Bizarrer Mieter-Streit in Bochum Vermieterin mauert Wohnungstür über Nacht zu

Bochum · Nachbarschaftsstreitigkeiten vor Gericht – das ist keine Seltenheit. In Bochum-Stiepel griff jetzt eine Vermieterin zu einem radikalen Mittel: Sie mauerte über Nacht die Haustür ihrer Mieter zu - und muss jetzt dafür zahlen.

Nachbarschaftsstreitigkeiten vor Gericht — das ist keine Seltenheit. In Bochum-Stiepel griff jetzt eine Vermieterin zu einem radikalen Mittel: Sie mauerte über Nacht die Haustür ihrer Mieter zu - und muss jetzt dafür zahlen.

Dieser Fall vom Wochenende wird für die Vermieterin ein finanzielles Nachspiel haben. Sie muss die Kosten für den Feuerwehreinsatz übernehmen, die eine unrechtmäßig angebrachte Ziegelstein-Mauer beseitigen musste. 483 Euro wird die Stadt Bochum ihr für den Feuerwehreinsatz in Rechnung stellen, teilte eine Sprecherin der Stadt mit.

Das war passiert: Am Samstagmorgen um 7.24 Uhr ging bei der Bochumer Polizei ein Notruf ein, teilte eine Pressesprecherin auf Anfrage unserer Redaktion mit. Die Mieterin einer Einliegerwohnung in der Haarkampstraße in Bochum-Stiepel hatte die Polizei gerufen, weil sie beim Öffnen der Haustür vor eine Mauer guckte.

Die Vermieterin habe, sagte die Anruferin laut Polizei-Einsatzprotokoll, den Eingang zur Wohnung im Parterre über Nacht zugemauert. Den Einsatzkräften ist das Haus in der Haarkampstraße gut bekannt. Im vergangenen Jahr sei sie dort zu mehreren Einsätzen wegen Nachbarschaftsstreits gerufen worden, erklärte die Pressesprecherin. Dort lebt nicht nur die Anruferin Anita H. mit ihrem Ehemann, sondern auch die Vermieterin Christine K., eine Rechtsanwältin.

Die Beamten fanden vor Ort tatsächlich eine zugemauerte Eingangstür vor — und mehrere Vertreter der Presse. Sie waren, so vermutet die Polizei Bochum, von der Vermieterin verständigt worden. "Die Beamten hatten beim Eintreffen den Eindruck, dass die Situation inszeniert ist", erklärte die Pressesprecherin.

Die Vermieterin gab auch unumwunden zu, die Tür blockiert zu haben. Die grauen Ziegelsteine waren mit etwas Mörtel auf Lücke gestapelt worden. Die Polizei forderte Frau K. auf, die Mauer zu entfernen, ansonsten würde das die Feuerwehr tun — und sich den Einsatz bezahlen lassen.

"Sie weigerte sich, der Forderung nachzukommen", sagte die Pressesprecherin. Daraufhin wurde die Bochumer Feuerwehr hinzugerufen, die die Mauer in zwei Stunden abtragen konnte. "Der Mörtel hatte noch nicht angezogen", teilte die Stadt Bochum auf Anfrage unserer Redaktion mit. Um 11.27 Uhr sei der Einsatz beendet gewesen. Die Rechtsanwältin hat bislang nicht auf Gesprächsanfragen unserer Redaktion reagiert.

Medienberichten ist zu entnehmen, dass sich der Streit zwischen dem Mieter-Ehepaar und der Vermieterin schon seit mehreren Jahren hinzieht. 2012 war das Ehepaar in die Parterre-Wohnung im bürgerlichen Stadtteil Stiepel gezogen. Inzwischen liegt ein Räumungsbeschluss für die Wohnung vom Bochumer Amtsgericht vor, gegen den beide Parteien Berufung vor dem Landgericht einlegten. Der Vermieterin dauert der Zeitraum bis zur Räumung zu lange, die Mieter stellen den Räumungsbescheid grundsätzlich in Frage.

"Es wurde schon häufiger Anzeige erstattet", erzählt die Pressesprecherin. Am 1. August startet vor dem Bochumer Amtsgericht ein neues Verfahren, in dem sich Christine K. wegen Nötigung verantworten muss. Bis dahin will das Ehepaar H. schon ausgezogen sein. Es hat bereits eine neue Wohnung gefunden.

(heif)
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