Interview Kraniche sorgen für Hochbetrieb am Himmel

Düsseldorf · Die Kraniche verlassen ihre Winterquartiere im Süden und fliegen über uns hinweg. Manche Zugvögel machen sich gar nicht mehr auf die Reise. Sie finden Nahrung und eine warme Stube in Fabrikhallen.

 In diesen Tagen verlassen die Zugvögel ihre Winterquartiere im Süden und ziehen zu uns zurück. Die Schwärme sorgen für Hochbetrieb am Himmel.

In diesen Tagen verlassen die Zugvögel ihre Winterquartiere im Süden und ziehen zu uns zurück. Die Schwärme sorgen für Hochbetrieb am Himmel.

Foto: dpa, ppl pzi vfd rho

Der Kranichzug steht bevor. Die Vögel überfliegen Nordrhein-Westfalen auf dem langen Weg zu ihren Brutplätzen. Die Kraniche fliegen in Trupps in einer imposanten Häkchen-Formation, ihre trompetenähnlichen Rufe sind weithin zu hören. Ihr westlicher Hauptzugweg führt von der Eifel über Rhein und Ruhr weiter nach Nordosten. Anfang der vorigen Woche waren noch über 130.000 in Spanien, sagt der Vogelexperte des Naturschutzbundes Nabu, Bernd Jellinghaus. Andere Zugvögel haben die Tendenz, den Winter über hierzubleiben. Sie finden Insekten und Wärme in der Nähe von Industrieanlagen.

NRW ist Durchzuggebiet für Kraniche, aber das Spektakel können nicht alle sehen, oder?

Jellinghaus: Es ist eine relativ enge Schneise, die über das Ruhrgebiet weggeht, teilweise über den Niederrhein und Ostwestfalen. Auf dem Frühjahrszug halten die Kraniche sich nicht lange auf. Sie haben es sehr eilig, in die Brutgebiete zu kommen. Ein Großteil, der über uns zieht, brütet in Finnland und in Schweden. Die Vögel, die als erste ankommen, haben die Option auf den besten Brutplatz.

Welche anderen Zugvögel treffen denn zur Zeit ein?

Jellinghaus: Die ersten sind traditionell Bachstelze und Singdrossel.
Wobei sich auch da einiges getan hat: Bachstelze, Star, Zilpzalp und Hausrotschwanz - das sind alles Vögel, die mehr und mehr versuchen, bei uns zu bleiben. Ganz auffällig ist es bei Staren, die den ganzen Winter über dableiben. Das hat es früher nicht gegeben.

Was ist der Grund?

Jellinghaus: Ein Vogel verbraucht nicht gerne Energie. Und wenn er die Möglichkeit hat, so an Nahrung zu kommen, dann bleibt er halt da und zieht nicht.

Welches Futter finden sie hier im Winter?

Jellinghaus: Hausrotschwanz und Bachstelze werden beobachtet, wo große Industrieanlagen sind. Bayer Leverkusen, da kamen die ersten Meldungen. Da war man ganz verwundert. Die Meldungen aus diesem Winter sind aus Bereichen, wo große Hallen zugänglich sind. Die haben eine etwas wärmere Temperatur. Und in den Hallen gibt es Hochregallager und Stahlträger, überall sind da Spinnentierchen oder Insekten.

Aber wie kommen die Vögel in die Hallen?

Jellinghaus: Wir haben, etwa im südlichen Ruhrgebiet, Fabrikhallen, die haben große Tore oder sind nach einer Seite offen. Hallen ziehen Vögel eigentlich immer an, durch die Temperaturen oder durch das Licht. Wir hatten sogar schon einen Anruf, dass ein Uhu in einer Halle saß, und wir haben ihn da wieder rausgefischt.

So etwas wie die warme Stube?

Jellinghaus: Ja, die Vögel beobachten das natürlich: Wenn es gefroren ist, sind diese Bereiche frei. Vor Maschinen haben die keine Angst.
Wir haben auch viele Industriebereiche, wo wir Kästen aufhängen für Turmfalken, Wanderfalken oder Waldkäuze.

Welche sind die letzten Zugvögel?

Jellinghaus: Der Mauersegler kommt um den 1. Mai und ist Anfang August wieder weg.

Obwohl es noch kalt ist, singen die Vögel am Morgen, was bringt sie dazu?

Jellinghaus: Der Hauptfaktor ist Licht. Je länger die Tage werden, je stärker schießen die Hormone ein. Wie der Mensch Frühlingsgefühle hat, kriegen die Vögel das auch. Bei Starkregen oder Schneefall sind sie träger und ruhig, um Energie einzusparen.

ULRIKE HOFSÄHS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(lnw)
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