Viele Feuerwehr-Einsätze Sturmtief Billie pustet in NRW sogar Lastwagen um

Essen · Billie, ein Sturm mit Böen von bis zu 90 Stundenkilometern, hat sogar Lastwagen umgepustet. Nach Wind und viel Regen beruhigt sich das Wetter am Wochenende.

Sturm-Einsätze: Umgefallener Baum blockiert Straße in Grefrath
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Sturm-Einsätze: Umgefallener Baum blockiert Straße in Grefrath

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Sturmtief Billie hat am Freitag Nordrhein-Westfalen durchgeschüttelt. Im Flachland seien Böen mit bis zu 80 Stundenkilometer aufgetreten, im Hochgebirge wurden Windgeschwindigkeiten von maximal 90 Kilometer die Stunde gemessen, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Essen mitteilte.

Heftiger Sturm und viel Regen jagten am Freitag über Nordrhein-Westfalen. Auf den Straßen machte sich das Unwetter bereits am Mittag in vielen Städten bemerkbar. Bei Kempen drückte eine starke Windböe einen Lkw von der Straße. Das Fahrzeug landete im Acker, kippte aber nicht um. Ganz in der Nähe, in Grefrath, blockierte ein dicker Baum eine Landstraße. Einige im Stau stehende Autofahrer halfen den Feuerwehrleuten und trugen die Äste mit von der Fahrbahn. Auch in Grevenbroich kippte wegen des Sturms ein Lastwagen um. In Kaarst stürzte der große Weihnachtsbaum am Nachmittag auf eine Weihnachtsmarkt-Bude. Verletzt wurde keiner.

Kaarst: Tannenbaum auf Weihnachtsmarkt kippt um
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Kaarst: Tannenbaum auf Weihnachtsmarkt kippt um

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Glitschige Fahrbahn, Fischgeruch und 16 Kilometer Stau - dieses Erlebnis hatten Autofahrer am Freitag auf der Kölner Autobahn 4. Nach Angaben der Polizei hatte sich plötzlich die Seitentür eines Kühltransporters geöffnet.

Die meisten Weihnachtsmärkte in der Region öffneten planmäßig. Einzelne Buden auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Schauspielhaus in Düsseldorf öffneten erst später. Hier pfiff der Wind besonders ungemütlich. Das Riesenrad am Burgplatz stoppte am Freitagmorgen zwischenzeitlich. Am Donnerstag waren die Weihnachtsmarkt-Stände in Remscheid wegen des Sturms geschlossen worden.

Weihnachtsmarkt-Betrieb in Neuss nahezu uneingeschränkt

In Neuss lief der Weihnachtsmarkt-Betrieb auf dem Münsterplatz fast uneingeschränkt. "Vier Buden am Eingang haben geschlossen, weil es dort ziemlich zieht. Ansonsten gibt es aber keine Problem"", sagte Organisator Josef Kremer am Freitagmittag.

Dezember 2014: Unwetter mit Hagel und Sturm in NRW
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Dezember 2014: Unwetter mit Hagel und Sturm in NRW

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In Grevenbroich teilte der Betreiber Norbert Lupp mit, die Buden eventuell zu schließen, sollte der Wind noch stärker werden. "Auf jeden Fall geöffnet bleiben die Gastronomie-Buden, egal wie stark der Wind weht", sagte er am Freitag. Auch in Mönchengladbach beobachtete der Veranstalter das Wetter und behielt sich kurzfristige Maßnahmen vor, um die Sicherheit der Besucher nicht zu gefährden. In Kleve am Schloss Moyland wurde der Weihnachtsmarkt geöffnet. Die Veranstalter behielten "die Lage weiterhin im Blick".

Auch der Moerser Weihnachtsmarkt blieb geöffnet. Das hatte Michael Birr, Chef des Veranstalters Moers Marketing, nach zwei Krisensitzungen mit Feuerwehr und Wetterdienst entschieden, wie Birr unserer Redaktion am Mittag bestätigt hat. Sollte sich die "Gefahrenlage" ändern, wird kurzfristig reagiert.

Höchste Warnstufe für den Harz

Für den Harz rief der Deutsche Wetterdienst seine höchste Warnstufe aus. Bereits am Morgen wurden nach DWD-Angaben dort auf dem 1141 Meter hohen Brocken Windgeschwindigkeiten von 138 Stundenkilometern gemessen.

Frost ist immerhin nicht in Sicht. Die Temperaturen liegen bei acht Grad. Das sei für Mitte Dezember sehr mild, so die Meteorologin aus Essen. Der Landesbetrieb Wald und Holz warnte in einer Mitteilung weiterhin vor Spaziergängen in den Wäldern und vor dem Parken auf Waldparkplätzen. Vor allem im Sauerland, wo sich dicke Eisschichten auf Bäumen entwickelt hatten und jetzt Tauwetter herrscht, könnten Äste und ganze Baumkronen bei starkem Wind abbrechen.

Zum Wochenende erwarten die Wetterforscher bereits wieder Temperaturen von bis zu elf Grad - von Schnee ist da keine Spur.

Am Donnerstag zeigte sich Orkantief "Alexandra" bereits von einer ungemütlichen Seite: In Krefeld hat es am Donnerstagnachmittag bereits kräftig gehagelt, auch in Duisburg wurden die Straßen gegen 14 Uhr zur Rutschbahn durch große Hagelkörner. In Düsseldorf ist mittags der Himmel dunkel geworden, es regnete stark und stürmte. In Kleve hatte es zehn Minuten sehr stark geregnet - dann klarte der Himmel auf und die Sonne schien. Am Niederrhein gab es einige Einsätze für die Feuerwehr: Am Gocher Berg stürzte ein Baum um.

Auch in Duisburg gab es einen Unwetter-Unfall: Eine 25-jährige Autofahrerin ist gegen 13.15 Uhr auf der Lösorter Straße verletzt worden. Das heftige Gewitter mit Hagelschauer hatte die Straße rutschig werden lassen. Ein plötzlicher Blitz erschreckte die Duisburgerin so sehr, dass sie nach rechts von der Fahrbahn abkam, meldet die Polizei. Der wagen der 25-Jährigen kippte auf die Fahrerseite . Die Frau erlitt einen Schock und verletzte sich leicht. In der Stunde darauf gab es noch acht weitere wetterbedingte Einsätze durch Äste und lockeren Gebäudeteile, meldet die Polizei in Duisburg.

Zwar zieht "Billie" von der Nordsee über Dänemark auf die Ostsee hinaus, es bleibt aber auch in den kommenden Tagen weiterhin stürmisch und nass. In Westdeutschland fallen dabei innerhalb von 24 Stunden bis zu 40 Liter Regen. Mit Schnee rechnen die Meteorologen nur in Höhenlagen oberhalb von 700 Metern - im restlichen Land bleibt es mit Temperaturen um 10 Grad dazu zu warm.

"Billie" und Vorgängertief "Alexandra" hatten bereits am Mittwoch und Donnerstag vor allem auf den britischen Inseln Schäden angerichtet.

(RPO/ dpa)
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