In Gronau kommt Öl aus der Erde Öl verseucht die Felder - Kühe sterben

Gronau · Die Bezirksregierung Arnsberg steht vor einem Problem: In Gronau im Kreis Borken läuft auf einem Bauernhof und im Naturschutzgebiet Öl aus - Ursache unklar. Sechs Kühe sind tot. Die Schadenssumme geht in die Millionen Euro.

Öl fließt in Gronau auf die Felder
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Öl fließt in Gronau auf die Felder

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Auf dem Bauernhof von Klaus und Claudia Sundermann in Gronau-Epe fließt seit Tagen Öl aus dem Boden. Anders als in Texas, wo solch ein Fund durchaus gewollt wäre, ist es für den 47-Jährigen und seine Familie eine Katastrophe. Etwa 50 Liter des Wasser-Öl-Gemisches versickern stündlich auf seiner Weide - 1200 Liter jeden Tag. Mit seiner Familie ist er bereits in ein Hotel gezogen. Sechs seiner Kühe, die von dem Gemisch getrunken hatten, mussten gekeult werden.

Woher das Öl kommt, ist bis heute völlig unklar. Vermutet wird, dass es aus einem unterirdischen Hohlraum stammt, in dem Ölreserven für Krisenzeiten gelagert werden. Die Bezirksregierung Arnsberg arbeitet gemeinsam mit der Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW) und den Behörden an einer Lösung des Problems. Laut Schätzungen des SGW-Sprechers Dirk Schulte liegt die Schadenssumme im zweistelligen Millionenbereich.

Nach dem Ölfund auf der Rinderweide von Klaus Sundermann waren an zwei weiteren Stellen in unmittelbarer Nähe Öl-Lachen gefunden worden. 1000 Tonnen Boden wurden auf allen betroffenen Flächen bereits abgetragen und ordnungsgemäß entsorgt, wie die Bezirksregierung Arnsberg mitteilt, doch auf dem Sundermann-Grundstück fließt es weiter. Bei den andauernden Ermittlungen der Ursache für den Ölauslauf steht besonders ein Kavernensystem im Fokus.

Eine Kaverne ist ein in etwa 1200 Metern Tiefe gelegener Hohlraum, der beim Abbau von Salz entsteht. Unter Gronau-Epe erstreckt sich eine 400 Meter dicke Salzschicht, die seit den 1970er Jahren abgebaut wird. Unter anderem werde untersucht, ob das entdeckte Wasser-Öl-Gemisch im Zusammenhang mit einem Druckabfall Ende Februar in einer etwa 400 Meter entfernten Kaverne stehe. "In 80 der durch den Salzabbau entstandenen Kavernen lagert heute Erdgas, drei weitere werden zur Lagerung von Öl als nationale Reserve genutzt", erklärt SGW-Sprecher Schulte. Die Kavernen können laut Bezirksregierung rund 1,4 Millionen Kubikmeter Öl fassen.

Als Sofortmaßnahme hat man nach dem ersten Öl-Fund den Druck von der Kaverne genommen, damit kein Öl nachfließen kann. Wäre der Holhraum die Ursache, so würde die Quelle bald versiegen, heißt es. Doch über den Grund könne weiterhin nur spekuliert werden, so Dirk Schulte. "Das ist ein Schadensfall, den es in dieser Form in Deutschland noch nicht gegeben hat", erklärte Volker Milk, Regierungsvizepräsident der Bezirksregierung Arnsberg. Ohne Rücksicht auf Aufwand und Kosten werde weiter alles Mögliche unternommen, um den Ölaustritt zu stoppen. Messungen ergaben bisher keinen Anhaltspunkt auf die Quelle.

Eine Gesundheitsgefahr für die Anwohner bestehe aber nicht, so der SGW-Sprecher, da das nächste Dorf mehrere Kilometer vom Schadensgebiet entfernt sei. Im Bereich der Ölaustritte wurden großflächig Ölsperren ausgebracht, die zweimal täglich von der Feuerwehr inspiziert werden. Auch gebe es keine Hinweise darauf, dass Öl ins Grundwasser eingedrungen sei. Die Überwachung der Oberflächengewässer wie Teiche und Bäche erfolge in Abstimmung mit dem Gutachter und den Wasserbehörden an sechs Gewässermesspunkten, die im täglichen Wechsel durch SGW und Bezirksregierung stattfinden.

Wann Klaus und Claudia Sundermann mit ihren Kindern auf den Hof zurückkehren können, bleibt bis auf weiteres ungewiss.

(RP)
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