Nach Evakuierung in Wuppertal Geräumtes Hochhaus offenbar länger unbewohnbar

Wuppertal · Die Stadt Wuppertal hat am Dienstagnachmittag ein Hochhaus evakuieren lassen, weil in der Fassade brennbares Material verbaut ist. 71 Bewohner mussten ihr Zuhause verlassen. Wann sie zurückkehren dürfen, ist unklar.

Die Entscheidung zur Evakuierung sei bereits am Vormittag getroffen worden, sagt Jochen Braun, Ressortleiter der Stadt Wuppertal für Bauen und Wohnen. Das elfstöckige Gebäude, Baujahr Ende der 1960er Jahre, hat 86 Wohnungen. Da auch ein Rettungsweg an der Fassade entlang führt, sieht die Stadt Gefahr im Verzug und reagiert unverzüglich. Die Außenverkleidung besteht aus Kunststoff und einer Holzkonstruktion, die noch mit Holzwolle gefüllt ist. Wenn das Material entfernt ist, könnte das Haus wieder bezogen werden.

Bis auf Weiteres dürfen die Mieter des Hochhauses deshalb nicht mehr dauerhaft in ihre Wohnungen zurückkehren. Nur ihre Habseligkeiten können sie unter Aufsicht noch aus dem Haus holen. Die Stadt betreue die Betroffenen und werde ihnen auch Angebote für einen Umzug in nahegelegene andere Häuser machen, sagte eine Sprecherin am Mittwoch.

Seitens der Eigentümer gebe es noch kein Signal, dass die Gefahr der brennbaren Fassade beseitigt werde, erklärte die Stadtsprecherin weiter. Das elfstöckige Haus gehört den Angaben zufolge nach mehreren Eigentümerwechseln jetzt einer Gesellschaft mit Sitz in Berlin. Die Brandschutzmängel seien bekannt gewesen. Für die Ordnungsbehörde sei es aber sehr langwierig, einen Hausbesitzer zur Beseitigung solcher Mängel zu bringen. Bei jedem Besitzerwechsel "kann man wieder bei Null anfangen", sagte die Sprecherin.

Hochhaus in Wuppertal wegen Brandgefahr evakuiert
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Hochhaus in Wuppertal wegen Brandgefahr evakuiert

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Foto: dpa, sab

Die Polizei hatte das Gebäude am Dienstag bereits früh abgesperrt, Busse waren vorgefahren. Nach dem Londoner Hochhausbrand im Grenfell Tower habe man das Brandrisiko neu bewertet, erklärt die Stadt. Bei der Brandkatastrophe kamen mindestens 79 Menschen ums Leben. Zudem gebe es enge Flure und kurze Balkone, erläutert Wuppertals Baudezernent Frank Meyer, und eine Brandmeldeanlage fehle in dem Haus. Die Fluchtwege könnten im Fall eines Feuers schnell durch Rauch blockiert sein.

Die Stadt Wuppertal wird nun allein 70 weitere Gebäude überprüfen. Man gehe aber nicht davon aus, dass sie ebenfalls evakuiert werden müssen. "Wir wissen bislang von keinem anderen Fall", sagt eine Sprecherin des NRW-Bauministeriums. Experten gehen allerdings davon aus, dass bei umfangreichen Überprüfungen mehrere Hochhäuser auch auffallen werden. In Großbritannien sind bei stichprobenartigen Brandschutztests bereits alle 95 Gebäude durchgefallen.

Die Wohnungen in dem Wuppertaler Haus wurden kontrolliert und versiegelt. Ein Wachdienst werde aufpassen, dass sie nicht geplündert werden, hieß es vonseiten der Stadt.

Mit Material von dpa.

(RP)
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