Erdbeben in NRW Forscher hält starke Beben im Rheinland für möglich

Düsseldorf · Der Erdbebenforscher Christoph Grützner geht davon aus, dass die Gefahr von Erdbeben im Rheinland deutlich größer ist als bislang angenommen. Anlass zu der These geben ihm Funde bei Grabungen zwischen Aachen und Köln.

Stärkere Erdbeben mit Schäden in NRW
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Foto: dpa, fg_htf

In einem Interview mit Spiegel Online erklärt Grützner, er habe bei den Untersuchungen in der Niederrheinischen Bucht nur einen Meter unter der Erde Spuren eines starken Erdbebens gefunden: Risse im Boden, die sich über die Jahrtausende wieder verfüllt haben. Im Labor ausgewertete Proben hätten gezeigt, dass sich in dem Zeitraum vor 2500 bis 9000 Jahren die Erde geöffnet haben muss.

Nach den neuen Erkenntnissen, die er auch in seinem Blog erläutert, stützen die Funde die Annahme, dass es in Deutschland durchaus Beben bis zur Stärke von 7,0 kommen kann. "Wir konnten zeigen, dass es auch lange nach dem Ende der Eiszeit sehr starke Beben im Rheinland gab. Das ist neu und spricht dafür, dass die Erdbebentätigkeit zumindest nicht stark abnimmt", sagt Grützner.

Seine Schlussfolgerung: "Auch jetzt noch sind sehr starke Beben möglich." Bisherige Untersuchungen hätten wichtige Hinweise auf Starkbeben möglicherweise übersehen. In Zukunft kann es nach seiner Einschätzung durchaus wieder zu schweren Erschütterungen kommen. Einschränkend heißt es: "Zwischen zwei solch starken Beben an derselben Verwerfung vergehen aber in der Regel mehrere zehntausend Jahre."

Bevölkerung und Behörden empfiehlt Grützner, sich auf den möglichen Fall von Beben vorzubereiten und vor allem Häuser erdbebensicher zu bauen.

In Deutschland gehört das Rheinland nach Angaben des Geologischen Dienstes NRW zu den Regionen mit der höchsten Erdbebengefährdung. Erdbeben wie das Beben von Roermond 1992 mit einem Wert von 5,9 auf der Richterskala seien auch in Zukunft zu erwarten.

Damals waren in NRW 30 Menschen verletzt worden und es kam zu Sachschäden in Höhe von 40 Millionen Euro. Deswegen hat das Land im Mai 2015 eigens ein neues Mess- und Warnsystem installieren lassen.

"Ein extremes Ereignis für die Region"

Dass es Beben solcher Ausmaße im Rheinland gegeben hat, ist laut dem Leiter der Erdbebenstation Bensberg, Professor Klaus-Günter Hinzen, schon seit dem Jahr 2000 bekannt. Damals hatte ein Brüsseler Forschungsteam entsprechende Entdeckungen gemacht. Seitdem gelten im Rheinland Beben einer Stärke von 6,8 bis 7,1 als möglich. "Ein Beben der Stärke sieben wäre ein extremes Ereignis für die Region", sagt Hinzen.

Für Hinzen ändern die Ergebnisse hingegen nicht den jetzigen Blick auf die seismologischen Aktivitäten: "Im Rheinland können sehr starke Beben vorkommen, von denen ich bezweifele, dass wir darauf vorbereitet sind. Ob es aber in dieser Woche oder in 7000 Jahren so weit ist, kann niemand sagen."

(pst)
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