Fünfte Jahreszeit im Rheinland Donald Trump macht Karneval great again

Düsseldorf · In der jecken Session führt am neuen US-Präsidenten kein Weg vorbei. Büttenredner, Wagenbauer und karnevalistisches Fußvolk lassen sich von Aussagen und Aussehen des 70-Jährigen inspirieren. Das ist aber nicht nur lustig.

 Heinz Schmidt, Präsident der IHK Mittlerer Niederrhein, hatte sich beim Generalappell der Prinzengarde der Stadt Mönchengladbach als Donald Trump verkleidet - und viel Spaß dabei.

Heinz Schmidt, Präsident der IHK Mittlerer Niederrhein, hatte sich beim Generalappell der Prinzengarde der Stadt Mönchengladbach als Donald Trump verkleidet - und viel Spaß dabei.

Foto: denisa Richters

"Karneval first!" So konterkariert das Rheinland amerikanisches Großmannsgehabe — zumindest, wenn die Jecken kurz davor sind, das Regiment zu übernehmen. Wahrscheinlich noch weit vor seinem Antrittsbesuch in Deutschland wird der neue US-Präsident Donald Trump hierzulande durch die Straßen ziehen, allerdings leicht verfremdet.

Die Nachfrage nach den eigens angeschafften blonden Perücken sei auf jeden Fall hoch, sagt Björn Lindert, Geschäftsführer des Kostüm-Anbieters Deiters. Wer will, kann die präsidiale Kluft mit Anzug und Schlips vervollständigen. Trump wird also ein Thema im Karneval — ob als Kostümvariante, in der Bütt oder als Mottowagen.

"Jeder Büttenredner hat in diesem Jahr Trump im Angebot"

Jacques Tilly, Düsseldorfer Wagenbauer, hatte schon im vergangenen Jahr vorgelegt und dabei Maßstäbe gesetzt. Sein Trump war einfach ein Arsch mit Ohren. Auch in diesem Jahr wird es natürlich einen Wagen zum US-Präsidenten geben, sagt Hans-Peter Suchand vom Comitee Düsseldorfer Carneval. Tilly habe sicher schon eine Idee im Kopf. "Wie der Wagen aussieht, entscheidet sich aber erst kurz vorher", betont Suchand.

Ähnlich sieht es in Köln aus. Dort ist der Vorlauf aber noch etwas größer, weil auf den Mottowagen auch Menschen mitfahren und damit andere Sicherheitsbestimmungen einzuhalten sind. "Trotzdem können wir noch nichts verraten", berichtet Sigrid Krebs vom Festkomitee Kölner Karneval. "Nur, dass sich im Zug Themen rund um Trump widerspiegeln und mit kölschem Humor aufs Korn genommen werden."

Das gilt selbstverständlich auch für die Karnevalssitzungen. "Jeder Büttenredner hat in diesem Jahr Trump im Angebot", sagt Oliver Decker, Vorsitzender des Literarischen Komitees Düsseldorf. Das sei zunächst auch einmal nichts Besonderes, weil es für jeden Politiker gelte, der sich besonders hervortut. Nur dass Trump dabei mit seinen verbalen Ausfällen, seiner Selbstverliebtheit und seiner politischen Ignoranz eine besonders große Angriffsfläche bietet - sollte man meinen. "Ich weiß nicht, ob das wirklich so ist", sagt Decker. "Humoristisch ist der Mann nicht so leicht zu greifen, weil er eine Satire seiner selbst ist. Vor allem für Kabarettisten ist das ein schwieriges Unterfangen."

Davon kann Bernd Stelter ein Lied singen — und tut es auch. "Ich biete bei meinen Auftritten ein ganzes Musical über Trump", erzählt der Kölner Kabarettist. Der Antrieb dazu, das merkt man ihm an, wurzelt aber auch in einer tiefsitzenden Frustration über das US-Wahlergebnis. Eigentlich hatte er Gags zum Motto "Merci, Hillary — 70 Jahre, blondes Haar" vorbereitet, dann kam die Ernüchterung.

Jetzt arbeitet er sich an Trump ab. "Und so lustig ist der Kollege nicht", sagt Stelter, "Ich wäre dankbar, wenn ich nicht über ihn scherzen müsste." Mit seinem Programm will er denn auch auf amüsante Weise der Welt den Spiegel vorhalten, zum Nachdenken anregen und vor allem seine Zuhörer dazu bringen, es in Deutschland nicht zu ähnlichen Verhältnissen kommen zu lassen. Stelter: "Bei der nächsten Wahl haben wir keine Wahl — es ist unsere Pflicht, wählen zu gehen."

Trump bewegt also die Jecken im Land. Wie sich das im Straßenkarneval niederschlagen wird, muss sich zeigen. Sigrid Krebs zählt auf die Kreativität der Kölner Narren, die, wie sie sagt, zu innovativen Kostümkombinationen neigen. "Da wird die blonde Perücke sicher auch mal zum rot-weiß geringelten Tanzmariechen-Kleidchen getragen."

Fest steht: Es war selten so einfach (und billig), sich einen unverwechselbaren Look zu verschaffen. Ob Oliver Deckers Vorschlag allerdings den Segen der Tierfreunde findet, sei dahingestellt: "Einfach ein totes Meerschweinchen auf den Kopf setzen, Anzug, rote Krawatte — fertig."

(jis)
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