Troisdorf/Krefeld Psychologin: Rückfall der Tierquälerin war zu erwarten

Troisdorf/Krefeld · Eine 19-Jährige hat gestanden, in Troisdorf das Pony Mario getötet und verstümmelt zu haben. Es war nicht ihre erste Tat dieser Art: Vor zwei Jahren hatte sie als "Tierripperin" Schlagzeilen gemacht. Trotz Bewährungsstrafe wurde sie rückfällig. Laut einer Psychologin war der Rückfall der jungen Frau zu erwarten.

Geköpftes Pony in Krefeld: Grausame Spuren nahe der Weide
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Nach einem schockierenden Fund von abgetrennten Tierbeinen in Troisdorf herrscht traurige Gewissheit: Eine psychisch kranke Krefelderin, die im Sommer 2013 am Niederrhein zwei Schafe und ein Pony getötet hatte und vor dem Krefelder Jugendgericht dafür zu einer einjährigen Jugendstrafe mit zweijähriger Bewährung verurteilt wurde, ist rückfällig geworden. In Troisdorf hat sie nach eigener Aussage das Shetlandpony Mario getötet und zerteilt, das früher im Circus Roncalli auftrat.

Wie die Staatsanwaltschaft Bonn am Dienstag mitteilte, wird die heute 19-Jährige erneut psychiatrisch begutachtet. Die engmaschige psychologische Betreuung, die ihr vor eineinhalb Jahren als 17-Jährige im Gerichtsprozess verordnet worden war, hat ganz offensichtlich die neue Entwicklung nicht verhindern können. Vielmehr stellt sich jetzt die Frage, inwieweit auch auf dem Behördenweg Fehler gemacht worden sein könnten.

In einer Pressemitteilung machte die Troisdorfer Polizei den kompletten Fall öffentlich. Demnach herrschte bei den Ermittlern zunächst Ungewissheit, als am 31. Mai ein Pferdeunterstand in Troisdorf brannte. Auf der Koppel standen neben dem Shetlandpony Mario drei weitere Pferde, die später durch die Besitzerin auf einer anderen Koppel gefunden wurden. Mario blieb jedoch verschwunden. Am vergangenen Freitag meldeten sich dann Passanten bei der Polizei, die drei abgetrennte Tierbeine gefunden hatten. Es waren Marios Beine, wie seine Besitzerin Antje Müllenschläder (45) bestätigte. Die Polizei machte den Fall öffentlich. Ein Krefelder Polizist sah diese Mitteilung und meldete sich am Samstag bei den Kollegen in Troisdorf. Es war der entscheidende Hinweis auf die Frau, die inzwischen in Troisdorf lebt. Noch am selben Tag besuchte die Polizei die Verdächtige. Die gestand und führte die Beamten auch zum Tierkadaver. Er lag in der Nähe der Koppel im Wald. Die inzwischen 19-Jährige räumte auch ein, drei weitere Pferdekoppeln in Brand gesteckt zu haben.

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Ihr werden nun der Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, der Diebstahl des Tieres und die vorsätzlichen Brandstiftungen vorgeworfen. Sie befindet sich in Untersuchungshaft. "Die Motivlage ist unklar, ebenso die genaue Vorgehensweise", teilte die Polizeibehörde im Rhein-Sieg-Kreis mit.

Unklar bleibt nun, ob die Tat durch eine rechtzeitige gegenseitige Information der Behörden in Troisdorf, Duisburg und Krefeld untereinander hätte verhindert werden können. Welche Behörde hat wann reagiert? Für die Bewertung dieser Frage ist die Vorgeschichte interessant. Der damals 17-Jährigen war nach Geständnis der ersten Taten 2013 am Niederrhein neben der Bewährungsstrafe empfohlen worden, sich eine Wohngruppe zu suchen. Von den Therapeuten sollte damals festgelegt werden, inwieweit sie sich frei bewegen darf. Weiterhin sollte die Tierripperin 60 Sozialstunden leisten. 1600 Euro gingen damals aus einem Täter-Opfer-Fonds an den Kinderbauernhof und einen Krefelder Pferdehalter.

Nach Informationen unserer Redaktion gestaltete sich danach die Betreuungssuche zunächst schwierig: Die junge Frau fand erst keine Einrichtung, lebte in Krefeld, kam dann aber in einer Einrichtung in Duisburg unter. Das Krefelder Amtsgericht sandte deshalb nach dem Umzug das sogenannte Bewährungsheft mit der Auflage, sich regelmäßig bei einem Bewährungshelfer zu melden, an das Amtsgericht Duisburg. Nach dem aktuellen Umzug der Frau nach Troisdorf wurde aber offenbar nicht direkt reagiert. Das Duisburger Amtsgericht teilte am Montag auf Anfrage mit, die Unterlagen nach dem Umzug der jungen Frau nach Troisdorf erst an diesem Tag nach Krefeld gesendet zu haben.

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Die Duisburger Betreuungseinrichtung, in der die junge Frau zuletzt untergekommen war, bedauert die Entwicklung. Die Geschäftsführerin wollte sich zum konkreten Fall nicht äußern, verwies aber generell darauf, dass sie den jeweiligen Kostenträger der verordneten Maßnahme, also das Jugendamt, im Falle eines Umzugs einer Person umgehend melden würde. In der Einrichtung hatte die Tierripperin gute Fortschritte gemacht. Dass die 19-Jährige rückfällig wurde, ist für Experten dennoch nicht überraschend.

"Das war zu erwarten", sagt Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater. Solche tiefgreifenden seelischen Störungen seien oft schwer zu therapieren, die sadistischen Fantasien meist lebenslang vorhanden. Eine Therapie könne Betroffene allenfalls in die Lage versetzen, diese Fantasien nicht in die Tat umzusetzen - doch dies scheint im Fall der jungen Frau gescheitert zu sein. Menschen wie die Täterin haben laut der Psychologin ein brüchiges Selbstwertgefühl und Selbstzweifel. Sie fühlten sich bei menschlichen Kontakten häufig unterlegen. "Sie empfinden keine Empathie und sind sehr ich-bezogen. Meist haben sie vor der Tierquälerei schon sadistische Fantasien, die sie dann ausleben." Dadurch, dass sie Tiere quälen, verschaffen sie sich ein Machtgefühl.

Dass wieder ein Pferd Opfer der 19-Jährigen geworden ist, könne mit dem Bild dieses Tieres in der Gesellschaft zusammenhängen, so Roth-Sackenheim. "Dem Pferd wird in unserer Kultur etwas sehr Edles, Anmutiges, Schönes und Großes zugeschrieben."

(RP)
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