Messe "Jagd und Hund" Jäger sehen künftig grün

Dortmund · Bis Sonntag läuft in Dortmund die Messe "Jagd und Hund", erwartet werden 80.000 Besucher. Für die Jagd der cleveren Wildschweine steht der Einsatz von Schalldämpfern und Nachtsicht-Optik in der Diskussion.

 Läger auf der Messe "Jagd und Hund" in Dortmund.

Läger auf der Messe "Jagd und Hund" in Dortmund.

Foto: dpa, bt htf

Messen sollen neue Trends präsentieren. Das gilt auch für die "Jagd und Hund" in Dortmund. Dort ist dieses Jahr mehr denn je von Hightech für den Waidmann die Rede - die Digitalisierung macht also nicht halt vor Feld, Wald und Wiese: Lokalisierungs-App nebst GPS-Sender am Hals allzu eifriger Jagdhunde, Lasertechnik für Schussübungen, Hilfe durch Google bei der Reviervermessung, Drohnen zur Beobachtung des Wildes - alles da und dabei, das uralte Waidwerk nachhaltig zu verändern.

Aber noch nie hat ein eher abstraktes Thema eine Messe so sehr geprägt wie dieses Jahr: Die von Osten heranrückende Schweinepest zwingt Jäger wie Politiker zum Umdenken. Ihnen ist längst klar, was da auf uns zukommt - ruinöse Schäden, weil betroffene Bestände in der Tiermast getötet werden müssten. Als einer der möglichen Träger des Virus gilt das Wildschwein. Weil es seinem Name Ehre macht, also ungebändigt lebt, sich über Kilometer bewegt und die Krankheit schnell verbreiten könnte. Ob diese Einschätzung am Ende stimmt, ist umstritten - aber dennoch hat die Angst vor der Seuche Bewegung gebracht in das Regelwerk des Jagens.

Waffenhersteller reagieren auf Angst vor Schweinepest

Konkret: Immer mehr Bundesländer lassen Schalldämpfer zu, weil man durch sie auf eine effektivere Jagd, also mehr erlegte Schweine hofft. Schnell stellten sich die Waffenhersteller darauf ein und bieten entsprechende Nachrüstungen für ihre Gewehre an. Oder entwickeln wie die Firma Blaser mit der "R8 Silence" eine Waffe, bei der ein Dämpfer im Lauf integriert ist. Dass das Thema auf den Nägeln brennt, war auch auf den Messeständen der Hersteller wie Merkel und Mauser unübersehbar - die entsprechend ausgerüsteten Waffen standen im Mittelpunkt des Interesses.

Ihr Vorteil ist der deutlich verminderte Knall (der nicht so leise ploppt wie im Film vorgegaukelt wird). Er schont das Ohr des Schützen und das seines Hundes. Zudem wird der Schuss präziser, denn ungedämpft kann er zum gefürchteten Verreißen der Waffe führen, was im schlimmsten Fall das Tier nur verletzt.

In einem nächsten Schritt halten Beobachter es für denkbar, dass auch bald Nachtsicht- oder Wärmezielgeräte zugelassen werden. Hersteller wie das deutsche Unternehmen Jahnke werben immer offensiver für ihre sehr teuren Optiken (ab ca. 3500 Euro aufwärts), mit denen das nächtliche Jagen sicherer würde. Paradox: Zum Beobachten der Tiere darf man sie nutzen, aber nicht als Zielhilfe.

"Wir Jäger müssen unserer Verpflichtung nachkommen"

Womit wir wieder bei den Wildschweinen wären, deren Bestand aufgrund milder Winter und reichlich Nahrung durch EU-subventionierten Mais- und Rapsanbau explodierte. Wegen der hohen Schäden durch die Tiere in den Feldern und der vermeintlichen Gefahr der Verbreitung der Schweinepest liegt großer Druck auf den Jägern, mehr Tiere zu erlegen. Entgegen der verbreiteten Annahme, das Borstenvieh laufe tagsüber fast schon zahm und offen durch den Wald, sind die Tiere extrem scheu und nachtaktiv. Bei schweren Lichtverhältnissen schießt der seriöse Jäger jedoch nicht, weil er keine Tiere verletzen oder weibliche Schweine mit Frischlingen treffen will.

Das Problem wäre mit Nachtsichtgeräten zu lösen: Ein klarer Anblick und dank der erhellenden Technik die Chance, tödlich zu treffen - die Zahl der Jäger, die das befürwortet, steigt immer weiter. Blaser-Marketing-Chefin Wiebke Utsch, selbst Jägerin, sagt: "Die Bedrohung durch die Schweinepest macht die Freigabe von Nachtsichtgeräten und Wärmezielgeräten wahrscheinlicher. Wir Jäger müssen unserer Verpflichtung nachkommen und diese Technologien waidgerecht und verantwortungsvoll einsetzen."

(RP)
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