Anschlag auf Essener Sikh-Tempel JVA bringt Angeklagten drei Stunden zu spät zum Prozess

Essen · Erst drei Stunden später kam einer der Angeklagten zum Prozess um den Anschlag auf ein Gebetshaus der Sikhs in Essen, weil die JVA den Termin versäumt hatte. Zu Beginn hat ein Verteidiger dann von einem "Dummejungenstreich" gesprochen.

 Der Prozess gegen die Angeklagten des Anschlags auf einen Sikh-Tempel am Essener Landgericht findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, da die Angeklagten noch minderjährig sind.

Der Prozess gegen die Angeklagten des Anschlags auf einen Sikh-Tempel am Essener Landgericht findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, da die Angeklagten noch minderjährig sind.

Foto: dpa, nwi

Für das Attentat mit einer selbstgebauten Bombe vor achte Monaten müssen sich drei muslimische Jugendliche beim Landgericht Essen verantworten. Allerdings verzögerte sich der Prozessauftakt am Mittwochvormittag um etwa drei Stunden, weil einer der Angeklagten nicht rechtzeitig von der Justizvollzugsanstalt Heinsberg zum Landgericht gebracht wurde. Der Prozess konnte daraufhin nicht wie ursprünglich geplant um 9 Uhr beginnen, sondern startete erst um 12 Uhr, wie ein Gerichtssprecher gegenüber unserer Redaktion bestätigte. Der Grund für die Verzögerung war nach Aussage eines Sprechers der JVA Heinsberg "menschliches Versagen". Der Termin für den Angeklagten wurde schlichtweg nicht im Kalender vermerkt. "Auch der Angeklagte hat von sich aus nicht auf den Termin aufmerksam gemacht", sagte der Anstaltssprecher zu unserer Redaktion. Nachdem das Versäumnis bekannt wurde, habe man den Angeklagten umgehend zum Landgericht Essen gebracht.

Drei Verletzte bei Anschlag

Die drei zur Tatzeit 16 Jahre alten Teenager sollen das Attentat laut Anklage mit einer selbstgebauten Bombe aus islamistischen Motiven begangen haben, um "Ungläubige" zu töten. Sie hätten sich über soziale Netzwerke kennengelernt und radikalisiert. Die Bombe war am 16. April, einem Samstag, vor einer Eingangstür des Gebetshauses explodiert. Außer dem Priester wurden zwei weitere Menschen verletzt.

Am Mittwochmittag sollte der Prozess beginnen. Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Jugendlichen unter anderem versuchten Mord vor. Der Prozess findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Acht Monate nach dem islamistischen Anschlag auf ein Gebetshaus der indischen Sikh-Religion in Essen leidet die Gemeinde nach wie vor unter den Folgen. "Die Gemeindemitglieder sind bis heute noch geschockt über diesen Vorfall", sagte der Nebenklage-Anwalt des damals schwer verletzten Priesters am Mittwoch kurz vor dem Prozess um den Anschlag. "Mein Mandant und der Vorstand der Gemeinde können diese schreckliche Tat bis heute nicht verstehen." Der Priester habe lange im Krankenhaus gelegen und könne sein Amt weiter nicht ausüben.

"Völlig missratener Dummejungenstreich"

Der Verteidiger des mittlerweile 17 Jahre alten Yusuf T. bezeichnete die Tat vor Journalisten als "völlig missratenen Dummejungenstreich". "Yusuf selbst ist geständig, die Bombe gezündet zu haben. Wir sagen allerdings, er hat nicht versucht, Menschen umzubringen, sondern es war ein völlig missratener Dummejungenstreich mit leider einer schwer verletzten Person."

Auf die Frage, ob Yusuf ein radikalisierter junger Muslim sei, antwortete der Verteidiger, sein Mandant stehe dazu, dass er auf dem völlig falschen Weg war, dass er zwei Jahre lang starken radikalen Einflüssen ausgesetzt war. Er wende sich heute ganz klar von diesen falschen Vorstellungen ab und sage: "Das war alles ein paranoider Wahnsinn, den ich heute selbst nicht mehr nachvollziehen kann."

(siev/lnw)
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