Oxfam-Studie zu Ungleichheit In NRW leben 4264 Einkommensmillionäre

Düsseldorf · Die internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam hat in ihrer Studie vor dem sozialen Ungleichgewicht auf der Welt gewarnt. Auch in Nordrhein-Westfalen werden die Reichen immer reicher.

 Die Ungleichheit der Einkommensverteilung hat weiter zugenommen, wie es dem Sozialbericht NRW 2016 zu entnehmen ist. (Symbolbild)

Die Ungleichheit der Einkommensverteilung hat weiter zugenommen, wie es dem Sozialbericht NRW 2016 zu entnehmen ist. (Symbolbild)

Foto: dpa, kes fgj wok

157 Jahre. So lange muss ein durchschnittlicher Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten, um auf das Jahreseinkommen eines Dax-Vorstandsvorsitzenden zu kommen. "Die 40 reichsten Personen bei uns verfügen über das gleiche Vermögen wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung", berichtet Ellen Ehmke, Analystin für Soziale Ungleichheit bei Oxfam.

Laut Ehmke befindet sich das Einkommensungleichgewicht auf dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Die Zahlen seien wieder mit denen vor der Finanzkrise von 2007 zu vergleichen. So hat in den vergangenen Jahren die Zahl der Einkommensmillionäre auch in NRW deutlich zugenommen. Im Jahr 2013 gab es landesweit 4264 Millionäre, fast 15 Prozent mehr als drei Jahre zuvor. Im Landesdurchschnitt wurden damit 2,4 Millionäre auf je 10.000 Einwohner gezählt, bestätigte das Statistische Landesamt.

Die höchste Millionärsdichte weist Meerbusch auf. Dort kommen auf 10.000 Einwohner je 14,7 Millionäre. Als erste Großstadt liegt Düsseldorf mit einer Millionärsquote von 6,5 auf Platz 15 der Rangliste. Düsseldorf hat aber mit 391 die höchste absolute Zahl an Millionären - gefolgt von Köln mit 374 Einkommensmillionären.

20.571 Euro Einkommen pro Einwohner

Von einem Millioneneinkommen im Jahr können in Nordrhein-Westfalen die meisten Menschen nur träumen. Die Ungleichheit der Einkommensverteilung hat weiter zugenommen, wie es dem Sozialbericht NRW 2016 zu entnehmen ist. 2014 floss den einkommensreichsten zehn Prozent mindestens 3,66 Mal so viel Einkommen zu, als den einkommensärmsten zehn Prozent höchstens zur Verfügung stand.

2013 lag das verfügbare Einkommen pro Einwohner in NRW bei 20.571 Euro und damit leicht über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 20.478 Euro. Innerhalb Nordrhein-Westfalens gab es dabei deutliche Einkommensunterschiede: Am höchsten war das verfügbare Einkommen 2013 im Kreis Olpe mit 26.631 Euro und am niedrigsten in Gelsenkirchen mit 15.904 Euro.

Die Zahl der überschuldeten Personen in NRW lag 2015 bei 1,69 Millionen und damit um rund 92.000 Personen höher als im Jahr 2011. Die Schuldnerquote betrug 2015 11,5 Prozent, der bundesdeutsche Durchschnitt 9,9 Prozent. Die Schuldnerquoten variieren stark zwischen den Regionen Nordrhein-Westfalens und sind in den Ballungsgebieten höher als in den ländlichen Regionen.

Jedes fünfte Kind von Armut bedroht

Einen Anstieg verzeichnen dafür die Reichsten der Reichen. Im vergangenen Jahr wurden 114 Vermögensmilliardäre in Deutschland gezählt. "Auf der anderen Seite ist aber jedes fünfte Kind bei uns von Armut bedroht", sagt Oxfam-Analystin Ehmke, die nicht nur in Deutschland, sondern weltweit mehr Investitionen in Bildung fordert. Kinder aus finanziell schwächer gestellten Familien hätten es weitaus schwieriger, später eine gute berufliche Ausbildung zu erhalten, als Kinder aus einem reichen Umfeld.

Oxfam hatte vor dem Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos in einer Studie über die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich gewarnt. So verfügten 2017 weltweit 42 Personen über den gleichen Reichtum wie die ärmsten 3,7 Milliarden. Und das reichste Prozent der Menschheit besitze mehr als die übrigen 99 Prozent zusammen, diese Minderheit habe zudem 82 Prozent des globalen Vermögenswachstums im vergangenen Jahr verzeichnet.

(gaa)
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