Menschen aus der Region erzählen Wo die Liebe hinfällt

Düsseldorf · Für andere ist es nur eine Ampel oder ein Schiff: Für Liebespaare aber sind es besondere Orte – zum Beispiel, weil sie dort den Partner fürs Leben fanden oder einen perfekten Abend erlebten. Drei Paare erzählen.

 Ulla und Michael Lindner arbeiteten in einer Firma und waren einander nicht ins Auge gestochen — bis sie in der Mittagspause an der Ampel warteten.

Ulla und Michael Lindner arbeiteten in einer Firma und waren einander nicht ins Auge gestochen — bis sie in der Mittagspause an der Ampel warteten.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Für andere ist es nur eine Ampel oder ein Schiff: Für Liebespaare aber sind es besondere Orte — zum Beispiel, weil sie dort den Partner fürs Leben fanden oder einen perfekten Abend erlebten. Drei Paare erzählen.

Es ist eine normale Verkehrsampel, das Rot nicht wärmer als an anderen Signalanlagen. Doch die Ampel an der Kreuzung Friedrichstraße/Herzogstraße in Düsseldorf-Friedrichstadt ist für Ulla und Michael Lindner ein romantischer Ort: Dort hat es vor 29 Jahren "Klick" gemacht.

Beide arbeiteten damals bei der Mineralölgesellschaft "Total", waren sich im Büro auch ab und zu über den Weg gelaufen, aber sich noch nicht besonders ins Auge gefallen. Bis sie am 3. April 1989 in der Mittagspause zufällig und gemeinsam an der besagten Ampel standen. "Ich ging auf ihn zu, wir grüßten uns, liefen zusammen los und blieben nicht nur jene Mittagspause, sondern bis heute glücklich zusammen", erinnert sich Ulla Lindner (59).

Nach dem richtigen Kennenlernen ging es dann schnell — in ungewöhnlicher Reihenfolge: Im Juni 1990 wurde geheiratet, aber erst im November zogen sie zusammen. "Früher ging es nicht", sagen die beiden. Seine alte Wohnung in Düsseldorf war zu klein, ihre Wohnung in Duisburg teilte sie sich mit einer Katze. "Und ich habe eine Katzenhaarallergie — das ging also nicht", sagt Michael Lindner. Aber ihm zuliebe wurde für die Katze ein neues Zuhause gesucht, und das gemeinsame Leben in Düsseldorf konnte beginnen.

Den Tag, an dem der Blitz einschlug, konnten sie sich gut merken, denn Ulla Lindners Mutter hat am Tag davor Geburtstag. Seitdem haben sie jedes Jahr am 3. April ein Foto gemacht: die ersten sechs Jahre noch an der Kreuzung in Düsseldorf, wo Passanten bei dieser romantischen Geschichte gerne den Auslöser bedienten. Später folgten Fotos in Korschenbroich, wo das Paar 1993 mit seinen zwei Söhnen hingezogen war. "Düsseldorf ist meine Heimatstadt", sagt der 58-Jährige. "Aber in Korschenbroich bin ich zu Hause."

Besonders freuen sich die Lindners, wenn sie es schaffen, die mittlerweile erwachsenen Söhne Lukas (25) und Jakob (23), die inzwischen studieren, am Jahrestag mit aufs Bild zu bekommen. Beim 28. Foto der Familie am 3. April 2018 wird das wieder gelingen — den Ostertagen sei Dank.

 Kathrin Tröger und ihr Freund Marcus führen eine Fernbeziehung.

Kathrin Tröger und ihr Freund Marcus führen eine Fernbeziehung.

