NRW Kaum noch Schweinefleisch in Kitas und Schulen

Essen · An immer mehr Schulen und Kitas steht kein Schweinefleisch mehr auf dem Speiseplan. Viele Caterer verzichten bei ihren Gerichten völlig darauf. Vor allem, weil viele Kinder aus religiösen Gründen kein Schweinefleisch essen.

Ein Tag in der Wurstküche
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So handhabt es auch der Düssldorfer Schul- und Kita-Caterer Pro Gourmet. Das Unternehmen beliefert täglich 140 bis 145 Einrichtungen und hat Schweinefleisch so gut wie vollständig vom Speiseplan genommen: "Vor allem, weil unsere muslimischen Mitbürger das nicht essen dürfen. Wenn wir Schweinefleisch anbieten würden, dann müssten wir für jede Einrichtung ein paar alternative Gerichte kochen. Das ist organisatorisch nicht möglich", sagt Georg Schrage, Geschäftsführer von Pro Gourmet. Dennoch werde Schweinefleisch immer wieder von Schulen und Kitas angefragt. Daher findet bei dem Lieferservice alle sechs bis acht Wochen doch mal ein Gericht mit Schwein den Weg auf die Teller.

"In den nächsten Jahren wird das Schweinefleisch immer weiter von den Speiseplänen in Kitas und Schulen verschwinden", sagte die Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), Ulrike Arens-Azevedo, der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ).

"Der Anteil an Schweinefleisch ist in den letzten Jahren immer weniger geworden", bestätigte Rolf Hoppe, Vorsitzender des Verbands Berliner Schulcaterer. "Die Zahl der muslimischen Schüler ist gestiegen, und die Qualität von konventionellem Schweinefleisch ist fraglich." Hoppes eigener Cateringbetrieb Luna bietet überhaupt keine Gerichte mit Schweinefleisch an - und sieht das als Marktvorteil: "Muslimische Schüler können sich darauf verlassen, dass auch unsere Produktion absolut frei von Schweinefleisch ist."

Auch an den 4000 Ganztagsschulen in Nordrhein-Westfalen wird laut der Zeitung immer weniger Schweinefleisch eingesetzt: "Das gilt besonders für das Ruhrgebiet, wo es immer mehr muslimische Kinder gibt", sagt Ursula Tenfelde-Weber, Leiterin der Vernetzungsstelle Schulverpflegung in Düsseldorf.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sieht die Entwicklung mit Sorge: "Es kann nicht sein, dass wir Schweinefleisch, das Teil unserer Ernährung und Esskultur ist, einfach von den Speiseplänen verbannen", sagte der Politiker der "WAZ". "Ich erwarte hier, dass Kreativität im Umgang mit kulturellen Essgewohnheiten zu mehr Abwechslung im Speiseplan führt und nicht zu weniger."

Bundesweit hat das schleichende Aus für das Schweineschnitzel in der Schulmensa jedoch nicht nur mit der Zunahme muslimischer Schüler zu tun, sondern auch mit veränderten Ernährungsstandards: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für das Mittagessen in Kitas und Schulen maximal zwei Fleischgerichte pro Woche - eins davon soll Geflügel sein.

"Hähnchen und anderes Geflügel sind einfach gesünder und besonders für Kinder besser als Schweinefleich", sagt Nadine Wendling von "Catering für Kids". Daher verzichtet der Rheinberger Caterer inzwischen vollständig auf Gerichte mit Schweinefleisch. Zu jeder Mahlzeit gehören dafür Salat oder Gemüse sowie Obst.

In einer aktuellen DGE-Umfrage unter rund 1400 deutschen Kitas gaben bereits knapp 30 Prozent an, dass sie sich an die Standards halten. Schmidt sprach sich gegenüber der Zeitung dafür aus, die DGE-Standards flächendeckend zu etablieren. "Das Essensangebot in den Schul- und Kitakantinen ist zu einseitig, was Fleisch und frittierte Produkte betrifft", sagte er. Es solle weniger Fleisch und stattdessen mehr Obst und Gemüse geben.

(rent/KNA)
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