Suche nach Reemtsma-Lösegeld Rentner soll Hells-Angels-Mitglieder erpresst haben

Aachen · Jahre nach der Reemtsma-Entführung wird ein Geschwister-Paar festgenommen. Es soll Rocker erpresst haben, die angeblich Teile des Lösegelds gewaschen haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Doch wo ist die Beute in Millionenhöhe abgeblieben?

Rockergewalt in Deutschland - eine Chronik
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Bei den Ermittlungen zum Reemtsma-Lösegeld konzentriert sich die Aachener Staatsanwaltschaft auf die Rolle zwei festgenommener Geschwister. Die in Aachen (Nordrhein-Westfalen) und auf Mallorca Festgenommenen sollen Mitglieder des Rockerclubs Hells Angels und aus dem Frankfurter Rotlichtmilieu mit dem Wissen erpresst haben, dass diese Teile des Lösegeldes aus der Reemtsma-Entführung gewaschen hätten. Das Geschwisterpaar war am vergangenen Mittwoch festgenommen worden. Ob sie auch eine Spur zum verschwundenen Lösegeld verfolgt, ließ die Staatsanwaltschaft am Montag offen.

Die Entführung des Hamburger Millionen-Erben Jan Philipp Reemtsma 1996 galt als eines der spektakulärsten Verbrechen der deutschen Kriminalgeschichte und dauerte fast fünf Wochen. Er kam gegen das bis dahin höchste bekannte Lösegeld in Deutschland von 30 Millionen Mark frei. Zwar erhielten die Täter lange Haftstrafen, doch nur ein kleiner Teil der Beute wurde entdeckt. Immer wieder führten Spuren der Transaktionen in die Aachener Region.

Die mutmaßlichen Erpresser sollen in regelmäßigen Zahlungen insgesamt mehrere zehntausend Euro kassiert haben, sagte Staatsanwaltschafts-Sprecher Jost Schützeberg am Montag. Die genaue Summe stehe noch nicht fest.

Der 62-jährige Hauptverdächtige wurde vergangene Woche auf Mallorca gefasst. Ihm wird gewerbsmäßige Erpressung vorgeworfen. Er soll seinen Lebensunterhalt mit dem Geld aus den Erpressungen bestritten haben. Der Auslieferungsantrag ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft gestellt. "Wir hoffen, dass die Auslieferung in Kürze erfolgen wird", sagte Schützeberg. Die 59-jährige Schwester soll den Angaben zufolge "partizipiert" haben.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt eigenen Angaben zufolge nicht wegen Geldwäsche gegen das verbotene Frankfurter "Charter Westend" der Hells Angels. Die Anklagebehörde habe zudem erst kürzlich Ermittlungen im Zusammenhang mit einem Bordell in Darmstadt eingestellt, sagte Oberstaatsanwältin Doris Möller-Scheu am Montag.
Auch dabei war der Vorwurf der Geldwäsche aufgetaucht.

(dpa)
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