Fotos Jahresrückblick - Kriminalfälle und Prozesse 2016 in NRW
Prozesse gegen junge Raser, Mörder, Attentäter und mysteriöse Todesfälle - wir blicken zurück auf Nordrhein Westfalens spektakulärste Kriminalfälle und Prozesse im Jahr 2016.
2016 war ein turbulentes Jahr - auch in Nordrhein-Westfalen. Ein Rückblick auf die spektakulärsten Kriminalfälle und Prozesse.
In der Silvesternacht 2015/16 kommt es am Kölner Hauptbahnhof und rund um den Dom zu massenhaften Diebstählen und sexuellen Übergriffen auf Frauen. Die Täter agieren aus einer Gruppe von etwa 1000 Männern heraus, viele stammen aus Nordafrika. Hunderte Opfer erstatten Anzeige. Die Polizei steht in der Kritik, weil sie am Neujahrsmorgen von einer friedlichen Silvesternacht gesprochen hatte. Polizeipräsident Wolfgang Albers wird in den einstweiligen Ruhestand versetzt.
Am 12. Januar verurteilt das Kölner Amtsgericht zwei 20-Jährige nach einem illegalen Autorennen mit tödlichem Ausgang zu Jugendstrafen von 16 und 20 Monaten auf Bewährung. Die beiden hatten sich ein spontanes Renne auf der Aachener Straße geliefert. Bei einer Kollision mit einem Taxi starb ein Fahrgast.
Bewährungsstrafen gibt es auch im April für zwie 22 und 23 Jahre alte Männer, die in Köln-Mülheim ein illegales Rennen gefahren sind. Eine 19-jährige Radfahrerin kam ums Leben.
Im Schwimmbad einer Wohnanlage in Bergheim werden am 29. März drei Tote entdeckt, ein 20-Jähirger und zwei Kinder (12, 13). Sie sind ertrunken. Auch in monatelangen Ermittlungen kann die Staatsanwaltschaft die Todesursache nicht klären. Es gibt keine Hinweise auf ein Fremdverschulden.
Drei Menschen werden am 16. April bei einem Bombenanschlag auf ein Gebetshaus der Sikh in Essen verletzt. Nach einer indischen Hochzeit ist ein präparierter Feuerlöscher detoniert. Die Polizei ermittelt drei junge Muslime als mögliche Täter. Sie sollen sich über sozile Netzwerke kennengelernt und radikalisiert haben. Sie müssen sich seit Anfang Dezember wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten.
Der 17-jähirge Niklas P. wird am 7. Mai nach einem Konzertbesuch im Bonner Stadtteil Bad Godesberg so schwer geschlagen und getreten, dass er stirbt. Ein Streit zwischen zwei Gruppen von Jugendlichen war aus nichtigem Anlass eskaliert. Die Gruppen kannten sich vorher nicht. Ins Visier der Ermittler gerät Walid S., 20 Jahre alt. Er muss sich voraussichtlich ab Anfang 2017 vor dem Bonner Landgericht wegen Körperverletzung mit Todedsfolge verantworten.
Die deutschen Sicherheitsbehörden nehmen am 2. Juni drei Verdächtige aus Syrien fest, die im Auftrag der Terrororganisation IS einen Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt geplant haben sollen. Offenbar sollten sich zwei Selbstmordattentäter in der Heinrich-Heine-Allee in die Luft sprengen. Anschließend hätten weitere Attentäter möglichst viele Passanten mit Gewehren und Sprengsätzemn töten sollen. Konkrete Vorbereitungen liefen nach Angaben der Bundesanwaltschaft aber noch nicht.
Für das Attentat auf die heutige Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker wird der rechtsradikale Frank S. am 1. Juli vom Oberlandesgericht Düsseldorf zu einer Freheitsstrafe von 14 Jahren verurteilt. Doch noch ist das Urteil nicht rechtskräftig. Er hatte Reker einen Tag vor der Wahl am 17. Oktober 2015 auf einem Kölner Wochenmarkt ein Kampfmesser in den Hals gerammt. Sie lag mehrere Tage im künstlichen Koma. "Er wollte ein Klima der Angst erzeugen und die Politik beeinflussen", sagte die Vorsitzende Richterin Barbara Havliza in der Urteilsbegründung.
Am 21. August werfen Unbekannte mehrere Betonklötze von einer Brücke auf eine Autobahn bei Odense in Dänemark. Sie treffen ein Auto aus Recklinghausen, in dem ein Ehepaar mit seinem Sohn (5) sitzt. Die 33-jährige Frau ist sofort tot, der Mann (36) wird schwer verletzt. Der Junge bleibt unverletzt. Die Polizei sichert DNA-Spuren und setzt eine Prämie von rund 34.000 Euro aus. Es gibt aber bis heute keine konkreten Hinweise auf die Täter.
Ein Realschullehrer wird am 24. August in Neuss wegen Freiheitsberaubung verurteiilt, weil er Schüler am Verlassen des Klassenraums gehindert hatte. Der Richter spricht den Pädagogen schuldig, belässt es aber bei einer Verwarnung mit Strafvorbehalt. Als Auflage muss sich der Musiklehrer im Umgang mit undisziplinierten Schülern fortbilden. Ein Schüler hatte per Handy die Polizei gerufen. Der Lehrer legte Berufung gegen das Urteil ein.
Vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht beginnt am 6. September der Prozess gegen den bundesweit bekannten Islamisten Sven Lau. Die Bundesanwaltschaft hat den 35-Jährigen wegen Unterstützung der islamistischen Terrormiliz Jamwa angeklagt. Lau habe unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe die Terrorgruppe unterstützt. Nach Angaben des Vorsitzenden Richters könnte er sogar als Terrorist des Islamischen Staats (IS) verurteilt werden. Lau bestreitet die Vorwürfe.
Vor dem Landgericht Hagen geht am 12. September der Prozess um einen Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Altena (Märkischer Kreis) zu Ende. Ein wegen schwerer Brandstiftung angeklagter Feuerwehrmann und sein Freund werden zu sechs beziehungsweise fünf Jahren Haft verurteilt. Beide Männer sollen aus einer ausländerfeindlichen Gesinnung heraus agiert haben.
Raucher Friedhelm Adolfs (78) gewinnt am 28. September einen Rechtsstreit um den geplanten Rausschmiss aus seiner Wohnung. Seine Vermieterin hatte jahrelang versuchtm den starken Raucher loszuwerden, weil er sämtliche Nachbarn in dem Mehrparteienhaus unzumutbar belästigt habe. Dafür sahen die Richter des Düsseldorfer Landgerichts aber keine ausreichenden Beweise. Der Rechtsstreit dauerte drei Jahre. Adolfs verlor mehrmals, doch der Bundesgerichtshof hob die Urteile auf und ordnete eine umfassende Beweisaufnahme in dem Fall an.
Nach einem Streit beim Kartenspiel wird ein Zwölfjähriger in Euskirchen am 22. September von zwei Mitschülern auf dem Gelände der Gesamtschule lebensgefährlich verletzt. Da die beiden Verdächtigen noch strafunmündig sind, stellt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein. Es dauert lange, bis der Schüler genesen ist, die beiden Schläger dürfen zunächst nicht mehr in die Schule und werden zu Hause unterrichtet.
In einem Bettenhaus des Bochumer Bergmannsheil-Krankenhauses bricht in der Nacht des 30. September ein Feuer aus. Zwei Menschen sterben, zehn werden verletzt. Eine 69-jährige Patientin hat das Feuer in Suizidabsicht gelegt. Im Nachbarzimmer stirbt ein 41-jähriger bettlägeriger Patient.
Am 11. Oktober bietet ein 28-Jähirger aus Duisburg seine 40 Tage alte Tochter in einer Ebay-Kleinanzeige für 5000 Euro zum Kauf an. Ebay-Mitarbeiter informieren die Polizei. Das Mädchen kommt in die Obhut einer Pflegefamilie. Der Vater sagt, alles sei nur ein Scherz gewesen. Nach einer Verhandlung vor dem Amtsgericht zieht die Mutter mit dem Kind in eine Einrichtung. Der Vater darf es nur noch unter Aufsucht sehen.
Am 26. Oktober beginnt vor dem Landgericht Paderborn der Prozess um die Geschehnisse im "Horror-Haus von Höxter". Wilfried W. und seine Ex-Frau Angelika W. müssen sich wegen zweifachen Mordes durch Unterlassen und mehrfacher Körperverletzung verantworten. Sie sollen über Jahre hinweg Frauen in ihr Haus gelockt und dort schwer misshandelt haben. Zwei überlebten das monatelange Martyrium nicht. Ein Urteil wird nicht vor April 2017 erwartet.
Das Landgericht Bonn verurteilt einen Vater, der seine drei Kinder aus dem Fenster einer Flüchtlingsunterkunft in Lohmar geworfen hat, am 3. November zu 15 Jahren Gefängnis. Der 35-jährige Syrer wollte seine Frau mit der Tat bestrafen. Die Kinder überlebten schwer verletzt.
In einer Unterführung am Kölner Hauptbahnhof entdecken Polizisten am 13. November einen brennenden Obdachlosen. Sie können dem 29-Jährigen nicht mehr helfen. Wenige Tage später werden ein Mann (37) und dessen Freundin (31) festgenommen. Sie gehören wie das Opfer der Obdachlosenszene an. Gegen den Mann wird Haftbefehl wegen Mordes erlassen.
Das Wuppertaler Landgericht spricht am 21. November sieben Männe frei, die als "Scharia-Polizei" durch die Stadt patroulliert sein sollen. Sie waren wegen Verstoßes gegen das Uniformverbot oder Beihilfe dazu angeklagt. Das Gericht entschied: Warnwesten sind keine Uniform. Von den Westen sei keine einschüchternde Wirkung ausgegangen.
Eine 32 Jahre alte Dortmunderin darf wegen ihrer Silikonbrüste nicht von der Bewerbung zum Polizeidienst ausgeschlossen werden. Das stellt das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen am 24. November fest. Die Richter geben der Frau Recht, die im Frühjahr 2014 aus medizinischen Gründen bei der Polizei abgelehnt wurde. Sie hatte sich gegen die Entscheidung des Polizeiarztes zur Wehr gesetzt.
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