Foto: privat

Aus Berlin an den Rhein - der Liebe wegen

Vor zweieinhalb Jahren haben sich Kathrin Tröger und Marcus kennengelernt. Der Neusser besuchte damals Berlin, zufällig liefen sie sich über den Weg. Es folgten stundenlange Telefonate, Mitte Dezember 2015 kam die Berlinerin zum ersten Mal zu ihm an den Rhein. "Als ich ihn das erste Mal besuchte, bat ich ihn, mir seinen Lieblingsplatz zu zeigen", sagt Kathrin Tröger. "Wir liefen die Rheinterrassen entlang in die Düsseldorfer Altstadt und aßen das beste Schokoeis, was ich bis dahin gegessen habe bei Giovanni L." Kurz darauf lernten auch ihre beiden Kinder den neuen Mann in ihrem Leben kennen. Alle kommen gut miteinander aus.

Seit dem ersten Besuch ist ein Spaziergang am Rhein zu einer "Liebestradition" geworden. "Wenn ich ein Wochenende bei ihm verbringe, gehen wir die wunderschöne Promenade lang, halten an unserem Eisladen und genießen für ein paar Stunden unsere Zweisamkeit."

Neben dem Mann hat sich die 37-Jährige auch Hals über Kopf in Düsseldorf verliebt. "Eine so vielseitige Stadt mit tollen, herzlichen und sehr offenen Menschen, die einem sofort ein Heimatgefühl geben", sagt sie. Da könne sich Berlin eine dicke Scheibe abschneiden. "Düsseldorf ist nun meine Herzensheimat", sagt die Berlinerin.

Noch pendeln sie, so oft es geht. Doch beide arbeiten daran, dass die Stadt am Rhein irgendwann auch zur gemeinsamen Heimat des Paares wird.

 Willi und Gisela Verhoeven aus Meerbusch haben sich früher in einer Laube am Rhein getroffen und auf der „Rheintreue“ Polterabend gefeiert.

Willi und Gisela Verhoeven aus Meerbusch haben sich früher in einer Laube am Rhein getroffen und auf der „Rheintreue“ Polterabend gefeiert.

Foto: Bretz, Andreas

Es dauerte, bis es funkte

Am Robert-Lehr-Ufer in Düsseldorf gab es eine kleine lauschige Ecke, eingerahmt von Büschen und Bäumen. Dort auf einer Bank haben sich Gisela und Willi Verhoeven als Verliebte immer getroffen. "Dieser Platz lag ungefähr auf der Hälfte unserer beiden damaligen Wohnviertel Unterbilk und Lohausen", sagt Gisela Verhoeven. Über eine Freundin haben sich die damals 18-Jährigen an Silvester 1968 kennengelernt. Sie fand ihn auf Anhieb sehr nett — "er war schon damals ein Charmeur" —, er war anderweitig gebunden und nicht sofort interessiert. So waren sie zunächst mit ihrer Clique immer gemeinsam unterwegs. Aber dann fanden sie an Christi Himmelfahrt 1969 doch zueinander und trafen sich abends nach der Arbeit häufig an "ihrer Laube".

Mit Blick auf den Rhein wird die Beziehung dann verfestigt: Im Bootshaus der "WSV Rheintreue" feierten sie 1973 ihren Polterabend. Ihr damaliger Chef war Mitglied im Verein, und so landete die Gesellschaft auf dem Schiff am Ufer. Immer wenn sie am Fluss spazieren gehen, werfen sie einen Blick auf die "Rheintreue" und verfolgen, was an Bord so vor sich geht. 1974 zog das Paar nach Meerbusch, die beiden bekamen einen Sohn und eine Tochter. Aus Meerbusch wollen sie nicht mehr weg, aber wenn sie jemand zum Beispiel auf Reisen fragt, wo sie herkommen, sagen sie immer Düsseldorf. "Dazu ist die Verbindung einfach größer", sagt Willi Verhoeven. "Wir sind ja hier aufgewachsen."

Auch wenn die beiden sehr unterschiedlich sind — so sagt er liebevoll, sie sei eine "Erbsenzählerin", wohingegen er schon mal Fünfe gerade sein lasse —, haben sie vor wenigen Tagen ihren 45. Hochzeitstag gefeiert. "Trotz aller Unterschiede liegen wir auf einer Wellenlänge", sagen die 67-Jährigen. Und da ist sie wieder, die Verbindung zum Rhein.

(RP)
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