Lokale Polizei braucht oft Hilfe Lage in Nordrhein-Westfalens "Problemvierteln" spitzt sich zu

Düsseldorf · In Nordrhein-Westfalen breitet sich die Kriminalität in den sogenannten "Problemvierteln" offenbar immer weiter aus. Die örtliche Polizei scheint die Gewalt in diesen Vierteln nicht mehr alleine unter Kontrolle bringen zu können und muss immer öfter um Unterstützung von der Landespolizei bitten.

Nachts unterwegs in Duisburg-Marxloh
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Foto: Christoph Reichwein

37 von 48 Kreispolizeibehörden in NRW (78 Prozent) haben in diesem Jahr Verstärkung von außerhalb angefordert. Das geht aus einer Antwort von Innenminister Ralf Jäger (SPD) auf eine kleine Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Gregor Golland hervor.

Demnach machen der Polizei vor allem kriminelle Familienclans aus dem Libanon, Polen und Serbien schwer zu schaffen. Doch die Ermittlungen gegen dieses Familienverbände gestalten sich für die Polizei als sehr schwierig.

Duisburg-Marxloh - Porträt eines Problem-Stadtteils
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Foto: dpa, mjh fg lof

"Wir kommen in diese Familien nicht rein. Die halten zusammen. Sagen nicht gegeneinander aus. Schweigen bei Vernehmungen, belasten niemanden aus den eigenen Reihen", sagt ein nordrhein-westfälischer Kriminalbeamter.

Dieser enge Zusammenhalt führt dazu, dass die Strafermittlungsbehörden in NRW derzeit offenbar nur drei Verfahren gegen Clans in Bochum, Leverkusen und Dortmund führen. "Das ist aber mit Sicherheit nur die Spitze des Eisbergs", betont der Kriminalbeamte.

Alarmierend ist auch die Brutalität und Aggressivität, mit denen die Clan-Mitglieder der Polizei gegenübertreten. In Gelsenkirchen, und Duisburg kam es in diesem Jahr bereits mehrfach zu Konfrontationen zwischen Polizei und Angehörigen der kriminellen Familienverbänden. Dabei erlitten Polizisten oftmals Prellungen und Quetschungen.

"CDU-Innenexperte Gregor Golland fordert angesichts dieser Entwicklung eine bessere Ausstattung der Polizei: "Da wo kriminelle Parallelgesellschaften die Oberhand anstreben oder diese bereits verfestigen, muss unsere Polizei permanent besser ausgestattet werden", betonte Golland. "Es hilft nicht, das Problem aus politischer Opportunität zu leugnen, so wie es der Innenminister macht", so Golland weiter.

Aufgrund der Kriminalität musste 2015 in den Problemvierteln folgender Städten und Kreise die Polizeipräsenz zeitweise erhöht werden: Aachen, Bielefeld, Bochum, Bonn, Bottrop, Dorsten, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Euskirchen, Gelsenkirchen, Gladbeck, Hagen, Hamm, Heinsberg, Herne, Iserlohn, Kleve, Köln, Lippe, Lüdenscheid, Marl, Mettmann, Minden, Mönchengladbach, Münster, Neuss, Oberhausen, Recklinghausen, Remscheid, Rhein-Erft-Kreis, Rhein-Sieg-Kreis, Solingen, Unna, Witten und Wuppertal.

Trotz dieser Entwicklung will der Innenminister nicht von "No-Go-Areas" sprechen. "In Nordrhein-Westfalen gibt es keine sogenannten rechtsfreien Räume; Straftätern wird nachhaltig verdeutlicht, dass das Gewaltmonopol ausschließlich beim Staat liegt", betonte Jäger. Der Innenminister versicherte, dass die Polizeibehörden auch weiterhin alle "erforderlichen und rechtlich zulässigen Maßnahmen treffen, um gegen Straftäter konsequent vorzugehen und die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten".

(csh)
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