjährigen getötet haben, der in seiner Nachbarschaft wohnt. In einem abgeschotteten Bereich im Internet, dem sogenannten Darknet, soll sich der Jugendliche in einem Video mit der Tat gerühmt haben. Er gibt dort nach Polizeiangaben an, den Jungen erstochen zu haben. Jemand, der das Video gesehen hatte, gab der Polizei einen Hinweis. Die fand am Montagabend die Leiche des Kindes im Keller eines Reihenhauses.

In Diskussionsforen im Internet kursierten am Dienstag angebliche Fotos von der Tat. Diese Beiträge zeigen den Verlauf eines WhatsApp-Chats, in dem Heße die Fotos geteilt und seinen Selbstmord angekündigt haben soll. Die Echtheit dieses Chat-Verlaufs lässt sich jedoch nicht zweifelsfrei klären.

Klar ist: Der mutmaßliche Täter und das Opfer kannten sich. Beide lebten in einer alten Bergbausiedlung in Reihenhäusern in Herne. Nachbarn berichten, dass der 19-jährige und der Neunjährige immer mal wieder gemeinsam in der Siedlung unterwegs waren — zusammen zum Spielplatz oder dem Discounter gingen.

Polizei und Bekannte beschreiben Heße ansonsten als zurückhaltenden jungen Mann, der kaum soziale Kontakte hatte. "Das macht die Ermittlungen für uns schwerer", sagt ein Sprecher der Polizei Bochum. Heße sei ein sehr in sich gekehrter Mensch, sagt er. Nach dem Schulabschluss habe er bisher keine Lehre angetreten und sei arbeitslos. Polizeilich sei er bisher nicht in Erscheinung getreten. Der Gesuchte ist 1,75 Meter groß, sehr schlank, trägt eine Brille und hat sehr kurze, blonde Haare.

Auch ein ehemaliger Mitschüler beschreibt den Tatverdächtigen als "ruhigen Typen", der selten Leute um sich gehabt habe. Heße sei "allein in seiner Welt gewesen". Gemeinsam mit ihm sei er zunächst auf die Realschule und zuletzt auf das Berufskolleg gegangen, sagte der Bekannte — allerdings nie in dieselbe Klasse. Überrascht habe den ehemaligen Mitschüler am Dienstagmorgen ein neues Foto von Heße, das einem Bekannten geschickt worden sei. Darauf habe Heße, wie auf dem Fahndungsbild, sehr kurz geschnittene Haare. Die habe er bisher nicht so getragen.

Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei hat der 19-Jährige die vergangenen Tage alleine in dem Haus gewohnt. "Die Familie zieht wohl gerade um. Am Montag war der Gesuchte alleine in der alten Wohnung der Familie", sagt der Polizeisprecher.

Die Polizei warnt, dass Heße gefährlich sein könnte. Der Flüchtige sei in einer psychischen Ausnahmesituation und daher unberechenbar. Menschen, die ihn erkennen, sollten ihn nicht ansprechen, sondern die Polizei informieren (0234 / 909-4244).

(heif/rent)
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