Nach Verwüstung Neuanfang für Park und Wald nach Sturm "Ela"

Düsseldorf · Pfingststurm "Ela" hinterließ umgekippte Bäume und große Verwüstung. Nachdem die Schäden weitgehend beseitigt sind, zeigt sich: Die Zerstörung hat auch ihr Gutes.

Ela 2014: Sturmschäden in Düsseldorf von oben
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Foto: Hans Blossey

In weniger als einer Nacht zog "Ela" mit Wucht durch Nordrhein-Westfalen. Der verheerende Pfingststurm ließ Straßenbäume umkippen wie Dominosteine und hat mancherorts an Rhein und Ruhr das grüne Bild der Städte auf Dauer verändert — nicht nur zum Schlechten, wie Stadtplaner und Förster inzwischen zu sagen wagen.

Viele, die am Tag nach dem Sturm vor die Tür traten, fanden eine andere Welt vor: Massenhaft entwurzelte Bäume, dazu Äste, die auf Autos und Häuser gekracht waren. Die ersten Aufräumarbeiten dauerten Wochen.

Doch so verheerend das Ausmaß der Zerstörung auch ist, die Tabula rasa bietet aus Sicht von Stadtplanern durchaus Chancen: Bei der Auswahl neuer Straßenbäume können Fehler der Vergangenheit vermieden werden. "Wir werden beispielsweise sparsamer mit Kastanien oder Platanen umgehen", sagt Thomas Eberhardt-Köster, stellvertretender Leiter des Düsseldorfer Gartenamtes. Denn diese werden sehr groß und haben häufig mit Pilzen und Krankheiten zu kämpfen. "Wir wollen auf möglichst standortgerechte Bäume setzen" — etwa auf den widerstandsfähigen Feldahorn statt auf die schnellwachsende, aber nicht sehr langlebige Pappel.

So sieht es eine Woche nach dem Sturm in Düsseldorf aus
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Foto: dpa, fg cul

Auch für den verwüsteten Düsseldorfer Hofgarten gibt es einen Neuanfang, der gleichzeitig der Vergangenheit des Denkmals gerecht werden soll: Die Gartenplaner versuchen, sich dem ursprünglichen Charakter des Parks anhand von Plänen aus dem 18. und 19. Jahrhundert wieder anzunähern. "Diese umfassende Möglichkeit hätten wir ohne Sturm nicht gehabt", erklärt Eberhardt-Köster. Auch die Ruhrgebietsstadt Essen begreift die fehlenden Bäume als Chance. So sei Raum für Experimente mit neuen Arten entstanden, sagt Bernd Schmidt-Knop, Leiter des Grünflächenamtes "Grün und Gruga".

Exoten für Essen

Schon länger testen Grünämter in Deutschland Bäume aus Asien und Südeuropa. Auch in Essen sollen jetzt zunehmend solche Exoten gepflanzt werden: "Wir probieren aus, ob sie mit größeren Temperaturextremen fertig werden", sagt Schmidt-Knop. Dabei sind auch Bäume mit flexiblerem oder härterem Holz — um zu vermeiden, dass heftige Windböen die Kronen derart zerstören, wie "Ela" es getan hat.

Verzicht auf Bäume ist keine Lösung, wie Schmidt-Knop betont: "Eine wichtige Erkenntnis aus "Ela" ist für mich auch, dass gerade Grünflächen die wichtigsten Puffer bei solchen Wetterextremen sind."

In den Wäldern an Rhein und Ruhr richtete "Ela" erhebliche Schäden an. Bis November war der Landesbetrieb Wald und Holz in den Ruhrgebietsforsten damit beschäftigt, umgestürzte Bäume zu zersägen. Auch jetzt sei noch nicht alles Nutzholz abtransportiert, berichtet der stellvertretende Forstamtsleiter Franz-Josef Pauly. Doch auch er kann der stürmischen Zerstörung etwas abgewinnen: ""Ela" hat in vielen Fällen die Arbeit der Waldarbeiter übernommen."

Chance auf Neuanfang

Bei größeren Schadensflächen müssen zwar jetzt neue Bäume gepflanzt werden. Kleinere Kahlflächen spielen den Förstern jedoch in die Karten: Lücken in den Baumbeständen seien wichtig, damit der Wald sich selbst erneuern könne, erläutert Pauly. Nur wo das dichte hallenartige Dach alter Baumkronen durchbrochen sei und Licht auf den Waldboden falle, entstehe eine gesunde Struktur von alten und neuen Bäumen, von dicken Stämmen bis hin zu kleinen Gehölzen.

"In so einem Lichtkegel explodiert plötzlich der Boden geradezu, es gibt eine Chance für eine bunte Mischung. Ein so entstehender mehrschichtiger Wald ist widerstandsfähiger als eine Fläche mit ausschließlich alten Bäumen." Und das sei auch nötig — denn ganz sicher sei "Ela" nicht der letzte Sturm gewesen: "Dass solche Ereignisse in immer kürzeren Abständen passieren und zudem immer heftiger werden, daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen."

(dpa)
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