Münster am Tag nach der Todesfahrt "Es geht weiter. Muss ja"

Am Morgen nach der Todesfahrt in der beschaulichen Altstadt von Münster liegt eine seltsame Stimmung über der Stadt. Zwei Menschen sind am Samstag gestorben, das dritte Todesopfer ist der Täter. Viele Anwohner versuchen trotzdem, weiterzumachen wie sonst auch – doch das gelingt nur bedingt.

Amokfahrt in Münster: Eindrücke am Tag nach der Campingbus-Attacke
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Münster am Tag nach der Todesfahrt

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Foto: dpa, mku fdt

Am Morgen nach der Todesfahrt in der beschaulichen Altstadt von Münster liegt eine seltsame Stimmung über der Stadt. Zwei Menschen sind am Samstag gestorben, das dritte Todesopfer ist der Täter. Viele Anwohner versuchen trotzdem, weiterzumachen wie sonst auch — doch das gelingt nur bedingt.

Es ist ein eigentlich schöner Frühlingsmorgen in der Altstadt von Münster. Verschlafen und ruhig wirken die Straßen, vereinzelt machen Anwohner ihre Runde, gehen mit ihrem Hund spazieren. Es ist fast wie immer — bis man zu den Polizei-Absperrungen kommt.

Diese fallen mittlerweile zwar deutlich weniger massiv aus als am Vortag, trotzdem ist dadurch alles anders im Stadtkern von Münster. Weniger als 24 Stunden ist es her, dass am Kiepenkerl, einem belebten Platz mitten im Zentrum, ein Mann mit einem Campingbus in eine Menschengruppe fährt. Zwei Menschen sterben, der Fahrer erschießt sich anschließend - das dritte Todesopfer.

Wie viel merkt man davon am Morgen danach? "Hier ist es morgens immer so ruhig, das ist nicht anders als sonst", sagt der Mitarbeiter eines Eiscafés. Doch die Ereignisse vom Vortag beschäftigen die Menschen — ausgelöst auch durch die Absperrungen.

"Wie kommen wir denn jetzt zur Überwasserkirche?", fragt ein älterer Mann, begleitet von seinem Enkelkind und Familie. In der zentral gelegenen Kirche nahe des Kiepenkerl begehen am Sonntagmorgen Dutzende Kinder ihre Erstkommunion. "Eine komische Stimmung", sagt eine Frau auf dem Weg dorthin, begleitet von ihrem Mann. "Die Kommunion unseres Neffen hätten wir uns anders vorgestellt."

Anschlag in Münster - Tote und Verletzte nach Amokfahrt
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Todesfahrt in Münster - Tote und Verletzte

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Foto: Rheinische Post

Trotzdem geht das Leben weiter in Münster. In einem kleinen Bistro in direkter Nähe zum Tatort bereiten die Mitarbeiter geschäftig alles für den Tag vor. Mit der Presse sprechen wollen sie nicht. Währenddessen läuten die Glocken des Doms. "Was passiert ist, macht uns alle nachdenklich", berichtet eine alteingesessene Münsteranerin. Etwas ungläubig blickt sie wie alle anderen Anwohner auf die vielen Polizeikräfte, und die vielen auch internationalen Journalisten nahe des Tatorts. Ein Student stoppt kurz auf seinem Fahrrad, fährt dann aber weiter, auf dem Weg in die Uni. "Es geht weiter. Muss ja."

Im Paulus-Dom gibt es am Sonntagabend einen ökumenischen Gedenkgottesdienst, den Bischof Felix Genn leiten will. Schon am Vormittag werden Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) in Münster erwartet.

(hebu)
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