Ermittler zur Anschlagsdrohung in Essen "Mehrköpfiges Terroristen-Team sollte Angriff ausführen"

Essen · In der Essener Innenstadt blieb das Einkaufszentrum am Limbecker Platz am Samstag aus Sicherheitsgründen geschlossen. Nach Informationen der Polizei lagen konkrete Hinweise auf einen möglichen Anschlag durch mehrere Terroristen vor. Ein sogenanntes "Hit-Team" sollte demnach die Attacke verüben.

Polizei schließt Einkaufszentrum Limbecker Platz in Essen
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Polizei schließt Einkaufszentrum Limbecker Platz in Essen

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Foto: Rene Anhuth/ ANC-NEW

Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass der möglicherweise geplante islamistische Anschlag auf das Essener Einkaufszentrum von einem mehrköpfigen Team von Terroristen ausgeführt werden sollte. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen soll der mutmaßliche Drahtzieher aus dem Dschihadisten-Gebiet in Syrien heraus per Internet-Messenger versucht haben, mehrere Personen für ein Attentat auf das Einkaufszentrum in der Essener Innenstadt zu motivieren.

Nach diesen Informationen vom Samstag sah die Anschlagsplanung vermutlich ein Attentat mit einem sogenannten "Hit-Team" vor. Ein Teil der möglichen Attentäter soll sich demnach in Deutschland befunden haben, ein anderer Teil sollte aus dem Ausland anreisen. Unklarheit bestand am Samstagabend noch über die Personalien der möglichen Attentäter. Unklar war auch, wie viele Terroristen sich an einem möglichen Anschlag hätten beteiligen sollen.

Drahtzieher stammt aus Salafisten-Szene

Bei dem Drahtzieher der Planungen für den Anschlag handelt es sich um ein Mitglied der salafistischen Szene in Oberhausen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Samstag war der Mann vor einger Zeit ins Kriegsgebiet der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach Syrien ausgereist und den deutschen Sicherheitsbehörden bekannt. Er habe seine Kommunikationspartner über einen Messenger-Dienst direkt angesprochen und versucht, sie für den Anschlag zu motivieren.

Die Polizei vernahm am Samstag zwei Männer aus Oberhausen und durchsuchte ihre Wohnungen. Nach dpa-Informationen handelt es sich bei ihnen nicht um direkt Tatverdächtige, sondern um Kontaktpersonen des Drahtziehers der mutmaßlichen Anschlagspläne.

Wohnungs-Durchsuchungen in Oberhausen

Am frühen Nachmittag hatten Beamte zwei Wohnungen in Oberhausen durchsucht. Ermittler drangen gegen 13.30 Uhr in die Wohnung eines Mannes in Oberhausen ein. Sie durchsuchten die Wohnung, der Bewohner wird am Abend noch immer vernommen, wie die Polizei mitteilt. Zu den Hintergründen des Einsatzes schweigt die Behörde. Ein Sprecher sagte lediglich: "Die Durchsuchung steht in Verbindung mit den Ermittlungen nach der Anschlagsdrohung in Essen."

Gut eine halbe Stunde später hatte die Polizei einen zweiten Mann festgesetzt: Er hielt sich in einem Internetcafé in Oberhausen auf. Auch er wird derzeit vernommen, Ermittler durchsuchen seine Wohnung. Der Sprecher betont, dass der "Schwerpunkt der Ermittlungen" zwar in Oberhausen liege, es aber keine konkreten Hinweise auf einen geplanten Anschlag auf das dortige Einkaufszentrum Centro gebe. Da jedoch auch das Centro generell ein mögliches Ziel darstelle, werde die Polizei dort ab sofort deutlich präsent sein.

Zunächst hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet, dass ein deutscher IS-Kämpfer in Syrien mehrere Personen im Ruhrgebiet mit dem Anschlag beauftragt haben soll. In Sicherheitskreisen wurde am Samstagabend betont, es sei sehr ungewöhnlich, dass in einem Dschihadisten-Chat über Anschlagspläne derart konkret wie in dem Essener Fall Ort und Zeitfenster der Tat benannt würden. Dies sei in der Kommunikation von Dschihadisten sonst sehr selten der Fall.

GTAZ eingebunden

Das Gemeinsame Terrorabwehrzentrum von Bund und Ländern (GTAZ) hat sich sehr kurzfristig mehrfach mit den aufgedeckten Anschlagsplänen in Essen befasst. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Samstagabend hatten die Behörden den als Drahtzieher Verdächtigten, einen in Syrien lebenden deutschen IS-Kämpfer aus Oberhausen, seit längerem im Visier.

Die konkreten Pläne für den möglicherweise für Samstag geplanten Anschlag auf das Einkaufszentrum in Essen seien jedoch sehr kurzfristig bekannt geworden, hieß es weiter. In der Folge sei sofort die Essener Polizei informiert worden. Sie riegelte das betreffende Einkaufszentrum ab.

Schwerbewaffnete Polizisten sichern den Komplex

Hundertschaftsbeamte mit Maschinenpistolen stehen seit dem Samstagmorgen rund um das Einkaufszentrum in Essen, das komplette Gebäude ist mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Nicht nur das Einkaufszentrum, auch Parkhäuser blieben am Samstag geschlossen. Der Zugang zur U-Bahn innerhalb des Einkaufszentrums ist weiterhin gesperrt.

In dem Einkaufszentrum am Limbecker Platz befinden sich mehr als 200 Geschäfte. Über seine Facebook-Seite informierte das Einkaufszentrum die Kunden über die Schließung aufgrund der Anschlagshinweise. "Um eine mögliche Gefährdung der Besucher auszuschließen, wurde die Schließung verfügt", hieß es dort. "Wir bitten um Euer Verständnis."

Ein Bürgertelefon ist unter 0201-829-1055 zu erreichen.

Mit Agenturmaterial

(hsr / felt)
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