Frau wurde getötet und einbetoniert "Mordfall Madeleine": Angeklagter weint und lächelt

Essen · Monatelang versteckte sich die 23-jährige Madeleine vor ihrem Stiefvater in Frauenhäusern. Doch der Mann, der sie immer wieder missbraucht haben soll, kam ihr auf die Spur. Madeleines Leben endete im Schrebergarten des 47-jährigen - in einem Erdloch unter Beton.

Mordfall Madeleine: Prozess startet
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Günther O. kam im roten Trikot von Bayern München in den Gerichtssaal. Er zitterte, weinte und vergrub sein Gesicht hinter seinen tätowierten Unterarmen. Vor sechs Monaten soll der 47-jährige Österreicher seine Stieftochter Madeleine grausam ermordet haben. Die Leiche der jungen Mutter wurde später in seinem Essener Schrebergarten gefunden - unter Zuckerhut-Pflanzen, Erde und Beton.
Vor dem Essener Schwurgericht schwieg der Mann am Mittwoch erst einmal.

Ein Ex-Schulfreund von Madeleine nahm dagegen kein Blatt vor dem Mund. "Er ist ein verlogener Typ", sagte der 23-Jährige auf dem Gerichtsflur über Madeleines Stiefvater. Er selbst war mit Madeleine auf der Förderschule. Das war zu der Zeit, als alle noch in Sachsen wohnten. "Mit ihr konnte man viel lachen, viel Spaß haben." Richtig glücklich sei Madeleine aber wohl nie gewesen. "Ihr Stiefvater hat sie immer angeschrien. Sie musste den Butler spielen. Sie tat mir richtig leid."

Bis 2012 hatten beide noch Kontakt, dann versteckte sich Madeleine in verschiedenen Frauenhäusern und einer geheim gehaltenen Wohnung vor ihrem Stiefvater. Von da an wurde nur noch telefoniert. Bis zu dem Tag, an dem sie verschwunden ist. Das war der 11. Februar 2014. "Ich habe sie danach noch ein paar Mal angerufen, aber sie hat sich nicht mehr gemeldet", sagte der 23-Jährige.

Zu diesem Zeitpunkt war Madeleine schon tot. Ihr Stiefvater soll ihren mit braunen Lautsprecherkabeln verschnürten Leichnam direkt neben seiner Laube begraben haben. Die rund ein Meter tiefe Grube war mit zwei Schichten Gartenschnellbeton, Rindenmulch und Unkrautvlies überdeckt worden. Ein Polizist, der damals vor Ort war, sagte am Mittwoch als Zeuge: "Wir sind erst auf Kopf und Haare gestoßen, dann auf die Beine." Den Beton soll Günther O. einen Tag vor dem Mord in einem Baumarkt gekauft haben.

Oberstaatsanwältin Birgit Jürgens geht davon aus, dass Madeleine am Morgen des 11. Februar 2014 erst brutal geschlagen und dann erstickt wurde. Wahrscheinlich mit einer Decke oder mit einem Kissen. Außerdem war ihr Mund mit einem Geschirrtuch geknebelt. Als die schrecklichen Fotos am Richtertisch gezeigt wurden, lehnte sich Günther O. auf seinem Stuhl zurück. Später berichtete ein Polizist von dem Durcheinander in der Essener Wohnung des Angeklagten. Da lächelte er sogar.

In seinem Fall lautet die Anklage auf Mord, ihm droht lebenslange Haft. Angeklagt ist aber auch sein Sohn. Der 22-Jährige soll Madeleine damals in die Falle gelockt haben. Ihm war es gelungen, über eine Anwältin Kontakt zu seiner Halbschwester aufzunehmen. Laut Anklage hatte er für den 11. Februar - einem Dienstag - schließlich ein Treffen am Gelsenkirchener Hauptbahnhof vorgeschlagen, bei dem er ihr Geld geben wollte. Doch dort wartete bereits ihr Stiefvater. Er hatte ihm vorher angeblich schon eine SMS geschickt. Der Inhalt: "Am Dienstag haben wir sie."

Anderthalb Jahre hatte sich Madeleine vor ihrem Stiefvater versteckt.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Günther O. sie seit ihrem 14. Lebensjahr sexuell missbraucht hat. Er soll auch der Vater ihrer zweijährigen Tochter sein. Im August 2012 war sie schließlich geflohen und hatte den 47-Jährigen angezeigt. Gleichzeitig verklagte sie ihn auf Unterhalt.

Günther O. soll daraufhin alles versucht haben, sie zu finden. Er war voller Hass, heißt es in der Anklage. Einem Freund soll er schon 2012 gesagt haben: "Ich werde Madeleine schon finden. Sie wird irgendwann unter der Erde liegen. Ich werde dann auf ihr herumtrampeln."

(lnw)
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