Sikh-Tempel in Essen Innenminister Jäger: Anschlag war nicht zu verhindern

Düsseldorf/Essen · War der islamistische Anschlag auf einen Sikh-Tempel in Essen für die Polizei verhinderbar? Nein, sagt jetzt die Landesregierung in einem Bericht an den Landtag. Die Polizei Gelsenkirchen hatte zuvor jedoch Fehler eingeräumt.

Essen: Drei Verletzte bei Explosion auf Sikh-Hochzeit
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Terror-Anschlag: Explosion auf Sikh-Hochzeit in Essen

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Der islamistische Anschlag auf den Sikh-Tempel in Essen ist aus Sicht der Landesregierung für die Behörden nicht zu verhindern gewesen. Dieses Fazit hat NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) in einem Bericht an den Landtag gezogen. Damit nahm er die Polizei gegen Vorwürfe in Schutz. Die Verdächtigen seien den Sicherheitsbehörden zwar bereits im Vorfeld der Tat bekannt, die Anschlagsplanung sei aber nicht erkennbar gewesen, heißt es in dem Bericht.

Zwar habe die Mutter eines Verdächtigen der Polizei drei Wochen vor dem Anschlag Notizen ihres Sohnes übergeben. Aber: "Aus den Aufzeichnungen ergaben sich für das Polizeipräsidium Duisburg zu diesem Zeitpunkt keine konkreten Hinweise auf eine Anschlagsplanung", heißt es in dem Bericht. Die Polizei habe dennoch eine Durchsuchung bei dem Jugendlichen beantragt, dies sei von der Staatsanwaltschaft aber abgelehnt worden. Medien hatten dagegen berichtet, aus den Notizen des Verdächtigen seien Hinweise auf Anschlagspläne hervorgegangen.

Polizei gab Fehler zu

Dass die Radikalisierung eines Verdächtigen durch das Programm "Wegweiser" nicht gestoppt werden konnte, sei bedauerlich, schrieb Jäger. Es gebe aber auch in Zukunft keine Erfolgsgarantie für Präventionsarbeit.

Die Polizei in Gelsenkirchen hatte bereits eingeräumt, einem Hinweis auf einen der Täter nicht entschlossen genug nachgegangen zu sein. Auf die Information über ein von ihm auf einem Schulhof angeblich gezeigtes Video habe man rückblickend nicht konsequent genug reagiert. Das Video soll im Januar 2016 die Detonation eines vermeintlichen "Polenböllers" gezeigt haben.

Bei dem Anschlag auf das Sikh-Gebetshaus Mitte April waren drei Menschen verletzt worden. Verdächtigt werden zwei 16-Jährige und ein 17-Jähriger mit Kontakten in die Islamistenszene. Sie sitzen in Untersuchungshaft.

(lnw)
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