Abgesagte Reise mit jüdischem Landesverband Präses Rekowski verteidigt Israel-Papier

Düsseldorf · Präses Rekowski verteidigt ein kritisches Schreiben zur Siedlungspolitik Israels.

Präses Manfred Rekowski (Archiv).

Präses Manfred Rekowski (Archiv).

Foto: Lammertz, Thomas

Die Arbeitshilfe der rheinischen Landeskirche hat den Vorstand der jüdischen Gemeinden in NRW verärgert. Er sagte eine geplante Israel-Reise mit Spitzenvertretern der evangelischen Kirche im Rheinland ab. Der Präses nennt das eine verpasste Chance.

Der Präses der rheinischen Landeskirche, Manfred Rekowski, hat die Absage einer gemeinsam mit dem Landesverband der jüdischen Gemeinden von Nordrhein geplanten Reise nach Israel bedauert. "Für uns ist das ausgesprochen bitter", sagte Rekowski unserer Redaktion. Gleichzeitig stehe er zu der Schrift der evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir), deretwegen der jüdische Landesverband die Reise abgesagt hatte.

Auslöser war ein Gottesdienstpapier des Kölner Pfarrers im Ruhestand, Rainer Stuhlmann, der die israelische Siedlungspolitik kritisiert und die Staatsgründung Israels als Grund zur Trauer für die Palästinenser bezeichnet hatte. Der jüdische Landesverband hatte eine deutliche Distanzierung von diesem Beitrag gefordert als Voraussetzung dafür, dass die Reise mit der evangelischen Kirchenleitung nach Israel doch hätte stattfinden können.

Das hielt der rheinische Präses nicht für notwendig: "Eine Distanzierung konnte es nicht geben. Für uns ist wichtig, auch die Seite der Palästinenser zu betrachten. Wir stehen zwischen den Stühlen, und das ist schwer, aber an dieser Stelle dürfen wir es uns nicht einfach machen", sagte Rekowski. Der Beitrag des Kölner Pfarrers sei sehr pointiert geschrieben, so Rekowski, "zugleich würde ich mir nicht jede Formulierung darin zu eigen machen".

Die christlich-jüdische Delegation hatte eine Reise in das christliche Dorf Nes Ammim nahe der Grenze zum Libanon geplant, wo die Evangelische Kirche im Rheinland seit Jahren ein Projekt zur Verständigung zwischen Christen, Juden und Muslimen fördert. Anlass der Reise sollte der 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels sein, der am 14. Mai begangen wird. "Die Reise wäre eine einmalige Chance gewesen, sich trotz unterschiedlicher Sichtweisen auf die politische Situation im Nahen Osten zu verständigen und menschlich anzunähern", sagte Rekowski. Es sei bedauerlich, dass der ursprüngliche Grund für die Reise - eine Verständigung über unterschiedliche Haltungen im Nahost-Konflikt - nun der Grund für die Absage sei. Aber zum Dialog gebe es trotzdem keine Alternative. Im Mai gebe es dazu auch Gelegenheit.

Die rheinische hat als einzige Landeskirche in Deutschland eine Arbeitshilfe für einen exemplarischen Gottesdienst mit Vorschlägen für Gebetstexte und Lieder veröffentlicht. Der Beitrag leitet die Arbeitshilfe unter dem Titel "70 Jahre Staat Israel - ein Datum im christlichen Kalender?" ein. Der Verfasser, Rainer Stuhlmann, ist ehemaliges Mitglied der Kirchenleitung und war nach seiner Pensionierung fünf Jahre lang Studienleiter in Nes Ammim.

(heif)
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