Zeichnungen auf Handtasche Modekette Zara soll Design eines Studenten geklaut haben

Kreuzau · Das spanische Modelabel Zara soll Zeichnungen eines Kunststudenten aus Köln für ein Handtaschen-Design genutzt haben - ohne ihn zu fragen. Der 24-Jährige geht nun gegen das Unternehmen vor. Zara will aber bislang nur wenig Schadensersatz zahlen.

Hat Zara das Design eines Kunststudenten gestohlen?
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Student fühlt sich vom Modelabel Zara bestohlen

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Für den europäischen Hochadel hat sich Boris Schmitz bislang nicht interessiert. Doch Spaniens Königin Letizia hat nun schon zum zweiten Mal in der Öffentlichkeit eine rote Kunstledertasche des spanischen Modelabels Zara getragen, auf der drei Illustrationen zu sehen sind. Und die, so sagt der Kunststudent, stammen von ihm. Eigentlich eine schöne Erfolgsgeschichte. Aber Zara hat den 24-Jährigen aus Kreuzau nie gefragt, ob sie die Zeichnungen für das Taschendesign nutzen dürfen.

"Ich hätte es wahrscheinlich auch nie erfahren, wenn nicht eine meiner Instagram-Abonnentinnen, die bei Zara in Prag arbeitet, die Tasche entdeckt hätte", sagt Schmitz. Die Frau schickte ihm ein Foto der Tasche und fragte: "Sind das nicht deine Sachen?" Schmitz begann, "wie ein Irrer zu recherchieren", wie er sagt. Auf der Tasche, die Zara in Blau und Rot und in zwei verschiedenen Ausführungen anbot, seien drei seiner Porträts, aber auch die eines türkischen und eines französischen Illustrators gewesen.

Schmitz entdeckte die Taschen in den Online-Shops der Modekette und fuhr nach Köln, um sich eine der Taschen anzusehen. Er machte ein Foto. "Kaufen wollte ich sie nicht. Ich geb ja nicht 80 Euro für ein Produkt aus, das ohne meine Zustimmung mein Design trägt."

 Kunststudent Boris Schmitz

Kunststudent Boris Schmitz

Foto: Boris Schmitz

Die Porträts, die in einer sogenannten Einlinien-Technik entstanden sind, gehören nicht zu den neuesten Illustrationen des Studenten, der zur Zeit auch als Vertretungslehrer Kunst an einem Gymnasium unterrichtet. "Da hat jemand in meinem Blog ziemlich weit nach unten gescrollt, um die Bilder zu finden", sagt er. Schmitz schrieb Zara an und verlangte eine Erklärung. "Einen Tag später waren die Taschen im Netz nicht mehr zu finden", sagt er. Eine Antwort hatte er da noch nicht.

Er schaltete den Kölner Anwalt Philipp Obladen ein. "Wir haben Zara abgemahnt und um Auskunft gebeten, wie viele Taschen bisher verkauft wurden", sagt Obladen. Das Unternehmen teilte mit, es seien 50 Taschen in Deutschland verkauft worden und bot an, für die Verwendung des Designs 500 bis 1000 Euro zu bezahlen. "Die wollen das auf kleiner Flamme kochen", sagt Obladen. Es ist aber wahrscheinlich, dass Zara die Tasche weltweit verkauft hat. Nur müsste Obladen in jedem Land einzeln gegen den Konzern vorgehen. "Das ist sehr aufwändig, wir verlangen deshalb eine einmalige Schadensersatzzahlung von 12.500 Euro." Doch das hält Zara offenbar für überzogen — und bietet Schmitz nun 5000 Euro an. "Wir sind weiter in Verhandlung", sagt Obladen. Gibt es keine Einigung, müsste Schmitz klagen.

Der Fall sei ungewöhnlich, auch wenn seine Kanzlei auf Urheber- und Markenrecht spezialisiert ist, sagt Obladen. "Es gibt viel häufiger den umgekehrten Fall: Dass ein großes Unternehmen etwa gegen einen kleinen Online-Händler vorgeht."

Eine Sprecherin der Firma Zara sagte auf Nachfrage unserer Redaktion: "Unsere Gruppe hat 700 Designer, die allein dafür zuständig sind, Mode für unsere acht Eigenmarken zu kreieren." Ansprüche Dritter bezüglich gewerblicher Urheberrechte würden sehr ernst genommen. Boris Schmitz habe Zara darauf aufmerksam gemacht, dass seine Zeichnungen auf zwei Taschen seien. "Wir haben sofort eine Untersuchung des Falls veranlasst und die Taschen als präventive Maßnahme aus dem Verkauf genommen." Man wolle die Situation nun so schnell wie möglich bereinigen.

Boris Schmitz will nicht gierig wirken, wie er sagt. "Ich bin einfach geschockt und wütend, dass sich so ein riesiger Konzern einfach ohne zu fragen nimmt, was er möchte."

Letizia von Spanien bekommt von dem Wirbel um ihr Taschenmodell wahrscheinlich nichts mit. Sie hatte sie Ende September umhängen und Mitte November noch einmal. "Ich versuche, das nicht cool zu finden", sagt Schmitz und lacht. "Ideen zu klauen ist alles andere als cool."

(hsr)
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