Ritual nach Ramadan Muslime geißeln sich bei Trauermarsch durch Bonn

Bonn · In der Bonner Innenstadt haben sich etwa 130 muslimische Männer getroffen, um mit nacktem Oberkörper durch die Straßen zu ziehen und sich selbst zu geißeln. Mit dem Trauermarsch gedenken die schiitischen Gläubigen jedes Jahr zum Ende des Ramadan ihres verstorbenen Imams Ali.

Muslime beim Trauermarsch durch Bonn
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Singend und mit geschlossenen Augen zogen am Sonntag die rund 130 Schiiten durch die Wenzelgasse in Bonn. Rhythmisch zur Musik schlugen sich die Männer dabei immer wieder mit der flachen Hand so heftig auf die Brust, dass ihnen Tränen kamen. Auf dem Höhepunkt des Trauermarschs trugen sie einen Sarg über ihren Köpfen. Das Treffen wird von der Schiitischen Gemeinde Deutschlands organisiert und fand bereits zum fünften Mal in Bonn statt. Der Trauermarsch dauerte etwa fünf Stunden.

Teilnehmer aus Spanien, Italien, England und Griechenland

Die Männer, die an der rituellen Selbstgeißelung teilnehmen, sind zumeist pakistanischer Herkunft und reisten nach Angaben des Veranstalters aus mehreren europäischen Ländern wie Spanien, Italien, England und Griechenland an.

Mit der Zeremonie am Ende des Ramadan verehren die Schiiten den Imam Ali. In ihm sehen sie den rechtmäßigen Nachfolger des Propheten Mohammed. Er soll Überlieferungen zufolge vor etwa 1400 Jahren mit einem Schwert ermordet worden sein.

Auffällig viele Rücken der Trauernden waren mit Narben übersät. "Das sind die Male einer anderen Form der Selbstgeißelung. Dabei schlagen sich Gläubige mit einem kleinen Messer an einer Schnur auf den Rücken", sagte ein Teilnehmer dem "Bonner Generalanzeiger".

Ein Platzverweis

Im Vorfeld der Veranstaltung hatte die Polizei die Anwohner über die von mehreren Beamten überwachte Demonstration informiert. Wie die Polizei mitteilte, musste ein Platzverweis ausgesprochen werden. Diese Person sei allerdings "nicht Teil der Versammlung gewesen", sagte ein Polizeisprecher.

Zudem habe es einige Beschwerden von Passanten gegeben, auf die die Prozession befremdlich wirkte. Angemeldet hatte der Veranstalter 350 Teilnehmer, gekommen waren nach Angaben der Polizei aber nur 130.

Sorgen um eine eventuell notwendige ärztliche Versorgung von erlittenen Wunden oder Verletzungen müssen sich Teilnehmer, die in Deutschland gesetzlich versichert sind, übrigens nicht machen.

"Kein Arzt lässt eine Wunde unversorgt"

Christopher Schneider von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) sagt: "Kein Arzt lässt eine Wunde unversorgt, wenn ein Patient damit zu ihm kommt." Gesetzlich Versicherte hätten einen grundsätzlichen Anspruch auf Krankenbehandlung, wenn sie notwendig ist.

Sollte sich jemand selbst verletzen, kann die Krankenkasse jedoch den Versicherten an den Kosten ganz oder teilweise beteiligen. "Die Beurteilung der Angemessenheit liegt dabei im Ermessen der jeweiligen Krankenkasse", schreibt die KVNO.

(sb)
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