Marie-Christine Ghanbari für Lehrerpreis nominiert "Ich will Kinder über sich hinauswachsen lassen"

Düsseldorf · Marie-Christine Ghanbari will jedem Kind eine Chance geben. Dafür wurde die Lehrerin aus Gescher im Münsterland jetzt für den internationalen Lehrerpreis "Global Teacher Prize" nominiert. Der ist mit einer Million Dollar dotiert.

 Marie-Christine Ghanbari könnte als weltweit beste Lehrerin eine Million Dollar gewinnen

Marie-Christine Ghanbari könnte als weltweit beste Lehrerin eine Million Dollar gewinnen

Foto: Stefan Lehrmann/dpa

Es gab für den "Global Teacher Prize" 20.000 Bewerber - 50 haben es in die engere Auswahl geschafft. Darunter sind Sie. Was sagen denn Ihre Schüler dazu?

Marie-Christine Ghanbari Die sind begeistert und megastolz. Meine Schulklasse freut sich total darüber. Genau wie die Studierenden, mit denen wir bei den Projekten zusammenarbeiten. Viele sagen "Hut ab" und "Weiter so".

Und was sagen Sie selbst?

Ghanbari: Mich hat das wirklich sprachlos gemacht. Ich bin einfach stolz und dankbar, dass ich so tolle Mentoren hatte, und dass ich das an die Kinder weitergeben kann. Die Nominierung ist jetzt eine riesige Chance für die Projekte und auch eine Chance für die Kinder. Nicht alle haben gute Entwicklungsbedingungen und das kann man als Lehrer auffangen. Ich habe erst zwei Tage vor Anmeldeschluss von dem Preis erfahren und direkt elf Seiten geschrieben. Mir ging es auch darum zu zeigen, dass Lehrer eine Schlüsselposition in der Gesellschaft haben und Mitmenschen und Kinder positiv beeinflussen können.

Sie unterrichten Mathematik, Deutsch und Sport an der Gesamtschule Gescher. Was macht Ihren Unterricht auszeichnungswürdig?

Ghanbari Bei dem Preis geht es ja nicht nur um den Unterricht. Es geht darum, Uni und Wissenschaft mit Schule und Unterrichten zu verknüpfen, mit unseren Projekten in Nigeria, und mit interkulturellem Lernen. Ich selbst benutze in Mathe und Deutsch viel Powerpoint und viele neue Medien. Als Motivation für die Kinder. Was nicht heißt, dass die Tafel schlechter ist. Jeder hat seine eigene Methode und meine ist eben Powerpoint. In den Sportunterricht baue ich zum Beispiel Skateboarden ein. Und wir machen auch Bewegungsspiele aus Afrika und verknüpfen das mit Menschenrechten. Da geht es darum, sich in eine andere Kultur hineinzufühlen und um interkulturelles Lernen.

Besonders ist auch Ihr Sportpaten-Projekt. Worum geht es da?

Ghanbari Beim Sportpaten-Projekt begleiten angehende Lehrer der Uni Münster ein Kind eins zu eins. Das sind Schüler, die vielleicht nicht die optimalen Bedingungen haben, um Sport zu machen und Bewegung zu lernen. Dabei geht es um Spaß und um positive Erfahrungen in der Gruppe. Also machen wir da kooperative Sportarten wie Skateboarden und Eislaufen oder Basketball. Das Miteinander steht im Vordergrund, das positive gemeinschaftliche Erlebnis.

Spaß an Bewegung und das Skateboarden spielt bei Ihnen eine größere Rolle. Sie geben sogar einen Kurs an der Uni Münster im Skateboarden. Sind Sie selbst auch Skaterin?

Ghanbari Meine Mama ist selber Sportlehrerin und hat immer viel Sport mit mir gemacht, als ich noch klein war. Das fing an mit auf Bäume klettern, später habe ich getanzt und hatte eben dieses positive Vorbild. Zum Skateboarden bin ich durch die Uni gekommen. Das Skateboard ist einfach ein Paradebeispiel für eine Gruppenaktivität, bei denen die Kinder einfach Spaß an Bewegung haben und sich gegenseitig anfeuern. Die feiern sich richtig, wenn jemand einen Trick gelernt hat.

Welchen Beruf hätten Sie, wenn Sie nicht Lehrerin wären?

Ghanbari Ich würde etwas Ähnliches machen. Ich will Kinder voranbringen und über sich hinauswachsen lassen. Nach dem Abi habe ich erst einmal Jura studiert, denn ich war früher schon idealistisch und wollte mich für Menschenrechte einsetzen. Aber als Richter ist man ziemlich am Ende der Wirkungskette. Als Lehrerin bin ich viel näher an den Kindern und kann sie viel früher positiv beeinflussen, ihnen Mut machen und sie an sich glauben lassen. Da ist es einfach wichtig, Mentoren zu haben und sich auch über Sport Selbstvertrauen zu holen.

Wenn Sie den Weltlehrerpreis gewinnen - was machen Sie mit dem Preisgeld von einer Million Dollar?

Ghanbari Das fließt natürlich zurück in die Projekte, wie die Sportpaten oder auch das Projekt "Digitale Patenschaften" in Nigeria. Damit helfen wir Kindern in Nigeria, die talentiert und sozial engagiert sind. Wir schreiben über Facebook und skypen. Außerdem unterstützen wir sie auch finanziell, damit sie studieren können. So können sie später wiederum andere Kinder positiv beeinflussen. Für meine Doktorarbeit habe ich da geforscht zu Bewegungskultur. Außerdem bin ich schon lange in dem "Eine-Welt-Kreis". Mittlerweile habe ich übrigens einen nigerianischen Namen "Ifeona" - das bedeutet "gute Sache".

Antje Seemann führte das Gespräch.

(RP)
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