Sperrzone Innenstadt In Wuppertal erwartet Anwohner das Chaos

Wuppertal · Seit Montagmorgen, 4 Uhr, ist Wuppertal vollgesperrt. Autofahrer müssen Alternativrouten nutzen, die bisherige Hauptverkehrsader B7 ist vom Verkehr abgetrennt. In einem gewaltigen Projekt von drei Jahren Bauzeit soll die Elberfelder Innenstadt völlig neu gestaltet werden. Anwohner erwarten das Chaos.

 Der Döppersberg, wie er sich ab 2017 präsentieren soll: rechts das Köbo-Haus mit der Schwebebahnstation, oben in der Mitte der neue Hauptbahnhof mit Shopping-Mall und direktem oberirdischen Zugang zur Innenstadt.

Der Döppersberg, wie er sich ab 2017 präsentieren soll: rechts das Köbo-Haus mit der Schwebebahnstation, oben in der Mitte der neue Hauptbahnhof mit Shopping-Mall und direktem oberirdischen Zugang zur Innenstadt.

Foto: JSWD Architekten

Seit Monaten wurde das Projekt Döppersberg in Wuppertal intensiv diskutiert und geplant. Mit gutem Grund: Inmitten der Stadt ging es darum, eine zentrale Verkehrsader in Höhe des Hauptbahnhofs abzuklemmen - und das auf Jahre. Sowohl Wirtschaft, Handel als auch Bewohner hatten teils massive Bedenken.

Doch im Februar entschied sich der Rat für das Konzept, das zumindest einen Schrecken mit einem Ende versprach: Anstatt den Verkehr fünf Jahre lang durch ein Nadelöhr zu leiten, soll die B7 komplett gesperrt und Bauzeit so auf drei Jahre verkürzt werden. Der erfolgreiche Umbau der A40 in nur drei Monaten stand dafür Pate.

Die Pläne der Stadt sehen vor, die B7 als Hauptverkehrsachse zwischen Kasinostraße und Morianstraße komplett für zweieinhalb bis drei Jahre zu sperren, damit der Umbau des Döppersberg schon 2018 fertig wird und nicht erst — wie nun befürchtet — 2020. Die Alternative wäre fünf Jahre lang eine Baustelle mit teilweise nur einspuriger Fahrweise.

Gewöhnungsprozess erhofft

Jetzt ist Tag X in Wuppertal. Der alte Busbahnhof ist weg. Städtische Mitarbeiter mit Signalwesten bemühen sich, orientierungslose Passanten aufzufangen und auf die neuen Bushaltestellen oder die Schwebebahn zu verweisen. Autofahrer sollen sich Alternativrouten über die eilig ausgebauten Ausweichstrecken suchen. Die verantwortlichen Planer hoffen, dass sich der Verkehr so in den kommenden Wochen einpendelt. Die Erfahrungen mit der Vollsperrung der A59 dürften ihnen Hoffnung machen, auch dort haben sich die meisten Autofahrer auf die veränderte Lage eingestellt.

Am Montag blieben die befürchteten Staus nach Angaben des WDR bislang aus. Allerdings gibt es noch genügend Anlass zur Skepsis: Noch ist das Aufkommen wegen der Sommerferien gering, in vier Wochen dürfte noch mehr Pkws versuchen, durch Wuppertal zu kommen. Zudem könnten noch geplante Baustellen auf der nahegelegenen A46 die Lage verschärfen. Schon vorher galt die Strecke über die B7 als überlastet.

"Für Fremde wird es schwierig"

Nicht nur der Einzelhandel begleitet den verordneten Wandel mit einer gehörigen Portion Skepsis. Er befürchtet, dass angesichts der schwierigen Verkehrsanbindung das Publikum fernbleibt. Auch einige Anwohner teilen die Sorge: "Das ist viel zu viel für Wuppertal", sagte eine Passantin einem WDR-Reporter. Für die nächsten Jahre erwartet sie Chaos. Auch weil die Ausweichrouten den Verkehr nicht verkraften könnten. "Für Fremde", so zeigt sich ein Einheimischer jedenfalls überzeugt, "wird es schwierig."

Doch die Stadt hält dagegen. Mit großem Aufwand versucht sie, die Herausforderungen anzugehen. Der Busverkehr bekam neue Fahrpläne verpasst, Infostationen sollen Orientierung verschaffen, im Internet bietet sie unter doeppersberg.info detaillierte Infos über Ausweichrouten und sogar einem Start-Ziel-Navigator. Alles dient dem Ziel, dass die Innenstadt auch weiterhin mit dem Auto erreichbar bleibt. Ab August sogar mit eigener App.

Die Stadt wirbt mit großem Einsatz

Die Riesenbaustelle, so eine weitere in der PR-Kampagne penetrierte Botschaft, lohnt sich. Nach der Fertigstellung soll die Stadt in neuem Licht erstrahlen und umso attraktiver sein für Bewohner und Anreisende. War der Vorplatz am Bahnhof bisher ein vom Verkehr überrolltes Gelände noch ganz im Stil der autoverliebten 50er, soll er nun wieder den Menschen gehören.

Auf der Website der Stadt heißt es dazu: "Zwei der wichtigsten, zentralen Quartiere im Stadtgebiet - Innenstadt und Bahnhofsumfeld — werden so wieder zusammengeführt. Damit wird aus einer heute vom Verkehr dominierten Fläche wieder ein lebenswertes, beliebtes und belebtes Viertel entwickelt: Das Tor zur Stadt." Die Westdeutschen Zeitung schlägt in ihrem Lokalteil in dieselbe Kerbe. Sie erhebt den Umbau von Bahnhof und Verkehrsknotenpunkt zu einer Schicksalsfrage: Es gehe um Wuppertals Zukunft.

(pst)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort