Statistik für NRW An diesen Schulformen sind die Lehrer am häufigsten krank

Düsseldorf · Fast 1,8 Millionen Tage waren Lehrer in NRW im Jahr 2016 krank. Damit liegt die Krankenstandsquote an den Schulen bei 6,3 Prozent. Besonders dramatisch ist die Lage an Haupt- und Förderschulen.

Krankenstand in NRW: An diesen Schulenformen sind die Lehrer am häufigsten krank
Foto: dpa, cas jhe fux

Höhere Arbeitsbelastung durch steigende Anforderungen - das beklagen die Lehrer. Eltern und Schüler beklagen Unterrichtsausfall wegen Lehrermangel und Krankheit. Der neue Krankenstandsbericht des NRW-Innenministeriums, der unserer Redaktion vorliegt, zeigt erstmals auch, wie es um die Krankheitstage an NRWs Schulen im Vergleich zu anderen Verwaltungsbereichen steht.

Demnach lag die Quote der Krankentage aller Beschäftigten der Landesverwaltung im Jahr 2016 bei 7,16 Prozent. Die Summe aller Arbeitstage aller Mitarbeiter lag in der Landesverwaltung bei 63.787.846. Davon entfielen insgesamt 4.567.375 durch Krankheit. Die Erhebung des Innenministeriums bezieht sich dabei auf alle Krankentage. Also die Tage, an denen jemand krankgeschrieben war, aber auch die Tage, die sich Mitarbeiter für ein oder zwei Tage ohne ärztliches Attest krankgemeldet haben.

Der Krankenstand der Lehrer lag deutlich unter dem der gesamten Landesverwaltung: bei 6,3 Prozent. Insgesamt fielen bei den Lehrern 1.781.723 Krankheitstage an - bei 28.279.887 Arbeitstagen. Beschäftigt waren beim Land NRW 187.811 Lehrer. Im Schnitt war also jeder Lehrer an fast 9,5 Tagen im Jahr 2016 krank.

In anderen Bereichen der Landesverwaltung lag die Krankenstandsquote deutlich höher. Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung kam beispielsweise auf eine Quote von 8,67 Prozent, der Landesrechnungshof auf 9,31 Prozent.

Stefan Behlau, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) in NRW, verwundert das nicht. Lehrer würden ihre Arbeit meist mit einer hohen Professionalität und Motivation ausüben — ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit. Außerdem: Die Schüler müssen im Krankheitsfall auf andere Lehrer verteilt werden. "Das bedeutet eine höhere Belastung der Kollegen, sodass man erst dann nicht mehr kommt, wenn es gar nicht anders geht", sagt Behlau.

Am höchsten war die Quote der Krankentage an Haupt- und Förderschulen. Dabei machte es kaum einen Unterschied, ob die Lehrer verbeamtet oder angestellt waren. An Hauptschulen lag der Krankenstand bei den verbeamteten Lehrern bei 7,96 Prozent, bei Tarifbeschäftigten bei 7,93 Prozent. An den Förderschulen lag die Quote bei Beamten bei 7,56 Prozent, bei den anderen Lehrern bei 7,78 Prozent.

Die niedrigste Krankenstandsquote wiesen die Gymnasien mit 5,1 Prozent bei den Beamten und 4,93 Prozent bei den nichtverbeamteten Lehrern auf. An Grundschulen fielen die meisten Krankentage, vor allem bei verbeamteten Lehrern (406.800 Tage) an. Dort war aber auch die Zahl der Lehrkräfte am höchsten. Die Quoten lagen dort bei 6,26 Prozent (Beamte) und 5,8 Prozent (Tarifbeschäftigte).

An Realschulen lag die Quote sowohl bei Beamten als auch bei Tarifbeschäftigten bei etwas mehr als 6,9 Prozent. Auch die Gesamtschulen und Berufskollegs lagen knapp unter der Quote für alle Lehrer.

Die Lehrergewerkschaften führen die höheren Quoten bei Haupt- und Förderschulen auch auf die Altersstruktur zurück. Die Hauptschulen in NRW hätten den höchsten Altersschnitt in der Lehrerschaft. "Da die Hauptschulen in NRW ein Auslaufmodell sind, wurden keine jungen Lehrer mehr eingestellt", sagt Dorothea Schäfer, Vorsitzende der GEW NRW.

Dass ältere Mitarbeiter häufiger krank sind, zeigt auch die Gesamterhebung des Innenministeriums. Demnach lag die Krankenstandsquote der Mitarbeiter, die über 55 Jahre alt sind, mit 9,76 Prozent am höchsten, gefolgt von den 46- bis 55-Jährigen (7,45 Prozent). An den Förderschulen liege der Krankheitsstand an der hohen Belastung, sagt Schäfer.

Bei der Erhebung des Innenministeriums fällt auf, dass Beamten an allen Schulformen häufiger längerfristig krank sind als tariflichbeschäftigte Lehrer. Bei den mittelfristigen Erkrankungen war es an allen Schulformen umgekehrt. Insgesamt fielen an den Schulen etwas mehr als ein Drittel aller Krankheitstage durch langfristige Erkrankungen an. Als langfristig erkrankt gilt jemand, der mehr als 30 Tage aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten kann.

Sowohl bei den langfristigen, als auch bei den mittelfristigen Erkrankungen von einem Tag bis 30 Tagen lag die Quote bei den Hauptschulen am höchsten.

Durch den Lehrermangel sei die Belastung ohnehin gestiegen, sagt der VBE-Vorsitzende Stefan Behlau. Werde dann noch ein Kollege krank, müssten die Schulen das bisher aus den eigenen Ressourcen stemmen. "Die Schulen bräuchten eine Vertretungsreserve, die immer da ist", fordert Behlau. Der Personalmangel sei nicht gesundheitsförderlich.

(rent)
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