Razzia: Bandidos Chapter Aachen verboten Kriminelle Rocker kämpfen um Macht in NRW

Düsseldorf · Am Donnerstagmorgen sind die Bandidos in Aachen verboten worden: Die Symbole und Kutten dürfen nicht mehr gezeigt werden, das Vereinsvermögen wurde beschlagnahmt. Bei einer Razzia wurden Schusswaffen gefunden.

Bandidos: Rocker verboten, Waffen beschlagnahmt
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Bandidos: Rocker verboten, Waffen beschlagnahmt

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In NRW eskaliert seit Monaten die Rivalität verfeindeter Rocker wie den Hells Angels und Bandidos. "Wir haben die kriminellen Rockerbanden in NRW schon lange im Visier und den Fahndungsdruck in den vergangenen Monaten immer weiter erhöht. Wir wissen, dass die Bandidos im Aachener Raum ihre kriminelle Vormachtstellung ausweiten wollten. Ihre Methoden sind Bedrohung, Erpressung und Gewalt. Das können und werden wir nicht dulden", erklärte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Donnerstag.

Zuvor hatte sein Ministerium den Rockerclub "Bandidos MC Chapter Aachen" einschließlich fünf seiner Supporter Clubs (Chicanos MC Chapter Aachen, Chicanos MC Chapter Alsdorf, Chicanos MC Chapter Düren, X-Team MC Aachen und Diablos MC Heinsberg) verboten und aufgelöst.

Mehr als 600 Polizeibeamte durchsuchten Donnerstagfrüh zeitgleich das Vereinsgelände und Wohnungen von 36 Mitgliedern "Bandidos MC Chapter Aachen" und dessen Unterstützer in Aachen, Alsdorf, Bonn, Düren, Erkelenz, Erftstadt, Frechen, Geilenkirchen, Koblenz, Köln, Leverkusen, Neuwied, Rhede, Weilerswist, dem Rhein-Lahn-Kreis und dem Landkreis Mayen-Koblenz. Insgesamt wurden 38 Objekte durchsucht.

Mit schwerem Gerät sind die Beamten am frühen Morgen in Alsdorf angerückt. Lkw-weise transportieren sie Beweise ab. Einen Safe holen die Beamten mithilfe eines Baggers aus einer der Holzhütten bei Alsdorf, in denen sich der Bandidos-Supporter Club "Chicanos MC Chapter Alsdorf" niedergelassen hat. Das Gelände ist schwer zugänglich. Lediglich ein Feldweg führt zu den Hütten. Um ihr Vereinsheim haben die Rocker einen Zaun gezogen. An mehreren Stellen sind jedoch Tore eingelassen, die im Notfall eine Flucht ermöglichen.

Scanner für Polizeifunk gefunden

Bei der Razzia in Alsdorf wurden das Vereinsvermögen und die Vereinssymbole beschlagnahmt, teilte das Ministerium mit. Die Polizei fand zudem Schuss- und Stichwaffen sowie einen Scanner, der den Polizeifunk abhören konnte.

Durch das Verbot und die Durchsuchungen seien die Strukturen der Bandidos im Raum Aachen hart getroffen worden, sagte Jäger. Es sei jedoch nicht die letzte Aktion dieser Art, die geplant sei: Auch gegen die Hells Angels soll weiter vorgegangen werden.

"Die Bandidos haben sich abgeschottet, eigene Regeln aufgestellt und sich bewusst gegen die Grundwerte unserer Gesellschaft gestellt", sagte Jäger . Ihre Welt bestehe aus Bedrohung, Gewalt, Waffen und Selbstjustiz. Das Verbot der Bandidos Aachen bedeutet, dass ab sofort den Mitgliedern jede Vereinstätigkeit und die Bildung von Ersatzorganisationen untersagt ist, teilte das Ministerium mit.

Außerdem ist es verboten, die Vereinssymbole in der Öffentlichkeit zu zeigen oder zu verbreiten. Das gilt auch für die sogenannten Kutten. "Außerdem zerschlagen wir ihre Struktur und entziehen ihnen die finanzielle Grundlage", sagte der Minister.

Einen Zusammenhang zwischen der Aktion gegen die Rocker und der Landtagswahl am 13. Mai in NRW wies Jäger zurück. Die Ermittlungen gegen den Verein seien bereits lange vor der Auflösung des Landtags eingeleitet worden, sagte er. Und um ein Vereinsverbot zu begründen, brauche man lange Vorbereitungen.

Schwere Körperverletzung und Schutzgelderpressung

Hintergrund für das Verbot ist ein Prozess gegen mehrere Mitglieder des Aachener Rocker-Clubs: Den Bandidos wird vorgeworfen, unter anderen in der Türsteherszene und als Zuhälter in der Prostitution tätig zu sein. "Dadurch wollen sie sich Marktanteile für ihre Clubs sichern", erklärte Jäger. Außerdem werden ihnen Drogendelikte, schwere Körperverletzung und Schutzgelderpessung vorgeworfen.

Nach Informationen unserer Redaktion besteht kein unmittelbarer Zusammenhang zu einer Auseinandersetzung zwischen den Bandidos und der rivalisierenden Rockergruppe Hells Angels am 21. Januar in Mönchengladbach. Bei einer Massenschlägerei waren damals mehrere Menschen verletzt worden, zwei von ihnen lebensgefährlich. In der Folge hatte es bereits mehrere Razzien gegeben.

Gebietskämpfe in NRW eskalieren

Die Polizei in NRW sieht zunehmend Konfliktpotenzial zwischen den Rockerbanden "Hells Angels" und "Bandidos". "Den Polizeibehörden in NRW liegen Informationen vor, dass der "Bandidos MC" für einen Großteil des Ruhrgebietes und der "Hells Angels MC" für das Rheinland territoriale Ansprüche erheben", teilte das Innenministerium mit.

Neugründungen regionaler Clubs führen demnach zu Auseinandersetzungen um Gebietsansprüche. Beiden Clubs gehören in NRW insgesamt rund 650 Vollmitglieder an. Im Lagebild zur Organisierten Kriminalität in NRW sind einige von ihnen in den Bereichen Menschen- und Drogenhandel sowie mit Gewalt-, Waffen-, Eigentums- und Steuerdelikten auffällig geworden.

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