Bericht des Innenministeriums 120 Verdächtige aus italienischer Mafia-Szene in NRW im Visier

Düsseldorf · Verborgen hinter bürgerlichen Berufen wirft die italienische Mafia ihre kriminellen Familiennetze auch in NRW aus. Während die Bürger sie meist mit Mord und Totschlag in Verbindung bringen, geht es tatsächlich vor allem um Geld.

Chronik der Duisburger Mafia-Morde
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Foto: ddp

Die italienische Mafia spielt in Nordrhein-Westfalen laut einem Bericht des Innenministeriums keine herausragende Rolle unter den organisierten Kriminellen. In 214 Verfahren aus diesem Spektrum, die zwischen 2012 und 2016 in den Polizeibehörden des Landes bearbeitet wurden, gab es nur in zehn Fällen überwiegend italienische Tatverdächtige. Das geht aus einer Antwort von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) auf eine Anfrage aus der SPD-Landtagsfraktion hervor. Das Recherchezentrum "Correctiv" hatte am Freitag darüber berichtet.

Insgesamt zählt die Polizei in NRW etwa 120 Personen zum Spektrum "Italienische Organisierte Kriminalität" (IOK). Sie werden vor allem den mafiösen Organisationen der Ndrangheta, Cosa Nostra sowie in geringerem Umfang der Camorra und der apulischen organisierten Kriminalität zugerechnet. Aufgefallen sind sie vor allem wegen Umsatzsteuerhinterziehung, Drogenhandel und -schmuggel sowie das "Verschieben" von Autos ins Ausland.

Mitglieder sind unauffällig

"Mutmaßliche Mitglieder der IOK führen in Deutschland zumeist ein eher unauffälliges Leben und etablieren sich zum Beispiel als selbstständige Mittelständler und Gastronomen", berichtete Reul. "IOK-Gruppierungen nutzen nach Erkenntnissen der Strafverfolgungsbehörden dabei weltweit bestehende verwandtschaftliche Verbindungen, legale Geschäftsstrukturen sowie die über Jahre hinweg aufgebauten Beziehungen zu anderen kriminellen Gruppierungen."

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Hartmut Ganzke, sieht Handlungsbedarf. "Die Mafia ist auch ein NRW-Problem. Wir erwarten von der Landesregierung Konzepte", sagte er. "Verbrechensbekämpfung kann sich nicht auf die Eindämmung der Einbruchskriminalität beschränken."

2007 hatte eine Fehde zwischen zwei italienischen Mafia-Clans vor allem das Ruhrgebiet in Angst und Schrecken versetzt, nachdem bei einer Schießerei vor einer Pizzeria sechs Männer ermordet worden waren.

(sef/lnw)
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